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Nachwuchssorgen: Mehr Lehrstellen, weniger Bewerber

Der deutschlandweit zu beobachtende Trend der vergangenen Jahre zeigt sich dabei auch in Potsdam: Für eine steigende Zahl an Lehrstellen wird es immer schwieriger, geeignete Bewerber zu finden.

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Potsdam - Die Arbeitgeber in der Region Potsdam haben immer größere Nachwuchssorgen. Das wurde am Montagvormittag deutlich, als Vertreter von Arbeitsagentur, Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammer (HWK) vor Journalisten den Bericht für die Region zum ausklingenden Ausbildungsjahr präsentierten. Der deutschlandweit zu beobachtende Trend der vergangenen Jahre zeigt sich dabei auch in Potsdam: Für eine steigende Zahl an Lehrstellen wird es immer schwieriger, geeignete Bewerber zu finden.

In Zahlen ausgedrückt heißt das: In Potsdam und der näheren Umgebung hat die Arbeitsagentur aktuell nur noch sechs Bewerber registriert, die sich für einen Ausbildungsplatz interessieren. Zugleich gebe es rund 50 unbesetzte Azubi-Stellen, erklärte Edelgard Woythe, Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur. In der gesamtem Region sind es noch mehr als 150. Insbesondere Wissenschaftseinrichtungen, Rechtsanwälte und Steuerberater hätten zunehmend Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Ebenso gäbe es deutlich weniger Interessenten für Elektriker-Berufe und für Jobs im Bereich Versicherungen und Banken. „Ich weiß nicht, ob in dieser Branche das Image gelitten hat“, frotzelte Woythe.

Der Hauptgrund für die Probleme bei der Stellenbesetzung ist aber ein anderer: Die Zahl der Schulabgänger sinkt. Laut Woythe habe es in der Region Potsdam im vergangenen Jahr erneut einen Rückgang bei den Bewerberzahlen von 3720 auf 3551 gegeben. Nur in Potsdam habe sich die Bewerberzahlgegen den Trend leicht um 0,5 Prozent auf 612 erhöhtDoch trotz dieser Entwicklung sei die Zahl der neuen besetzten Azubi-Stellen von 3214 im Vorjahr auf 3276 noch leicht gestiegen. „Das werten wir als Erfolg“, sagte Woythe. Zugleich sei es gelungen, die Zahl der geförderten, außerbetrieblichen Stellen zu halbieren - davon gibt es nun noch 404 Plätze.

Doch angesichts der sinkenden Bewerberzahlen müssen die Unternehmen nun Kompromisse eingehen. So seien zwar mangelhafte Vorkenntnisse der Bewerber für ihren Beruf immer noch „oft ein Problem“, sagte Udo Sobota, der bei der IHK die Ausbildungsabteilung leitet. Doch hätten sich die Unternehmen mittlerweile auf die Situation eingestellt - es würden von den Bewerbern also „nicht mehr die ganz tollen Durchschnitte erwartet“. Die Erwartungshaltung habe sich auf ein „Normalmaß“ reduziert, so Sobota. Im Fall der Fälle könne die Agentur berufsvorbereitende Qualifizierungs-Angebote machen, so Woythe. Zugleich lobte sie speziell, dass es speziell in Potsdam für Arbeitgeber mittlerweile deutlich einfacher wäre, an Schulen für Ausbildungsberufe zu werben. Die Bildungseinrichtungen in der Landeshauptstadt hätten sich - anders als anderswo - stärker für solche Belange der Arbeitgeber „geöffnet“, so Woythe.
Weitere Möglichkeiten, wie Betriebe für ihre Stellen werben wollen, beschrieb Eva-Maria Gatzky von der HWK. Ihre Kammer habe nun einen Lehrstellen-Radar eingerichtet, auch für Smartphones. Dazu würden inzwischen „fast alle“ Betriebe wieder die volle Ausbildungsvergütung zahlen - und bei guten Leistungen sogar Prämien. Das dies nötig ist, zeigt das Beispiel der Frisör-Branche, die gemeinhin als Niedriglohn-Gebiet gilt: Nach HWK-Angaben sind allein in der Region Potsdam 26 Frisör-Lehrstellen unbesetzt geblieben.

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