zum Hauptinhalt

RADWEGE: Entlang der Mauer und durch die Parks: Mehr Speed für den Mauerweg Demo im Sattel

Mehr als 200 Potsdamer radelten für mehr Fahrradwege in den Welterbeparks

Stand:

Um das Radeln am Griebnitzseeufer und durch die Schlösser-Parks ist die Diskussion angeheizt und so hat sich am Sonnabend trotz der dräuenden Regenwolken eine beachtliche Radlerschar am Bahnhof Griebnitzsee eingefunden. Insider hat die Neugier, wie sich der Mauerweg aktuell präsentiert, zum Mauerradeln zwischen Bahnhof Griebenitzsee und Kladow gelockt. Die anderen sind generell an der geschichtsträchtigen Strecke interessiert. Eingeladen haben die Grünen. Der Verein „Griebnitzsee für alle“ stößt dazu.

Die Lage am Uferweg habe sich entspannt, versicherte Grünen- Stadtverordneter Peter Schüler. Doch den Radler verschrecken noch immer vielfache Privatgelände-Schilder, fast zugewucherte Teilstrecken und geradezu halsbrecherische Kurven durch teilweise Verlegung des alten Uferwegs zum Wasser hin. Ab heute ist der Bebauungsplan für die Uferweggestaltung neu ausgelegt und der Verein ruft unter www.potsdam.de/beteiligung dazu auf, sich zu informieren und einzumischen. Einspruch gibt es vor allem gegen geplante Barrieren, die nicht nur Radler, sondern auch Kinderwagen und Rollstuhlfahrer behindern würden.

„Der Weg muss als historische Strecke ausgebaut werden“, fordert der Initiator des Mauerstreifen-Radelns, EU-Parlamentarier Michael Cramer nun schon Jahr für Jahr. Er kritisiert gemeinsam mit den Potsdam-Grünen, dass die Beantragung von Fördermitteln zum Ausbau der Strecke sehr schleppend vorangehe. Zum Glück bewege sich nun etwas. Fördergelder sollen für den Radwegausbau im Königswald beantragt werden und den Zustand des Rotkelchenweges in Krampnitz will die Stadt über Sanierungsmittel verbessern. Der Ausbau des Uferweges am Plattner-Campus zwischen Bertini-Straße und Nedlitzer Brücke ist gesichert. Man habe aber Hasso Plattner gebeten, beim seiner Anlage etwas Speed zu geben. Auch Cramer ist übrigens vorgeprescht und hat Potsdam trotz der Mängel mit in seine neue Ausgabe vom Berliner Mauer-Radweg aufgenommen. Sie wird nächsten Montag vorgestellt.

Der Streit mit der Schlösserstiftung um das Radeln in den Parks sorgt dagegen weiter für Zündstoff. Als es auf dem Mauerweg durch den Neuen Garten geht, ist von „preußischem Gehorsam“ nichts zu spüren. Vom Aufsichtspersonal auch nicht. Und so wird munter durchgeradelt. Im Schloßpark Sacrow, ebenfalls Mauerstreifengelände, darf man das Fahrrad laut Parkordnung, nicht einmal schiebend durchbugsieren. Cramer sieht da noch viel Gesprächsbedarf. Hella Dittfeld

Mehr als 200 Potsdamer demonstrierten gestern auf dem Fahrrad für eine Lockerung des Fahrradverbotes in den Parks der Schlösserstiftung. Gemeinsam fuhren sie von der Berliner Straße zum Haupteingang des Neuen Gartens und nach Ende der offiziellen Demonstration quer durch den Neuen Garten, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Sie forderten Gespräche zwischen Stiftung und Politik, um ein Fahrradkonzept unter Einbeziehung der Welterbe-Parks zu verwirklichen. Eingeladen zu dieser Aktion hatte die Bürgerinitiative Babelsberger Park. Dabei waren gestern sind nicht alle Teilnehmer einer Meinung – dennoch kämpfen sie für das Gleiche.

Polarisiert hatte Lutz Boede von der Fraktion Die Andere. Er verglich Schlösserchef Hartmut Dorgerloh mit einem König und erklärte, dass die Leute hier erneut für die Abschaffung der Monarchie kämpfen würden. Er forderte das freie Baden an allen Ufern, das Radfahren auf allen Wegen sowie weit weniger Baumfällungen für die Wiederherstellung von Sichtachsen. Was teilweise arg zugespitzt klang, war nicht im Sinne aller: Der Potsdamer Wolf-Dieter Herrmann – einst Moderator beim Sat1-Frühstücksfernsehen – erhielt kurzerhand Rederecht und erklärte, eine Einigung mit der Stiftung könne nur ein Kompromiss sein und würde nicht einseitig auf Forderungen bestehen. Er plädierte gegen eine komplette Öffnung aller Parkwege für Radfahrer und gegen eine generelle Badeerlaubnis an jedem Ufer der Parks. Dafür müsse es bestimmte Bereiche geben. Auch für Radfahrer sollten nur die großen, breiten Wege geöffnet werden. Derzeit lässt die Stiftung ausschließlich auf asphaltierten Wegen das Radfahren zu – jedoch enden einige Wege mitten im Park direkt an nicht asphaltierten Schiebestrecken. Auch Helmut Przybilski (Stadtverordneter SPD) plädierte für einen gemeinsamen Weg mit der Stiftung. Er betonte, dass die Verwaltung gerade prüft, wie viel der Ausbau des Radwegenetzes in den Parks kostet. Dabei müsse die Stadt die Stiftung unterstützen – womit nicht alle einverstanden waren.

Schlösserchef Hartmut Dorgerloh erklärte in einem Grußwort an die Teilnehmer, bis Ende des Jahres werde sich nichts ändern. Dann würde das als Versuch angelegte Projekt Radfahren in den Schlossparks evaluiert und eventuell ausgeweitet – oder es wird wieder untersagt. Er kündigte intensive Gespräche zwischen Stadt und Stiftung für den Herbst an. Zuletzt betonte Dorgerloh immer, dass die Parks keine Notaufnahme für die fehlende Infrastruktur im Radwegenetz der Stadt seien.

Die Bürgerinitiative, die sich im März nach Veränderung der Parkordnung gegründet hatte, zog eine positive Bilanz aus den vergangenen Wochen: Mehr als 8000 Unterschriften für ein breiteres Spektrum der Parknutzung seien gesammelt worden. Zudem habe die Schlösserstiftung einige Zugeständnisse beim Baden am Tiefen See und der Kennzeichnung einer Fahrradstrecke im Park Babelsberg gemacht. Den Vorfall, dass eine Ordnungskraft der Schlösserstiftung von einem Radfahrer niedergeschlagen worden ist, bedauerten sie. Jedoch zeige das, „dass die durch die Stiftung provozierte Anspannung durch die Verbote in Aggression umschlägt“, teilte die Initiative mit. jab

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })