Fluglärm: Mehr Anflüge über Berlin und Potsdam befürchtet
Der Fläming soll entlastet werden: Bundesverkehrsministerium und Deutsche Flugsicherung streiten über die Auswirkungen
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Potsdam/Region Teltow- Potsdam, Berlin und der Region Teltow droht möglicherweise mehr Lärm durch Anflüge zum künftigen Hauptstadtflughafen BER als bisher angenommen. Die Diskussion um die Flugrouten ist durch die jüngste Ankündigung des Bundesverkehrsministeriums erneut angeheizt worden. Demnach sollen Maschinen im Anflug den Fläming und Teile Märkisch-Oderlands nun doch nicht so tief überqueren wie bislang geplant. 50 Kilometer von Schönefeld entfernt sollen sie jetzt bis zu 1800 Meter statt bis zu 1200 Meter tief fliegen. Ziel sei es diese Regionen zu entlasten, hieß es. Dadurch könnten jedoch Potsdam, Berlin und die Region Teltow stärker belastet werden, sagte der Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS), Axel Raab, gestern den PNN.
Der Hintergrund: Erste Simulationen der DFS würden zeigen, dass mit der neuen vom Bund vorgegebenen Regelung Kapazitätsprobleme im Luftraum über dem Fläming zumindest in Spitzenzeiten zu befürchten wären. Die mögliche Konsequenz laut Raab: Um zusätzliche Warteschleifen und Verspätungen zu verhindern, müssten die Maschinen aus Richtung Osten und Norden bereits früher zum Landeanflug abdrehen – also über Potsdam, Berlin und die Region Teltow. Dort müsste mit mehr Flugverkehr als bisher angenommen gerechnet werden. In der kommenden Woche will die DFS dem Bundesverkehrsministerium eine genaue Analyse liefern. Gerade um Berlin und Potsdam zu entlasten, habe die Flugsicherung mit niedrigeren Flughöhen in entfernteren Gebieten geplant.
Das Bundesverkehrsministerium widerspricht indes den Warnungen der DFS. Mit der Neuregelung der Flughöhen über dem Fläming sei keine zusätzliche Belastung von Berlin, Potsdam und Teltow zu erwarten, sagte ein Sprecher gestern den PNN. „Aus derzeitiger Sicht können die Verkehrsmengen für den BER auch mit dem neuen Konzept bewältigt werden“, versicherte er. Sollten in der Praxis dennoch Probleme auftreten, könnte man jederzeit darauf angemessen reagieren. Mit der Festlegung einer größeren Flughöhe habe man auf Kritik aus den betroffenen Regionen, speziell aus Märkisch-Oderland und Potsdam-Mittelmark reagiert, hieß es aus dem Ministerium.
In Potsdam und der Region Teltow schrillen indes bereits die Alarmglocken. „Auch wir sind für höhere Anflüge über den Fläming, aber die Lösung der Probleme darf keinesfalls darin bestehen, unsere Region noch stärker zu belasten“, sagte der Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Fluglärm und der Kleinmachnower Bürgerinitiative, Matthias Schubert, gestern auf Anfrage. Fakt ist, dass die anfliegenden Maschinen bei Großbeeren eine Höhe von 1000 Meter erreicht haben müssen. Das würde laut Schubert bedeuten, dass sie die Region Teltow bereits in einer Höhe zwischen 1200 und 1500 Meter überqueren müssten.
Grundsätzlich zeige die aktuelle Diskussion um die Flugrouten erneut, dass die verschiedenen Regionen untereinander ausgespielt werden sollen, so Schubert. Deshalb sei es wichtig, den Fokus des Widerstandes auf den Kampf um ein umfassendes Nachtflugverbot und gegen eine weitere Kapazitätsausweitung des BER zu legen. „Wenn der BER zu einem internationalen Drehkreuz wird, wären ohnehin alle Regionen stark betroffen“, sagte Schubert.
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