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Landeshauptstadt: Mehr als sieben Buchstaben

Die MS Wissenschaft hat in Potsdam mit einer Ausstellung über Sprache festgemacht

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Innenstadt – Sprache ist mehr als Worte: Wer das nicht glaubt, braucht nur das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft aufzusuchen, das noch bis Montag im Hafen an der Langen Brücke angelegt hat. Im Rumpf des 105-Meter-Riesen kann man nicht nur erfahren, wie Sprache entsteht, wie viele Sprachen es gibt, und dass manche Sprachen nur noch von sieben Menschen gesprochen werden, andere von 900 Millionen. Nein, man kann auch einen merkwürdigen Raum betreten, in dem man dann plötzlich eingesperrt ist. Den Instruktionen ist zu entnehmen, dass eine kleine Öffnung bleibt, um sich mit der Außenwelt in Verbindung zu setzen.

Man ist erst einmal vollkommen perplex, versucht, die Türen alleine aufzubekommen. Doch es hilft nichts, man muss seine Sprache einsetzen, eine Kommunikation mit der Außenwelt aufnehmen, um aus dem Gefängnis wieder herauszukommen. Wenn das glückt, dann weiß man, dass Sprache mehr als Worte ist. Wenn nicht, dann gibt es immerhin einen Notausgang.

Die MS Wissenschaft ist seit 5. Juni auf einer Fahrt quer durch Deutschland. Start war in Hamburg, nun geht es über Potsdam, Köln, Frankfurt (Main) und Karlsruhe durch 34 Städte bis nach Passau. Das Schiff ist zum sechsten Mal auf deutschen Binnengewässern unterwegs, vor zwei Jahren hatte das ehemalige Frachtschiff schon einmal zum Einstein-Jahr in Potsdam fest gemacht. Diesmal schippert es zum Jahr der Geisteswissenschaften eine Ausstellung zu Sprache und Kommunikation durchs Land.

Die Ausstellung ist in weiten Teilen interaktiv gestaltet, vor allem für Kinder ein Vorteil, wenn man die Erfahrungen selbst machen kann. Aber auch für Erwachsene eine überraschende und anregende Auseinandersetzung mit unserem wichtigsten Kommunikationsmittel. Etwa das Spiel mit den Hieroglyphen. „Der Mann und die Frau hören dem Schreiber zu“, heißt der Satz, den man aus fünf Hieroglyphen bilden soll. Am Ende war alles falsch: Der Mann war eine Frau, das Zeichen für Schreiber bedeutete geben und so weiter.

Eine Station zuvor ist ein Gehirn zu sehen, über Schalter lassen sich die einzelnen Gehirnregionen aktivieren, die zum Sprechen notwendig sind. Interessant dabei vielleicht, dass die Hirnregion, die für das Erkennen von Fehlern zuständig ist, die kleinste ist. Eine andere Erkenntnis bei den Tiersprachen. An einem Bildschirm soll man die Geräusche, die Tiere von sich geben, um Artgenossen etwas mitzuteilen, den jeweiligen Verursachern zuordnen. Und wer glaubt, dass Fische stumm sind, der irrt. Es stellt sich heraus, dass die merkwürdigsten Geräusche von den Fischen kommen.

Sprechen ist für die meisten Menschen etwas ganz Selbstverständliches. Diese Ausstellung nun regt dazu an, darüber nachzudenken, was Sprache überhaupt ausmacht. Dabei geht sie nicht unbedingt in wissenschaftliche Tiefen. Doch wer sich durch die vielen praktisch erfahrbaren Exponate angeregt fühlt, der kann in Broschüren der Forschungsinstitute sein Wissen erweitern.

Am Ende ist man wieder am Anfang der Ausstellung und sieht an der Wand, dass Sprache nicht nur mehr als Worte ist, sondern auch mehr als ein Wort mit sieben Buchstaben: perasch, ceshrap, pascher lauten drei von vielen weiteren Kombinationen.

Die MS Wissenschaft liegt mit ihrer Ausstellung zum Jahr der Geisteswissenschaften vom 13. bis 16. Juli an der Langen Brücke vor Anker, geöffnet ist von 10-19 Uhr, montags 9-18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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