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Frauenquote für kommunale Betriebe in Potsdam: Mehr Frauen an die Spitze für bessere Chancen
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Potsdam fordert, dass mehr Frauen Führungspositionen in kommunalen Betrieben bekleiden sollen. Sie seien zwar nicht zwangsläufig die besseren Chefs, doch es gebe gute Gründe für eine Frauenquote.
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Potsdams Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth-Koschnick fordert für die Chefetagen der kommunalen Betriebe eine Frauenquote. „Es wäre gut, wenn es pari pari ist“, sagte Trauth-Koschnick am gestrigen Dienstag im Rathaus bei der Vorstellung des Berichtes zur Chancengleichheit. Sie sei aber nicht der Meinung, dass Frauen die besseren Chefs seien, fügte sie hinzu. Es gehe um Chancengleichheit und um qualifizierte Arbeit. Dies müsse auch im Interesse der Firmen sein, da es in den kommenden Jahren einen Mangel an Fachkräften geben werde.
Zugleich rief sie dazu auf, dass Frauen in Führungspositionen Mitarbeiterinnen stärker fördern müssten. „ Frauen brauchen Mentoren“, sagte sie. Hier seien Männer offenbar besser.
Jann Jakobs will keine Quote
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte am Montag ebenfalls bemängelt, dass es in den Unternehmen der Landeshauptstadt zu wenig Frauen in Führungspositionen gibt. Deren Geschäftsführer seien fast ausschließlich Männer. „Hier sollten wir zukünftig auf ein ausgeglicheneres Verhältnis achten“, schrieb Jakobs in seiner wöchentlichen Kolumne auf der Internetseite der Stadt Potsdam. Dies brauche aber Zeit.
„Jakobs will keine Quote“, betonte der Stadtsprecher Stefan Schulz auf PNN-Anfrage. Man müsse aber darauf achten, dass auch Frauen „sich bewerben und ihre Chance bekommen“, fügte er hinzu. Bei den Firmen in öffentlicher Trägerschaft gibt es nur vier Frauen in den Chefetagen. Neben Ute Sello von der Bäderlandschaft, Petra Runge vom Sportareal Luftschiffhafen und Christiane Kleemann beim Facility Management der Bauholding Pro Potsdam führt noch Andrea Palent den Nikolaisaal als kaufmännische Leiterin.
Freiwillige 50 Prozent-Quote
Bereits 2014 war ein Vorstoß für eine Frauenquote gescheitert. Damals hatte die SPD eine verbindliche 40-Prozent-Quote für die Aufsichtsräte der kommunalen Unternehmen in Potsdam gefordert, war damit bei der Mehrheit der Stadtverordneten aber nicht durchgedrungen. Stattdessen gibt es seitdem eine freiwillige 50-Prozent-Quote. Damals hatten die Parteien sich ausgiebig über das generelle Für und Wider von Quoten gestritten.
An diesem Sonntag, 8. März, findet im Nikolaisaal eine Festveranstaltung zum Internationalen Frauentag statt – als Abschluss der seit Montag laufenden Frauenwoche unter dem Motto „Weite Wege zur Gerechtigkeit“. Der Frauentag habe weiterhin eine hohe politische Bedeutung, sagte Trauth-Koschnick. So gebe es seit Jahren unverändert eine Lohnlücke von 22 Prozent zwischen den Geschlechtern. Auch würden vor allem Flüchtlingsfrauen und deren Kinder besonderen Schutz benötigen. Sie seien durch Gewalterfahrungen, Zwangsheirat, Vergewaltigung oder Verfolgung oft hochgradig traumatisiert und müssten daher in eigenen Wohnungen untergebracht werden, sagte Trauth-Koschnick.
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Stefan Engelbrecht
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