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Landeshauptstadt: Mehr Licht

Die Stadt- und Landesbibliothek feiert ihren 30. mit einer bunten Illumination und vielen Veranstaltungen

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Die Stadt- und Landesbibliothek feiert ihren 30. mit einer bunten Illumination und vielen Veranstaltungen Von Jörg Isenhardt Innenstadt - „B wie Bibliothek, Bildung oder ... Bitte (spenden Sie uns was)!“ Am Thema der mangelnden Finanzen kommt im Moment wohl niemand vorbei, auch nicht Marion Mattekat, Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek. Und das leider nicht einmal am 30. Geburtstag ihrer Einrichtung. Dabei wollte die Direktorin eigentlich nur die vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten des neuen Design-Auftritts der Bibliothek aufzeigen – einen kleinen Hilferuf konnte sie sich dann aber doch nicht verkneifen. Trotzdem gibt es nach 30 Jahren intensiver Lesenutzung in der seinerzeit modernsten Bibliothek der DDR – das Haus wurde bereits am 5.Oktober 1974 als „Geburtstagsgeschenk zum 25. Jahrestag der DDR“ eingeweiht – durchaus einiges zu feiern. Die gute Akzeptanz der Bibliothek zum Beispiel. Rund 340 000 Besucher zieht sie jährlich an, „das schafft keine andere öffentliche Einrichtung in Potsdam“, sagt Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer und verweist gleichzeitig auf die hohe Bildungsverantwortung der Stadt. Der Medienetat sei zwar am unteren Limit, aber er stehe nicht zur Disposition. Schließlich sei die Bibliothek, so Fischer, ein „Grundnahrungsmittel“, welches auch gepflegt werden müsse. Zu diesem Zwecke werde im nächsten Jahr eine neue Brandschutzeinrichtung installiert und außerdem sei ein neues Leitsystem zur besseren Orientierung im Gebäude bereits in den Köpfen der Stadtverordneten. Am Freitag, zum offiziellen Geburtstagsfest, wird es aber zunächst eine öffentliche Podiumsdiskussion unter Moderation von PNN-Chefredakteur Michael Erbach geben. Das Motto: „Unser Haus wird 30 - Zeit für Veränderung“.Gemeint ist hier vor allem eine sichere finanzielle Ausstattung. Das ist jedenfalls der größte Wunsch der Direktorin. „Es ist nicht so, dass das Gebäude zusammenstürzt, aber es knarzt schon ein wenig im Getriebe“, gibt Marion Mattekat zu und bezieht sich damit unter anderem auf die dünne Personaldecke, die sie mit einer besseren technischen Ausstattung wohl ausgleichen könnte. So wie es in dem Gebäude allerdings im Moment aussieht – fehlender Besucheraufzug, sanierungsbedürftige Fenster und Außenhaut, technische Mängel der elektrischen Einrichtungen, weite Wege für die Beschäftigten – ist es aber alles andere als optimal. Und das trotz der rund drei Millionen Euro, die seit der Wende für die Instandhaltung des Hauses ausgegeben wurden. Der Ruf nach einem Neubau wird deshalb immer lauter. Aber aller Schelte zum Trotz, auch die alte Bibliothek hat, nach inzwischen einer kompletten Generation der Nutzung, ihre Freunde. So sagt Lars Kaiser von der Künstleragentur „kunsttick.com“: „Mir gefällt das Gebäude von außen sehr gut – obwohl ich aus Potsdam bin.“ Die Künstlergruppe wird dieser Vorliebe Rechnung tragen und das Haus ab Freitag während der Dunkelheit farbig illuminieren. Bis in den Dezember soll die Installation frei nach Goethes letzten Worten „Mehr Licht“ auf das von vielen ungeliebte Gebäude werfen und so dem ein oder anderen vielleicht die Augen für dessen Schönheit öffnen. Für Marion Mattekat heißt „Mehr Licht“ indes vor allem „Mehr Geld“ – am Thema der Finanzen kommt hier eben im Moment niemand vorbei.

Jörg Isenhardt

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