Von Klaus Büstrin: Mehr Freimut gewinnen
Friedrich Schorlemmer predigte in Nikolaikirche
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Petrus als großer und unerschütterlicher Heros der Bibel stand nicht im Mittelpunkt der vierten Potsdamer Passionspredigt „Lebensworte“ am vergangenen Sonntag in der St. Nikolaikirche. Zwar auch dieser Petrus, aber der mit der gebrochenen Biografie.
Das Stadtkirchenpfarramt Potsdam hatte diesmal als Gastprediger Friedrich Schorlemmer eingeladen. Der Wittenberger Pfarrer, Bürgerrechtler und Publizist ist mit zahlreichen Buchveröffentlichungen in der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Dazu hat auch die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels beigetragen. Kein Wunder, dass diesmal die Potsdamer Passionspredigt mit einem großen Ansturm rechnen musste. Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte war dann aber doch freudig überrascht, dass nahezu 500 in die St. Nikolaikirche kamen – der absolute Rekordbesuch dieser Veranstaltungsreihe.
Friedrich Schorlemmer sprach über Petrus’ Verleugnung. Sie ist eng verknüpft mit Jesu Verhaftung und dem ersten Verhör vor dem Hohen Rat. Petrus scheitert an seinen eigenen Vorsätzen, Jesus zu folgen und für ihn einzustehen. Soeben war er standhaft und selbstsicher, nun ist er unsicher und verzweifelt. „Die Lebensangst des Petrus ist größer als seine Treue“, sagte Schorlemmer. „Wie würden wir reagieren, wenn Gefängnis und Folter drohen“, fragte er. Der Heros des Glaubens sei ein Mensch wie wir alle. „Jeder von uns hat wohl seine guten Vorsätze und Ideale verraten. Man kann doch andere durch Andeutungen, Halbwahrheiten, ja mit einem großen Reservoir menschlicher Gemeinheiten psychisch und physisch fertigmachen.“ Das habe auch die DDR-Geschichte gezeigt, so Schorlemmer. Es gehe auch nach wie vor darum, dass wir mehr Freimut gewinnen, den Glauben und die Wahrheit mit einem offenen und offenherzigen Wort bekennen.
Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte und junge Leute der Friedenskirchengemeinde haben die Passionspredigt mit Texten umrahmt, ebenso Kantor Björn O. Wiede an der Orgel und auf dem Klavier sowie der Saxophonist Georg Raphael.
Neu in den diesjährigen „Lebensworten“ sind die Tanz-Improvisationen der Potsdamerin Knaup. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Ingo Reulecke und dem Kontrabassisten Norbert Wahren haben sie die schmerzhafte Verleugnung des Petrus in bewegend-bildhafter Weise zum Ausdruck gebracht.
Nächste Potsdamer Passionspredigt am 21. März um 18 Uhr in der St. Nikolaikirche mit Susanne Kahl-Passoth, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg
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