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Ausgestellt. Die Arbeiten der Schüler des Einstein-Gymnasiums in den Bahnhofspassagen. Die Achtklässler sollten ein CD-Cover gestalten, die Neuntklässler eine Karikatur, Literatur war für Zwölftklässler die Inspiration für Kunst.

© Andreas Klaer

Von Maren Herbst: Mehr Lust auf Kunst

Babelsberger Künstlerin arbeitet am Einstein-Gymnasium mit Schülern und ermöglicht eine Bilder-Ausstellung

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Dass sie mit ihren Bildern einmal eine Ausstellung in den Bahnhofspassagen bestücken würden, hätte sich kaum einer von ihnen träumen lassen. Nun hängen die Werke aus und werden von den Passanten bestaunt. „Meine Schüler wussten nicht, dass ihre Arbeiten ausgestellt werden, weil ich nicht zu viel Druck aufbauen wollte“, erzählt ihre Kunstlehrerin Iris Klauck und freut sich sichtlich über die gelungene Überraschung. Die in Potsdam lebende Künstlerin mit dem Schwerpunkt gegenständliche Malerei ist in diesem Schuljahr als Vertretung am Einstein- Gymnasium eingesprungen. Im Titel der Ausstellung findet sich das wieder, was Klauck ihren Schülern in erster Linie vermitteln will: „Mehr Lust auf Kunst!“

„Für mich ist es besonders wichtig alle Schüler für Kunst zu begeistern. Es macht mich glücklich, Schüler, die sich selbst als wenig begabt einschätzen, zu mehr Erfolg zu verhelfen“, sagt die 35-Jährige, die selbst seit dem fünften Lebensjahr malt. Nebenbei gibt Klauck in ihrem Babelsberger Atelier auch Kunstkurse und bereitet Jugendliche auf die Aufnahmeprüfungen für ein Kunststudium vor. „Ich möchte Jugendlichen die Freude an der eigenen Kunst vermitteln.“ Wer sich die Bilder in unterschiedlichen Arbeitstechniken der Einstein-Schüler aus der achten, neunten, zehnten und zwölften Klasse ansieht, bekommt den Eindruck, dass ihr das bestens gelungen ist.

Ihre Neuntklässler hat Klauck zum Zeichnen von Karikaturen ermuntert. „Da muss man Kopfkino anmachen und so übertreiben als würde man sich in einem Zerrspiegel betrachten“, erklärt Klauck. Auch die Achtklässler konnte sie aus der Reserve locken: mit der Gestaltung eines CD-Covers für einen fiktiven Sommerhit. „Während sich draußen die Menschen durch ungeräumte verdreckte Schneemassen quälten, hatten meine Schüler in ihren farbenfrohen Arbeiten den Sommer schon vor Augen.“

Höhepunkte der Ausstellung sind die ebenso feinen wie plastischen Federzeichnungen der Zehntklässler sowie die farbenfrohen Arbeiten der Zwölftklässler, die sich durch eine Kurzgeschichte von Roald Dahl inspirieren ließen. Die Federzeichnungen verlangten den Schülern höchste Konzentration ab, so Klauck. „Jeder Strich bleibt stehen und legt Zeugnis über die Versiertheit des Zeichners ab.“ Die Künstlerin ermutigte die Schüler dazu, zu ihren Fehlern zu stehen: „Das Schlimmste, was Ihr machen könnt, ist ein weißes Blatt abzugeben.“

In der zwölften Klasse wagte Klauck die Begegnung von bildender Kunst mit Literatur, um ihre Schüler zu motivieren. Sie wählte die Erzählung „Die Wirtin“ des für seinen schwarzen Humor berühmten Schriftstellers Roald Dahl aus. Die gleichaltrige Hauptperson in der Geschichte gab den Schülern die Möglichkeit zur Identifikation, die düstere und makabre Handlung regte sie zu (alp-)traumhaft schönen Collagen an. Natürlich gab es auch Durststrecken. Iris Klauck zeigte ihren Schülern, dass auch gefeierte Künstler Schwierigkeiten mit der Ideenumsetzung haben und bis zur endgültigen Fertigstellung eines Bildes viele Hürden nehmen müssen. Dazu gehörte die Beschäftigung mit dem Maler Neo Rauch, der in einem Interview berichtete, dass manche Bilder sich „bockig“ anstellen. Sein Ziel: „Das Bild, das am meisten herumzickt, muss Lieblingsbild werden.“ In diesem Zusammenhang zitiert Iris Klauck gern Albert Einstein: „Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden geformt, sondern durch Arbeit und eigene Leistung.“ Das oftmals unterschätzte Fach Kunst sei dafür genauso gut geeignet wie zum Beispiel Naturwissenschaften.

Ihr Fazit: „Es hat sich gelohnt, den Schülern beizubringen, Schwierigkeiten als Herausforderung anzusehen.“ So mancher, der am Anfang des Schuljahres noch mit „Keen Bock auf Kunst“ abgeblockt habe, sei jetzt mit Feuereifer dabei. Das freut sie besonders.

Die Ausstellung der Bilder der Schüler des Einstein-Gymnasiums vor dem Kino UCI in den Bahnhofspassagen ist noch bis zum 13. Juni zu sehen

Maren Herbst

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