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Offenes Haus. Hell und freundlich erscheint die Stadtteilschule in Drewitz. Dort können die Schüler auch an den Kursen im Begegnungszentrum Oskar teilnehmen.

©  Andreas Klaer

Drewitz: Mehr als nur Unterricht

Die Stadtteilschule Drewitz ist ein Ort der Bildung und Kultur – für Kinder und auch für Erwachsene. Heute vor drei Jahren wurde die Begegnungseinrichtung Oskar gegründet.

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Drewitz - Es ist ruhig im Schulhaus. Der Unterricht in der Stadtteilschule Drewitz hat längst begonnen, die Erst- bis Sechstklässler sitzen in ihren Klassenräumen und lernen. Unter ihnen, im Souterrain des Schulgebäudes, endet gerade der Yogakurs, den das „Oskar. Begegnungszentrum in der Gartenstadt Drewitz“ jeden Mittwochmorgen anbietet. Vereinzelt verlassen erwachsene Frauen in Turnschuhen und Trainingshosen das Gebäude. Die Schulglocke läutet zur Frühstückspause, die Flure füllen sich mit Leben, Kinderlachen und Schuhgetrapppel.

2013 wurde die Grundschule „Am Priesterweg“ zur Stadtteilschule. Die alte Verbindung zwischen den beiden Schulgebäuden war abgerissen und durch einen Neubau ersetzt worden. Der neue Eingangsbereich mit seiner Glasfront ist luftig und hell, eine Sitztreppe aus Holz und Stein ist zum morgendlichen Treffpunkt der Schüler geworden. Offen und einladend ist es hier und das ist Konzept. Auch ein geräumiger Speisesaal mit Oberlichtern hat Platz in dem neuen Gebäudeteil gefunden. Doch das Besondere an diesem Ort ist, dass hier nicht nur Unterricht stattfindet. Grundschule und Begegnungszentrum bilden gemeinsam einen Ort, der Kultur und Bildung miteinander vereint und der als Herzstück in den gesamten Stadtteil Drewitz hinausstrahlt.

„Für die Kinder ist es ganz normal, dass täglich auch Erwachsene in die Schule kommen“, sagt Kathleen Walter, Leiterin des Begegnungszentrums Oskar. „Kindergartenkinder, Rentner, behinderte Menschen und Fachleute – die Schulkinder begegnen so vielen unterschiedlichen Menschen und können daraus viel lernen“, bestätigt auch Schuldirektorin Elvira Eichelbaum. „Der Lebensraum Schule ist vielfältiger geworden und hat sich damit an die wirkliche Lebenswelt der Kinder angepasst.“

Yoga, Breakdance, Ehrenamtssprechstunde, auch Gardetanz und ein Kunstkurs stehen allein an diesem Mittwoch auf dem Programm des Oskar. „Wir arbeiten nicht nur eng mit der Schulleitung, sondern auch mit zahlreichen Kooperationspartnern zusammen“, so Kathleen Walter. Dazu zählen etwa die Arbeiterwohlfahrt (Awo), das Christliche Kinder- und Jugendwerk Arche oder der Sportclub Potsdam. Mittlerweile haben die Beteiligten ein Programm auf die Beine gestellt, das sich durchaus mit dem eines Kulturzentrums vergleichen lässt. Es gibt regelmäßig einen Filmabend, offene Proben der Kammerakademie Potsdam, einen Chor, eine Fahrradwerkstatt, verschiedene Sportkurse, Beratungsangebote und das alljährliche große Opernprojekt, an dem nicht nur sämtliche Kinder der Schule, sondern auch viele Erwachsene aus dem Stadtteil beteiligt sind. Außerdem können Interessierte an Beratungen zu Mutter-Kind-Kuren teilnehmen, eine Stabpuppenspielgruppe besuchen oder den Sprachunterricht wahrnehmen. Jeden Freitagnachmittag treffen sich Seniorinnen zum Rummikubspielen – ein besonderes Spiel ähnlich dem Spiel Rommé. Und die Sarah Wiener Stiftung bildet mit der Initiative „Ich kann kochen!“ Pädagogen im Kochstudio des Begegnungszentrums zu sogenannten Genussbotschaftern aus.

„Es gibt Angebote für Schüler, die die Schule allein finanziell und personell gar nicht leisten könnte“, ergänzt Elvira Eichelbaum. Etwa das Projekt „StadtSchwung“, in dem Kinder der Grundschule einmal in der Woche einen Breakdance- und Parcourskurs belegen können – kostenfrei. Realisiert wird der Bewegungskurs in Kooperation mit der Initiative Kultür Potsdam, die die kulturelle Teilhabe von Menschen mit geringem Einkommen fördert. Der Kurs zähle neben einer Schreibwerkstatt, in der die Kinder, angeleitet von einer Kinderbuchautorin, eigene Geschichten schreiben und in einem selbst illustrierten Buch festhalten könnten, zu den Highlights des Schulnachmittags, sagt Elvira Eichelbaum.

„Stadtteilarbeit findet nicht nur in einem Haus statt“, sagte die Chefin des Begegnungszentrums, Kathleen Walter. Ihre Aufgabe sieht die Erziehungswissenschaftlerin auch und gerade darin, in den gesamten Stadtteil hineinzuwirken, die Ideen der Bewohner aufzugreifen und sie zur Teilhabe zu ermutigen. In den Elternversammlungen der Schule stellt das Begegnungszentrum seine Arbeit vor und findet so den Weg zu den Bewohnern des Kiezes. „Seit dem vergangenen Jahr sind wir vermehrt auch draußen im Stadtteil aktiv“, so Walter. Etwa mit der „Fête de la Musique“ am 21. Juni im Konrad-Wolf-Park oder dem „Rock am Löschteich“, einem Festival, das nun immer am letzten August-Wochenende stattfindet. „Es ist wichtig, im Stadtteil präsent zu sein“, sagt sie. Denn nur so könne man letztlich ein verlässlicher Ansprechpartner für die Bewohner sein.

Dass dies mittlerweile gut gelingt und das Oskar angenommen wird, zeigt die Entwicklung der Schule: „Noch vor einigen Jahren hatten wir zum Schulbeginn genauso viele Anmeldungen, wie wir Plätze hatten“, sagt Schuldirektorin Eichelbaum. Inzwischen habe sich das geändert. „Auf 75 freie Plätze kommen nun 100 Anmeldungen.“ Die Stadtteilschule ist für Eltern und Schüler attraktiv – das habe sich auch in den anderen Stadtteilen herumgesprochen. „Ich bemerke das auch an unseren Schülern“, so Eichelbaum. „Sie sind zufriedener und diese Zufriedenheit nehmen sie mit nach Hause.“

Die offizielle Feier zum dritten Jahrestag findet heute ab 18 Uhr im Begegnungszentrum statt. Am Samstag feiert die Stadtteilschule Drewitz mit einem Familiennachmittag ab 15 Uhr in der Oskar-Meßter-Straße 4–6.

Heike Kampe

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