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Landeshauptstadt: Mehr Arbeitslose trotz neuer Jobs
Arbeitsmarkt im Bereich der Potsdamer Arbeitsagentur insgesamt positiv, im Stadtgebiet aber rückläufig
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Immer mehr neue Jobs, aber auch etwas mehr Arbeitslose: Das ist die aktuelle Bilanz der Arbeitsagentur. Während sich der Arbeitsmarkt im Bereich der Potsdamer Arbeitsagentur insgesamt weiter positiv entwickelt, ist die Dynamik in der Stadt selbst offenbar vorerst verloren gegangen. Demnach verbesserte sich die Arbeitslosenquote im Südwesten Brandenburgs nach Agenturangaben zwar im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat von 7,1 auf 6,8 Prozent. In Potsdam blieb sie aber fast konstant – gegenüber September stieg sie sogar wieder leicht um 0,1 Prozent auf 5,8 Prozent. „Es ist schon sehr auffällig. In Potsdam stottert es etwas“, sagte die Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur, Ramona Schröder, am Donnerstag bei der Vorstellung der neuen Arbeitsmarktdaten in Potsdam.
Derzeit sind in Potsdam der Agentur zufolge insgesamt 6153 Menschen arbeitslos gemeldet, immerhin 82 mehr als noch im September und 63 mehr als noch vor einem Jahr. Dem gegenüber steht laut Schröder ein massiver Zuwachs an freien Arbeitsplätzen. Insgesamt sind momentan mehr als 1700 Jobs vakant – 74 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Getragen wird der Zuwachs vor allem durch neu entstehende Arbeitsplätze. Im Oktober seien fast zwölf Prozent mehr neue Jobs gemeldet worden als noch im September, berichtete Schröder gestern.
Dass dennoch die Zahl der Arbeitslosen in Potsdam gestiegen ist, erklärt sich die Arbeitsagenturchefin zum einen damit, dass beim Arbeitsmarkt der Stadt Anspruch und Wirklichkeit immer weiter auseinanderdriften. „Zum Teil entstehen in Potsdam einfach sehr hochqualifizierte Arbeitsplätze“, so Schröder. Andererseits gebe es nach wie vor in der Stadt die Tendenz, einen Arbeitsplatz in Berlin zu bevorzugen. Dagegen sei es schwierig, Arbeitsuchende für eine Stelle etwa im Landkreis Teltow-Fläming zu begeistern. Dabei bestünde gerade in ländlicheren Regionen eine größere Möglichkeit, Stellen zu finden, bei denen die Ansprüche vielleicht nicht ganz so hoch sind wie in der Forschung oder bei jungen IT-Start-ups.
Die fehlende Passgenauigkeit bleibt auch weiterhin das Problem bei der Vermittlung an Auszubildende. Trotz einiger erster Erfolge durch gemeinsame Anstrengungen der Arbeitsagentur, der Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie der Handwerkskammer der Stadt ist die Zahl der unbesetzten Lehrstellen weiter gestiegen. Im gesamten Bereich der Arbeitsagentur, also den Landkreisen Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming sowie den beiden kreisfreien Städten Potsdam und Brandenburg/Havel, von 429 Stellen im vergangenen Ausbildungsjahr auf aktuell 474. Einen Anstieg gab es ebenfalls bei der Zahl der unversorgten Bewerber – und zwar von 193 auf 222.
Trotzdem sprach Schröder am Donnerstag vorsichtig von einer „ausgewogenen Bilanz“ des im September begonnenen Ausbildungsjahres. Denn es gab auch Lichtblicke: So sei es nicht nur allgemein gelungen, insgesamt mehr Bewerber als zuvor für eine Ausbildung gewinnen zu können, auch die Zahl der Abiturienten, die sich statt für ein Studium zunächst für eine Lehre entschieden haben, sei gestiegen. Insgesamt seien es 100 mehr als im vergangenen Ausbildungsjahr, sagte die Leiterin der Arbeitsagentur. „Ein zartes Pflänzchen“, das zeige, dass es sich lohne, auch an Gymnasien und Oberstufenzentren für die duale Ausbildung zu werben. Entsprechend wolle die Arbeitsagentur diese Anstrengungen auch im kommenden Jahr weiter verstärken.
Als ernüchternd bezeichnete Schröder dagegen das Ergebnis der jüngsten Nachvermittlungsoffensive, um bislang unversorgte Bewerber noch eine Lehrstelle zu beschaffen: „Wir haben 272 Jugendliche angeschrieben und zu einem Gespräch eingeladen. Erschienen sind 48.“ Künftig will die Agenturchefin auch in den sogenannten Willkommensklassen für Flüchtlingskinder für die duale Ausbildung werben. „Außerdem wollen wir in dem Zusammenhang den Fokus auf die unbegleiteten Jugendlichen legen“, sagte Ramona Schröder. Derzeit führe man mit den Kommunen entsprechende Gespräche.
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