Landeshauptstadt: Mehr als nur Versteigerungen
Das Potsdamer Amtsgericht öffnete gestern seine Säle für den Publikumstag
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Das Potsdamer Amtsgericht öffnete gestern seine Säle für den Publikumstag Innenstadt – Günther Jauch war auch schon da. Mehrmals. „Neulich auch ein Anwalt des Hamburger Modeschöpfers Wolfgang Joop“, sagt Ullrich Duehring, Rechtspfleger am Amtsgericht Potsdam. Die prominenten Bieter lockern Duehrings ansonsten sehr ernste Arbeit wenigstens von Zeit zu Zeit ein wenig auf: der gebürtige Bochumer ist am Amtsgericht zuständig für die Zwangsversteigerungen von Immobilien. Gestern stellte er beim Tag der offenen Tür an der Hegelallee die Art und Weise von Versteigerungsverfahren näher vor. „Die sprichwörtlichen Koffer voller Geld hab ich schon mehrmals gesehen - die gibt''s tatsächlich“, sagt Duehring. Auch in Zeiten von Kreditkarten und online-banking müssten Bieter beim Zuschlag zehn Prozent der gebotenen Summe in Bar hinterlegen können. Zusammen mit sieben Kollegen betreut Duehring sämtliche Immobilien-Versteigerungsverfahren in Potsdam und Umland. „Zur Zeit haben wir mit rund 1000 neuen Vorgängen jährlich ein konstant hohes Niveau.“ Die meisten Fälle werden - so denn die Eigentumsverhältnissse geklärt sind - binnen Jahresfrist abgewickelt. Um allzu große Schnäppchen zu verhindern – und etwaige Gläubiger nicht zu benachteiligen –, dürfen die Gebote zunächst nicht unter der Hälfte des taxierten Wertes liegen. Diese Grenze fällt erst beim zweiten oder dritten Versteigerungstermin. Duehring warnt Gläubiger, die ein Objekt ersteigern wollen, vor zu schnellen Geboten: stets müssten die Verbindlichkeiten der übrigen Gläubiger mitbedacht werden. Ein Makler habe vor Jahren, weil er dies nicht bedacht hatte, später erfolglos gegen die Übernahme von Verbindlichkeiten seines ersteigerten Objekts geklagt, so der Rechtspfleger. Im Foyer des Amtsgericht stellt an diesem Tag Gisela Stahn die Arbeit des Schiedsgerichts vor. „Wenn ein Hausbesitzer seinen Zaun trotz sichtbarem Grenzstein auf des Nachbarn Grundstück baut, dann ist das zunächst ein Fall für uns“, erklärt Stahn, Schiedsfrau aus Kleinmachnow. Das Schiedsamt sei eine vorgerichtliche Instanz zur Lösung von Nachbarschaftskonflikten, leichten Tätlichkeiten oder Beleidigungen. Erst wenn die Vermittlungsversuche scheitern, kann Klage beim Gericht eingereicht werden. In diesem Jahr musste sie bislang zehn Konflikte lösen. Tendenz leicht steigend. Doch Zwangsversteigerungen und Schiedsgericht sind nur zwei Arbeitsfelder des Amtsgerichts, das sich in der Hauptsache mit Strafverfahren aller Art beschäftigen muss. Insgesamt verzeichnete das Gericht an der Hegelallee im vergangenen Jahr über 24 000 Verfahrenseingänge, davon waren mehr als 15 000 Strafrechtssachen, 1170 betrafen das Jugendstrafrecht.
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