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Landeshauptstadt: Mehr Licht

Erstmals seit dem Bau der Waldstadt II lässt die Wohnungswirtschaft die Innenhof-Wälder durchforsten

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Waldstadt - Sie wissen, dass sie nicht nur Lob ernten werden: Schon im ersten Satz ihres Pressetextes gehen die in der Waldstadt II tätigen Wohnungsunternehmen – „Pro Potsdam“, „Karl Marx“ und die „pbg“ – auf möglichen Groll ein: „Was auf den ersten Blick aussieht, als wäre das Ende der Waldstadt gekommen, ist in Wahrheit das sichere Ticket in die Zukunft: Nach fast 25 Jahren des ungehegten und wilden Wachsens wird die Kiefernschonung, in die das Wohngebiet Waldstadt II hineingebaut wurde, erstmals wieder fachgerecht gepflegt.“

Nach der Pflege eines Musterinnenhofes an der Straße zum Kahleberg griffen die Mitarbeiter der Firma Baumdienst Steinke aus Rangsdorf gestern im Wohnhof Liefelds Grund / Ecke Zum Teufelssee zur Säge. Vor Ort informierten die Wohnungsunternehmen in Gegenwart der Stadtverordneten Michael Schröder (CDU), Mike Schubert (SPD) und Siegmar Krause (Linkspartei.PDS) über die Aktion, die den Mietern in zweiter Linie zu mehr Licht in den Wohnstuben verhelfen soll. In erster Linie diene die geplante Fällung von insgesamt 2760 Bäumen in den 18 Wohnhöfen der Waldstadt II der Sicherheit der Anwohner. Wie der Baumexperte Jörg Hase, Oberförster a.D., erklärte, bestehe eine juristische Pflicht der Wohnungsunternehmen, auf ihren Flächen Menschen vor umstürzenden abgestorbenen Bäumen zu schützen. Die ökologische Bedeutung von Totholz habe gegenüber der Schutzpflicht für zwischen den Wohnblocks spielenden Kindern zurück zu stehen.

Hase nahm die Markierung der zu fällenden Bäume selbst vor. Er erläuterte seine Auswahlkriterien, es seien die, die auch bei einem Forstwald Anwendung finden. Geschwächte Bäume, die im Schatten eines starken, sich durchsetzenden Baumes schief wachsen, werden abgesägt. Von den 12 000 Jungkiefern, die auf einem Hektar normalen Forstes gepflanzt werden, blieben nach 120 Jahren auch nur etwa 280 starke Bäume übrig, so Hase. Die übrigen würden gefällt. Eine solche Pflege der Baumbestände der Anfang der 80iger Jahre errichteten Waldstadt II werde nun nachgeholt. Die stehen bleibenden Bäume könnten sich nun besser entfalten und gesündere Kronen entwickeln. Als Beispiel nannte Hase die Lärchen, die er als einzige ihrer Art in der ganzen Waldstadt im Wohnhof Liefelds Grund / Ecke Zum Teufelssee entdeckte. Sie hätten durch den engen Baumbestand gelitten und zeigten nicht mehr den „natürlichen Habitus einer Lärche“. Die vollzogene Lichtung werde ihnen nun gut tun. Die Fällungen können wegen der Brutphase der Vögel nur bis zum 15. März und wieder ab 14. September stattfinden. „Pro Potsdam“-Geschäftsführerin, Christiane Kleemann, erklärte, für die Lichtung weiterer Wohnhöfe fehle noch die Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde.

Von den Mietern, die sich gestern vor Ort zu Wort meldeten, befürwortete einer die Fällungen, eine Mieterin war dagegen. Durch die Lichtung ginge „das Romantische“ verloren, findet sie.

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