
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Mehr Raum für Forschernachwuchs
190 400 Euro erhält Kita „Geolino“ aus dem Konjunkturpaket / Kita soll Wissenschaftler in Potsdam halten
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Teltower Vorstadt - Die Lage auf dem Telegrafenberg hat Vorteile. Den Hang an ihrer Kita „Geolino“ nutzen die Kinder im Winter zum Rodeln. „Sehen Sie, die Erosion“, sagt Kita-Leiterin Angelika Klatt. Spätestens jetzt ist klar, dass Geolino ein besonderer Kindergarten ist. Es ist der Betriebskindergarten des Geoforschungszentrums, des Alfred-Wegener Instituts für Polar- und Meeresforschung, des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung PIK. Hier lassen Wissenschaftler ihre Kinder betreuen. Im Moment 20, aber nur, weil die Kita nicht genügend Platz für die anderen 30 Forscherkinder hat, die auf ihrer Warteliste stehen.
Das soll sich jetzt ändern. Die Kita will sich vergrößern, erklärt Klatt. 20 zusätzliche Plätze will sie schaffen. Zur Zeit befindet sich ihre beiden Gruppenräume samt Bad und Büro im Souterrain der Gästevilla des Wissenschaftsstandorts. Nun will sie auch das erste Geschoss nutzen. Ende des Jahres läuft der letzte Mietvertrag für die Wohnung aus. Wenn der Gastforscher ausgezogen ist, will die Kita mit den Umbauten starten: Drei weitere Gruppenräume, ein sogenannter Traumraum zum Kuscheln und ein Bad sollen dort entstehen. Eine Terrasse wird künftig in den Garten mit Hang führen.
190 400 Euro soll der Umbau kosten. Das Geld stammt aus dem Kunjunkturpaket. 70 Millionen Euro daraus kann das Land in Bildungseinrichtungen investieren, sagte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka. Die CDU-Politikerin erklärte, dass die Kita auf dem Telegrafenberg ein wichtiger Faktor für den Wissenschaftsstandort Potsdam sei. Denn bei den Wissenschaftlern arbeiteten meist beide Partner. Ein Kindergarten am Arbeitsplatz sei da ein Pluspunkt.
Dies betont auch Jörg Pietsch vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Es gibt immer jemanden, der an die Spitzenkräfte des Instituts herantritt, um sie abzuwerben“, sagt er. Gerade für die ausländischen Forscher sei es wichtig, dass sie ihre Kinder schnell und problemlos unterbringen können. Denn vom Ausland aus könnten sie sich keinen Kitaplatz organisieren. Für solche Fälle gebe es immer zwei freie Notplätze in der Kita. Teilweise spielen dort Kinder aus über neun Nationen zusammen. Zur Zeit kommen sie beispielsweise aus Russland, Indien, Indonesien und China.
Und außerdem entspanne es die häusliche Situation, wenn Eltern sich darauf verlassen können, dass sie ihre Kinder arbeitsplatznah in einer anspruchsvollen Kita unterbringen können. Die Wissenschaftler könnten sich besser ihrer Arbeit widmen. Dafür, dass die Kita „Geolino“ den Ansprüchen der Wissenschaftler genügt, spricht auch, dass sie in diesem Jahr die Auszeichnung „Haus der kleinen Forscher“ erhalten hat.
Die Kinder haben dafür zum Beispiel Zuckerberge geschmolzen. Ihre Eltern halfen dabei. Im Labor von Mama und Papa haben die Kinder Schnee und ihren Buddelsand unter dem Mikroskop untersucht. Sind die Kinder von Wissenschaftlern klüger als andere? Schließlich arbeiten auf dem Telegrafenberg Menschen, die die Welt, wenn schon nicht verändern, zumindest erklären helfen. „Nein“, sagt Kita-Leiterin Klatt. Sie hätten alle ihre Stärken und Schwächen. Manchmal komme es ihr aber so vor, als seien einige von ihnen besonders experimentierfreudig. Aber die Kita habe nicht nur den Schwerpunkt Forschung. Ein Tag pro Woche sei ganz für die Musik da und einer nur für die Bewegung. Die Kinder rollten dann zum Beispiel den Berg runter. Oder sie laufen Seifenblasen hinterher. Dabei quieken und kreischen sie vor Begeisterung. Wie alle Kinder.
Juliane Wedemeyer
Juliane Wedemeyer
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