
© HOT/HL Böhme
Finanzspritze: Mehr Geld für das Hans Otto Theater
Die Unterstützung des Oberbürgermeisters hat das Hans Otto Theater unter seinem Intendanten Tobias Wellemeyer jedenfalls: Für 2013 kündigte Jann Jakobs (SPD) eine Aufstockung des Eigenkapitals des Stadttheaters an der Schiffbauergasse an.
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Potsdam - „Das Theater muss in eine Situation gebracht werden, nicht ständig Gefahr zu laufen, in die Insolvenz abzugleiten“, erklärte Jakobs am Mittwochabend vor den Stadtverordneten. Bei denen jedoch mehren sich Zeichen der Unzufriedenheit über die Qualität des Theaterangebots sowie der Notwendigkeit jährlicher nachträglicher Finanzspritzen. 240 000 Euro braucht das HOT 2012 zusätzlich, da es nicht mit einem dreiprozentigen Lohnanstieg gemäß Tarifabschluss im öffentlichen Dienst gerechnet hatte, sondern nur mit eineinhalb Prozent (PNN berichteten). Unwirsch reagierte darauf etwa der Stadtverordnete Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) und rechnete die Defizite der letzten Jahre zusammen. Somit habe das HOT „in den letzten vier Jahren knapp eine Million Euro Nasse gemacht!“
Kirsch plädierte dafür, „ besser die Einnahmen zu erhöhen als die Zuschüsse“ und stand damit keineswegs allein auf weiter Flur. Peter Schultheiß (Potsdamer Demokraten) nannte das HOT-Defizit „ein hausgemachtes Problem“. Schon 2009 habe erstmals nachträglich Geld fürs HOT fließen müssen – aus seiner Sicht deshalb, weil die Zuschauer in der ersten Reihe damals Schutzumhänge tragen mussten wegen „Schmutz und Dreck“, der von der Bühne auf sie niederregnet sei. Viele seien daher vor Vorstellungsende gegangen, erklärte Schultheiß. Wie der frühere CDU-Abgeordnete weiter sagte, könne es nicht so schwer sein, 10 000 Zuschauer mehr ins Theater zu ziehen; bei einem Kartenpreis von 24 Euro sei das Defizit dann bereits ausgeräumt. „Wenn ich attraktive Stücke mache, habe ich auch mehr Besucher“, glaubt Schultheiß.
Auf Argumente dieser Art wusste die Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) zu entgegnen: Im Gegensatz zum direkten Konkurrenz-Theater, das Zehlendorfer Schlossparktheater mit Dieter Hallervorden als Intendanten, habe das Potsdamer HOT „ein künstlerisches Konzept“. Es spiele auch mal „etwas Grüblerisches und Gesellschaftspolitisches“. Als Beispiel nannte die Kulturbeigeordnete die Stückefassung des Romans „Der Turm“ von Uwe Tellkamp.
Kritik anderer Art jedoch musste Magdowski beipflichten: So berichtete Ute Bankwitz (Bürgerbündnis), dass der HOT-Spielplan für Dezember 2012 nur wenige Stücke anbiete, „der Rest ist ein weißer Fleck“. Bankwitz: „Ich fühle mich als zahlender Besucher nicht hinreichend informiert.“ Im Dezember sieht es noch „sehr grau aus“, erklärte auch Karin Schröter aus der Linksfraktion und ergänzte: „Auch für 2013 ist kein Programm im Internet zu finden.“ Schröter mahnte eine bessere Öffentlichkeitsarbeit an.
„Weiße Flächen zum Weihnachtsgeschäft sind nicht optimal“, bestätigte die Kulturbeigeordnete und kündigte an, mit Intendant Wellemeyer darüber zu sprechen. Magdowski: „Ich werde mich sofort darum kümmern.“
Die steigenden öffentlichen Zuschüsse für das HOT relativierte die Beigeordnete mit Blick auf andere Städte. „Im Vergleich stehen wir im unteren Drittel.“ Zu bedenken sei auch, dass das Kinder- und Jugendtheater „das Flaggschiff“ des HOT sei. Die Sparte jedoch sei sehr unwirtschaftlich. Magdowski ging ferner auf Vorwürfe ein, das HOT-Personal sei überlastet. Durch Aushilfen, die Geld kosteten, seien „Belastungsspitzen abgefangen worden“. Jedoch seien es ausschließlich Mitarbeiter der Technik gewesen, die sich beschwert hätten. „Von den Künstlern kamen keine Beschwerden.“ Der Grund laut Beigeordneter: „Ein Schauspieler lebt davon, aufzutreten.“
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