Von Henri Kramer: Mehr Diebe, mehr Betrüger – weniger junge Schläger Kriminalität in Potsdam: Keller und Büros im Visier von Straftätern / Kaum Aufklärung bei gestohlenen Rädern / Weniger politisch motivierte Delikte
Mehr Betrügereien, mehr Diebstähle und kaum noch Erfolg bei der Suche nach gestohlenen Rädern – das sind drei der negativen Trends der Polizeistatistik des vergangenen Jahres für Potsdam. Demgegenüber hat die Polizei weniger jugendliche Intensivtäter, weniger Sachbeschädigungen und weniger politisch motivierte Straftaten registriert, erklärte Polizeichef Ralf Marschall gestern bei der Vorstellung der jährlichen „Bilanz des Kriminalitätsgeschehens“ für die Landeshauptstadt.
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Mehr Betrügereien, mehr Diebstähle und kaum noch Erfolg bei der Suche nach gestohlenen Rädern – das sind drei der negativen Trends der Polizeistatistik des vergangenen Jahres für Potsdam. Demgegenüber hat die Polizei weniger jugendliche Intensivtäter, weniger Sachbeschädigungen und weniger politisch motivierte Straftaten registriert, erklärte Polizeichef Ralf Marschall gestern bei der Vorstellung der jährlichen „Bilanz des Kriminalitätsgeschehens“ für die Landeshauptstadt.
Die Zahlen zeichnen für Potsdam ein differenziertes Bild. Insgesamt ist im Vergleich zu 2009 die Zahl der angezeigten Straftaten im vergangenen Jahr um 503 auf 16548 gestiegen. Unter anderem gab es mit 7235 Diebstählen 446 mehr. Darunter fallen 646 Keller und 581 Büros, die aufgebrochen wurden; allein in diesem Bereich schätzt die Polizei den entstandenen Schaden auf mehr als vier Millionen Euro. „Wir gehen in diesen Fällen davon aus, dass die Täter aus der Region stammen“, so Polizeichef Marschall. Die Aufklärungsquote liege bei rund 30 Prozent.
Anders sei das beispielsweise bei Fahrraddiebstählen in Potsdam, für die zumeist überregional aktive Banden verantwortlich seien: Hier wäre zwar von 2009 bis 2010 die Zahl der geklauten Räder um 169 auf 1505 gesunken – zugleich sei aber auch die Aufklärungsquote von 27,6 auf 3,1 Prozent abgestürzt. Das liege am ausbleibenden Ermittlungserfolg in Bezug auf die Diebesbanden, sagte Marschall: „Im vergangenen Jahr hatten wir hier keinen großen Treffer.“ Auch die Zahl der Betrügereien stieg im vergangenen Jahr auf 2179 Fälle – 2009 waren es noch 481 weniger. Vor allem Betrugsfälle beim Versandhaushandel – etwa Bestellungen, die sowieso nicht bezahlt werden könnten – hätten zugenommen, hieß es. Auch die Zahl der Brandstiftungen stieg von 77 auf 84.
Dagegen fiel von 2009 zu 2010 die Zahl der angezeigten Sachbeschädigungen in Potsdam um 623 auf noch 2445 Delikte. Auch die Zahl der Ladendiebstähle sei um 123 auf 1052 Fälle gesunken. Angesichts solcher Werte konnte Marschall gestern auch positive Aspekte der Kriminalitätsentwicklung in Potsdam aufzeigen. So habe die Polizei im Bereich der schweren Kriminalität gegen das Leben – außer nach dem tödlichen Bootsunfall auf dem Schlänitzsee, bei dem mutmaßlich wegen Fahrlässigkeit zwei Frauen aus Thüringen starben – im vergangenen Jahr keine aktuellen Ermittlungen führen müssen. Zugleich habe die Zahl der jugendlichen Intensivtäter „rapide abgenommen“ und sich „halbiert“, sagte Potsdams oberster Kommissar Lars Brückner – ohne aber dafür genaue Zahlen zu nennen. Generell aber sei die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren im Potsdamer Schutzbereich – zu dem unter anderem auch Teltow und Kleinmachnow gehören – um 182 auf 1412 Personen gesunken, hieß es weiter. Ebenso sei die Zahl der politisch motivierten Straftaten im Schutzbereich von 252 auf 137 gefallen – 91 davon hatten einen rechtsextremen Hintergrund.
Polizeichef Marschall sprach gestern aber auch von Kriminalität, die in keiner Statistik auftaucht: Die Geschäfte von Rockern wie den in Potsdam dominierenden Hells Angels in Bereichen wie „Prostitution, Waffen, Drogenhandel und Schutzgeld“. So sei mittlerweile zwar die Zahl der Polizeieinsätze im Potsdamer Rocker- Milieu etwas zurückgegangen – auch weil die Bandenmitglieder versuchen würden, sich durch verschiedene Taktiken den polizeilichen Kontrollen zu entziehen. Doch „bei den verdeckten Geschäften“ der Hells Angels in Potsdam sei es nicht ruhiger geworden, sagte Oberkriminalrat Brückner – „ganz im Gegenteil“.
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