Landeshauptstadt: Mehr Lust als Frust
13 Zentimeter Neuschnee waren in der Nacht zu Montag in Potsdam gefallen – sehr zur Freude vieler Kinder. Ein Verkehrschaos blieb aus. Lediglich die S-Bahn schwächelte mal wieder
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Rote Wangen und strahlende Augen – vor allem Kinder hatten wegen des überraschend ergiebigen Schneefalls in der Nacht zum Montag ihren Spaß. Überall wurden die Schlitten herausgeholt und selbst die kleinsten Hügel erstürmt. Im Park Babelsberg herrschte auf den einschlägigen Pisten bereits am frühen Vormittag reger Betrieb. Dick in Winterjacken eingemummelt zogen Eltern und Großeltern am Rande der Bahnen den Rodelnachwuchs immer wieder karawanengleich hangaufwärts. 13 Zentimeter Neuschnee waren nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam in der Nacht gefallen.
Für die S-Bahn offenbar wieder einmal zu viel: Wegen einer einfrorenen Weiche am Bahnhof Griebnitzsee fuhr die S7 zwischen Wannsee und Potsdam Hauptbahnhof ab 10.30 Uhr zeitweise nur noch im 20-Minuten-Takt. Behoben war die Störung nach Angaben der S-Bahn gegen 14 Uhr. Auch auf zahlreichen anderen Linien hatte die S-Bahn am Montag ihre liebe Not mit dem Neuschnee und den frostigen Temperaturen. Bis zum Mittag wurden insgesamt sechs Weichenstörungen gemeldet, gleich zweimal hintereinander am Bahnhof Baumschulenweg. Weitere gab es in Blankenburg, Westkreuz und an der Bornholmer Straße. Die S-Bahn twitterte: „Leider kommt es witterungsbedingt auf allen Linien zu Verspätungen und Ausfällen. Das Weiße hat eben eine Dunkle Seite.“ Auch der Regionalverkehr geriet durch eine Weichenstörung durcheinander. Züge der Linien RE 1 und RE 7 mussten umgeleitet werden.
In Potsdam und dem Umland kam es den Angaben zufolge im Personennahverkehr nicht zu Ausfällen. „Es gab bei uns keine größeren Vorkommnisse, lediglich einige leichte Verspätungen“, bestätigte Karola Schulz, Sprecherin der Havelbus Verkehrsgesellschaft mbH. Auch die Straßenbahnen fuhren mehr oder weniger wie geplant. Lediglich am Schlaatz machte der Schnee dem Verkehrsbetrieb in Potsdam (Vip) einen Strich durch die Rechnung. Beim Versuch, den Wartebereich einer Haltestelle vom Schnee freizuräumen, war ein 55-Jähriger mit einem Spezialräumfahrzeug in das Gleisbett gekippt. Die Straße war deshalb zwischen 5.30 und 6.30 Uhr in beide Richtungen gesperrt. Der Fahrer des Räumfahrzeuges hatte sich leicht am Kopf verletzt und musste laut Polizei in ein Krankenhaus gebracht werden.
Ansonsten blieb der satte Schneefall für die Potsdamer Einsatzkräfte weitgehend folgenlos. „Alles ganz normale Unfälle, wie sie bei jedem Wetter passieren“, hieß es aus der Polizeidirektion West für Potsdam und Umgebung. Auch landesweit blieb die Zahl der Unfälle überschaubar. Es waren zumeist Blechschäden, wie ein Polizeisprecher in Potsdam mitteilte. Von Mitternacht bis kurz vor 17 Uhr seien landesweit gut 70 Glätteunfälle gemeldet worden.
Relativ ruhig blieb es nicht zuletzt, weil offenbar viele Brandenburger und Berliner mithilfe einiger Urlaubstage die Zeit über Weihnachten und Neujahr für Kurzferien genutzt haben. So war auch bei der Feuerwehr in Potsdam keine Spur von ungewöhnlicher Betriebsamkeit. „Das kommt erst, wenn das Tauwetter einsetzt“, hieß es am Montag aus der Leitstelle.
Damit ist nach Ansicht von Meteorologe Ulf Wohlfart vom Deutschen Wetterdienst aber vielleicht schon heute oder aber spätestens Silvester zu rechnen. „In der Nacht zu Mittwoch geht es noch einmal auf unter null Grad zurück. Tagsüber aber werden es drei bis vier Grad“, so der Potsdamer Wetterforscher.
Anders als bei der Polizei und bei der Feuerwehr gab es im Einzelhandel wegen des vielen Neuschnees offenbar ordentlich zu tun. „Das komplette Wintersortiment läuft wie geschnitten Brot. Vor allem Schneeschieber, Schlitten und Streugut“, hieß es aus dem Toom-Baumarkt in der Babelsberger Großbeerenstraße. Engpässe seien nicht zu befürchten. „Wir haben uns gut eingedeckt und auf den Wintereinbruch gelauert.“
Für einige der in Potsdam neu eingetroffenen Kinder von Flüchtlingen war die dicke Schneedecke ein ganz besonderes Ereignis, so etwa in der Flüchtlingsunterkunft im Staudenhof in der Innenstadt. Dort sind vor allem Familien mit Kindern aus Syrien und Tschetschenien untergebracht. „Die Kinder sind morgens gleich losgestürmt und haben zusammen mit deutschen Kindern aus der Nachbarschaft einen Schneemann gebaut“, berichtete der Leiter der Einrichtung, Jean-Marce Banoho. Einen Schlitten gebe es in der Unterkunft aber bislang leider noch nicht – ein solcher sei bestimmt eine sinnvolle Spende, so Banoho. „Genauso wie warme Jacken, Mützen und Handschuhe.“ Die könnten Kinder und Erwachsene derzeit gut gebrauchen.
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