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Landeshauptstadt: Mehr Bücherwürmer als TV-Glotzer

Jugendliche lesen mehr, als man glaubt. Ein Drittel der Bibliotheksbenutzer ist 14 bis 25 Jahre alt

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SMS auf dem Handy, Liebesgrüße im Chat und Magazine wie Bravo und Popcorn seien bei weitem nicht die einzige Lektüre junger Leute. „Grundsätzlich wird viel und gern gelesen und zwar alles“, sagt Roland Gohr, Leiter der Kinder- und Jugendbibliothek. Allen Befürchtungen zum Trotz, dass vor allem die neuen Medien wie Internet und Computer, oder auch das Fernsehen aus Bücherwürmern sich berieselnde Röhrenglotzer machten, seien seine Besucher ausgesprochene Fans des gedruckten Worts.

Das belegen auch die von der Stadt- und Landesbibliothek geführten Statistiken. Demnach ist jeder zweiter Inhaber eines Bibliotheksausweises unter 25 Jahre. Etwa ein Drittel der insgesamt 13 413 registrierten Büchereibenutzer sind Jugendliche ab 14. In den vergangenen zwei Jahren sei die Zahl der entliehenen Kinder- und Jugendbücher um je fünf Prozent gestiegen. Bibliotheksnutzung sowie Ausleihe seien für Kinder und Jugendliche kostenlos, sagt Marion Mattekat, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit in der Stadt- und Landesbibliothek. „Der Zugriff auf Wissen muss für Kinder unentgeltlich sein. So verstehen wir den Bildungsauftrag“, betont die Sprecherin.

Wer zur Schule geht, kommt an Büchern nicht vorbei, sagt Gohr. Das Land Brandenburg habe aber noch einen drauf gesetzt und vor ein paar Jahren eine Vorreiterrolle in Sachen Kooperation zwischen Schulen und Bibliotheken eingenommen. Die Vereinbarung mache Klassenausflüge in die Welt der Bücher in der 1., 3., 5. und 7. Klasse zur Pflicht, sagt der Ausrichter des städtischen Lesewettbewerbs, der erst gestern wieder stattfand. Darüber hinaus gebe es eine Vielzahl von Veranstaltungen – im vergangenen Jahr allein 450 – für Kinder und Jugendliche, so Gohr. Aber auch Projekte oder Referate führten die Schüler bei ihren Recherchen in die Bibliothek. Die drei Multimediaplätze in der Kinder- und Jugendbibliothek seien dabei ebenso oft frequentiert, wie die Leseecken. „Klar, erstmal wird auf der Suche nach Infos gegoogelt“, sagt Gohr. Aber beim Stichwort Friedrich der Großen finde man zum Beispiel „500 Millionen und ein paar Einträge“. Erst ein Lexikon helfe beim Ausfiltern. Bei solchem Stöbern entdecke der Neugierige „viele schöne Sachen“. Und dieses Erfolgserlebnis mache dann die Rechercheure zu Dauernutzern. Nicht alle würden natürlich nur Sachbücher und Weltliteratur lesen. Er habe auch einen Stammleser, der jeden Tag einen Comic verschlinge oder Mädchen, die nur Liebensschmonzetten wollten. Oder Nutzer, die sich nur Filme auf DVD oder PC-Spiele ausleihen. „Wir verstehen uns ja schließlich als Mittler von Lese- und Medienkompetenz“, so Gohr. Und natürlich, darüber macht er sich keine Illusionen, gebe es ebenso auch Nicht-Leser und damit auch Nicht-Nutzer der Bibliothek.

Nicola Klusemann

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