20 Jahre Kindertreff am Stern: Mehr als Spaghetti
Im Kindertreff am Stern werden seit 20 Jahren Kinder betreut. Hier wird zusammen gekocht, gespielt, werden Hausaufgaben gemacht. Heute wird der 20. Geburtstag gefeiert
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Nudeln gehen immer. Es ist kurz nach 15 Uhr, Dustin, zehn Jahre alt, und sein Kumpel Benedikt, elf Jahre alt, haben gerade gegessen, der große Topf mit Bolognese-Soße steht noch auf dem Tresen. Für Nachzügler. Wer länger Unterricht hat, der trudelt oft erst am späten Nachmittag im Kindertreff am Stern ein. Und wird auch noch satt.
Bis zu 45 Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren kommen täglich in die Einrichtung, sagt Lars Kiwel, Kindertreffleiter. Für 20 Kinder ist das Haus am Keplerplatz Hort-Ersatz, sie werden hier täglich betreut. Die restliche Klientel ist Laufkundschaft: Kinder und Jugendliche, die hier am Nachmittag ihre Freude treffen, Hausaufgaben machen, die Bastel- und Sportangebote des Hauses nutzen. „Abhängen“ würden die beiden Jungs sagen. In dieser Woche sind sie allerdings auch mit Proben beschäftigt: für das Festprogramm zum 20-jährigen Jubiläum. Am heutigen Freitagnachmittag wird das mit einer Party im Haus auf dem Keplerplatz gefeiert.
Als sie am 30. August 1995 eröffneten, gehörte das Haus des Sozial-Therapeutischen Instituts Berlin-Brandenburg e.V. (Stibb) zu den allerersten, die Kinderbetreuung in freier Trägerschaft anboten. Als der Flachbau neben dem Supermarkt frei wurde, weil der Jugendklub auszog, bewarb man sich um das Haus. Der Bedarf in dem Gebiet Am Stern, gut erreichbar von Babelsberg und Kirchsteigfeld und Schlaatz, war groß. Ist er noch heute. „Wir haben Wartenlisten für die Hortplätze“, sagt Kiwel.
Drei Betreuer arbeiten hier, dazu kommen Praktikanten und Helfer vom Bundesfreiwilligendienst. Sonst wäre es manchmal eng. Die Kinder brauchen schließlich mehr als Spaghetti: Viele suchen hier auch erwachsene Ansprechpartner. Und einen Ort, an dem sie etwas Halt finden. Nach wie vor leben hier im Umfeld viele alleinerziehende Eltern, sagt Kiwel, aber auch Familien, in denen nachmittags einfach keiner da ist. Wie bei Louise. Die Zehnjährige stand schon mit sieben Jahren vor der Tür vom Kindertreff. „Ich hatte einen Hausschlüssel, aber zu Hause war niemand, Mama und Papa haben gearbeitet“, sagt sie. Kiwel hatte nicht das Herz, sie nach Hause zu schicken, nur weil sie zu klein war. „Manchmal machen wir Ausnahmen“, sagt der Sozialpädagoge.
Auch Elternarbeit ist ein Schwerpunkt des Treffs: Wenn den Mitarbeitern etwas auffällt, bieten sie Elterngespräche an oder vermitteln weitere Hilfsangebote, die Zusammenarbeit mit der Zweigstelle des Jugendamts am Stern klappt gut. Im Kindertreff finden außerdem Workshops zu bestimmten Themen und Problematiken statt. Allerdings sei das Viertel weniger problembeladen als noch vor einigen Jahren, sagt Kiwel. Vorfälle mit Gewalt haben stark abgenommen.
Alle Angebote im Kindertreff, selbst das Mittagessen, sind kostenfrei. Und gut nachgefragt. „Manchmal rufen Eltern abends an und fragen, ob wir nicht mal ihr Kind nach Hause schicken können“, sagt Kiwel. Tatsächlich müssen manche um 18 Uhr hinauskomplimentiert werden. Auch deshalb ist der Treff das ganze Jahr über geöffnet, selbst in den Ferien. Einzige Ausnahme: Ausflüge und die jährliche Ferienfahrt. In diesem Sommer ging es an die polnische Ostsee.
Solche Fahrten sind nur mit Spenden möglich, die Eltern müssen nur einen Teil der Kosten tragen. Über Fördermittel der Stadt werden Mieten und Personalkosten gedeckt. Im vergangenen Jahr konnte eine komplette neue Küche eingebaut werden – finanziert über ein Benefizprogramm von Vodafone, Porta legte zuletzt auch noch etwas drauf. Weniger schick sieht es in den restlichen Räumen aus. Das Mobiliar ist zusammengestückelt, der Sportraum fast komplett leer. Hier finden Musik-, Tanz- und Akrobatikkurse statt, auch Louise macht hier Hip-Hop. „Aber wir hätten auch gern mal eine Sprossenwand“, sagt Kiwel. Die Tischtennisplatte ist seit Wochen kaputt. Sie haben die Firma angeschrieben, damit sie repariert wird. „Aber die melden sich nicht, die wollen uns wohl lieber eine neue verkaufen“, sagt er.
Tanzen kann man immerhin ohne viel Drumherum, und bei gutem Wetter spielen sie viel draußen, Basketball, ein wenig bolzen. Wenn sie einen richtigen Sportplatz benutzen wollen, laufen sie rüber auf den Campus der benachbarten Schule. Es gibt außerdem einen Rückzugsraum zum Hausaufgabenmachen und für Gesprächskreise sowie einen Bastelraum. Hier sitzen gern die Mädchen, werkeln mit Holz oder Textilien. Die alte Nähmaschine ist futsch. Aber das geht auch gut mit der Hand, davon sind die Mädchen überzeugt.
Kinder- und Nachbarschaftsfest am heutigen Freitag von 14 bis 18 Uhr mit Theater, Tanz und Musik von „PampelMuse“ auf dem Keplerplatz
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