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Landeshauptstadt: Mehr Platz, weniger Besucher

13. Bildungsmesse Potsdam: Noch bis heute 91 Aussteller im Alten Rathaus und in der Fachhochschule

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Innenstadt – Max hat eine klare Frage: „Ich überlege, ob ich nach der 10. Klasse aufhören soll oder Abitur mache“, erklärte der 15-Jährige gestern. Er sei auf der Suche nach einem Job „im Ingenieurbereich“. Mit dieser vagen Vorstellung war er ins Schaufenster der Fachhochschule Potsdam in der Ebertstraße gekommen. Denn dort eröffnete am Vormittag die 13. Potsdamer Bildungsmesse.

Bis heute Abend präsentieren sich dort und im Alten Rathaus insgesamt 91 Aussteller – acht weniger als 2007. Das Angebot erstreckt sich von der Bundespolizei über Bergmann-Klinikum, Berufsschulen im Medien- und Touristikbereich bis hin zum Pizzaservice. Neu ist die räumliche Teilung. Denn 2007 hatten die Aussteller über Platzmangel im Alten Rathaus geklagt, erklärte Dieter Jeschke, Vorsitzender des Regionalen Weiterbildungsrats Potsdam, dem Messeveranstalter.

In diesem Jahr mangelte es dagegen an Besuchern: Rund 1000 hatte Jeschke gestern Abend gezählt. Der Zuspruch sei „nicht so doll“. Im vergangenen Jahr seien am ersten Messetag dreimal so viel Besucher gekommen. Den Grund sieht Jeschke in der Ferienzeit. „Es war aber nur noch dieser Termin frei“, erklärte er. Im nächsten Jahr soll die Messe wieder in der Schulzeit stattfinden.

Wolfgang Spieß, Leiter des Bildungszentrums der Industrie- und Handelskammer Potsdam, zeigte sich dagegen „verwundert, dass an so einem Freitag doch so viele Schüler Urlaubsangebote annehmen“. Die Lehrstellenbörse der IHK sei mit momentan 1277 offenen Angeboten in 117 Berufen deutlich besser gefüllt als noch vor einem Jahr. Damals habe die Zahl der offenen Stellen bei 700 gelegen. „Wir brauchen motivierte Jugendliche“, so Spieß. Aber auch Eltern müssten „in die Pflicht genommen werden“. „Die Jugend hat gute Chancen“, betonte er.

Das bestätigte Reiner Rabe, Chef des Zentrums für Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde GmbH (ZAL). So gebe es in der Region Potsdam 1000 Arbeitsplätze ohne passend qualifizierte Bewerber, zum Beispiel als Berufskraftfahrer, Zerspanungs- oder Industriemechaniker. Im September 2008 will Rabe ein Berufsorientierungprojekt an Potsdamer Schulen beginnen: „Schüler müssen verschiedene Berufsbilder kennenlernen.“

Ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt beschrieb Edelgard Woythe, Chefin der Potsdamer Agentur für Arbeit: So gebe es bei Elektroinstallateuren, Krankenschwestern, Flugzeugmechanikern und Berufskraftfahrern bereits „Engpässe“ – auf eine Stelle kommen null bis vier Bewerber. Für die bei Schülern beliebten Ausbildungen im IT-Bereich oder als Bürokaufmann gebe es dagegen auf dem Arbeitsmarkt kaum noch Bedarf. Ein weiteres Problem sei die oft fehlende langfristige Personalplanung der Betriebe: Gerade kleine und mittlere Unternehmen – die in der Region 80 Prozent der Arbeitgeber ausmachen – nähmen Fördermöglichkeiten der Arbeitsagentur für die Weiterbildung der Mitarbeiter zu wenig in Anspruch, so Woythe.

„Fachkräftemangel“, betonte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der Eröffnung, sei „keine Zukunftsmusik mehr“, sondern bereits „gegenwärtig“. Er plädierte für mehr Werbung um qualifizierte Ausbildung, aber auch um bedarfsgerechte Ausbildungsangebote. „Betriebe müssen selbst aktiv sein“, mahnte er außerdem.Jana Haase

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