zum Hauptinhalt
Lärmschutz. In einigen Bereichen der Großbeerenstraße gilt bereits Tempo 30. Das soll ausgeweitet werden. Die Stadt hofft, dass damit die Lärm- und Abgasbelastung für Anwohner geringer wird.

© J. Bergmann

Verkehr in Potsdam: Mehr Tempo-30-Zonen gegen Krach

Tausende Potsdamer wurden in den vergangenen Jahren von Straßenlärm entlastet. Nun sind weitere Maßnahmen geplant. Für manche fehlt der Stadt allerdings das Geld – oder sie ist nicht zuständig.

Stand:

Potsdam - Rund 14 000 Potsdamer leiden nachts unter ruhestörendem Lärm, vor allem verursacht vom Straßen-, aber auch vom Bahnverkehr. Mit einem neuen Maßnahmenpaket will die Stadt nun speziell den durch Autos entstehenden Geräuschpegel senken. Im Lärmaktionsplan, der am Montag vorgestellt wurde, werden unter anderem Tempo-30-Zonen in zwölf wichtigen Straßenzügen vorgeschlagen, vor allem in der Innenstadt und Babelsberg. Nach entsprechenden Gutachten und Einzelfallprüfungen könnte die Straßenverkehrsbehörde die neuen Tempolimits schon Ende dieses Jahres umsetzen, sagte Lars Schmäh vom Bereich Umwelt und Natur.

Horstweg soll verengt werden

Konkret sind für die Nachtstunden neue Tempo-30-Zonen in der Breiten Straße und der Großbeerenstraße zwischen Konsumhof und Filmpark sowie auf dem Brauhausberg vorgesehen. Neue ganztägige Geschwindigkeitsbegrenzungen soll es in der Charlotten-, der Zeppelin- und der Karl-Liebknecht-Straße geben. Auch die Rückertstraße in Bornim, die Heinrich-Mann-Allee zwischen Brauhausberg und Friedhofsgasse sowie die Französische Straße in der Innenstadt sollen ein Tempo-30-Schild erhalten – wie auch in Potsdam-West die südliche Forststraße sowie in Babelsberg Teile der Fritz-Zubeil- und der Pestalozzistraße. Zudem soll in den nächsten Jahren der viel befahrene Horstweg für Autofahrer verengt werden. Das Planwerk mit den Vorschlägen gegen den Lärm muss von den Stadtverordneten noch abgesegnet werden.

Den ersten Lärmaktionsplan hatte die Stadt bereits 2011 aufgelegt, in der Folge wurden bereits etliche Tempo-30-Zonen – etwa in der Jägerallee – ausgeschildert. So habe sich die Zahl der Potsdamer, die in der Nacht Straßenlärm von über 55 Dezibel ausgesetzt sind, von damals rund 9600 auf 6100 reduziert, heißt es in dem neuen Papier. Allein durch das Tempo-30-Gebot in der Zeppelinstraße habe sich die Lärmbelastung für rund 350 Anwohner unter 55 Dezibel gesenkt – ab diesem Wert sprechen Wissenschaftler von einem gerade zur Schlafenszeit unangenehmen Geräuschpegel, der über längere Zeit das Wohlbefinden verringert und die Leistungsfähigkeit senkt. 55 Dezibel entsprechen etwa der Lautstärke eines brummenden Kühlschranks oder eines leisen Gesprächs direkt neben dem Ohr. 2200 Potsdamer sind nachts sogar von Straßenlärm über 60 Dezibel betroffen – was der Lautstärke eines normalen Gesprächs entspricht.

Bäume sollen den Autofahrern signalisieren, langsamer zu fahren

Viele andere Maßnahmen zum Straßenverkehr, die in dem neuen Planwerk genannt werden, sind bereits bekannt – etwa aus Aktionsplänen gegen Luftverschmutzung. So findet sich in dem 137-seitigen Papier unter anderem die ab Ostern geplante Verengung der Zeppelinstraße, aber auch allgemein die schon beschlossene Erweiterung des Tram- und Radwegenetzes zur Vermeidung von Autoverkehr. Neu dagegen ist die mittelfristig geplante alleeartige Begrünung etwa der Friedrich-Engels- und der Neuendorfer Straße. „Auch durch solche kleinteiligen Maßnahmen lässt sich die Geschwindigkeit von Autofahrern begrenzen“, so Schmäh. So könnten Bäume am Straßenrand Autofahrern signalisieren, dass sie den Fuß vom Gas nehmen sollten.

In dem Papier geht es aber auch um konkrete Lärmschutzinvestitionen. In den kommenden fünf Jahren ist vorgesehen, etwa die Breite Straße und die Potsdamer Chaussee in Groß Glienicke mit sogenanntem Flüsterasphalt zu sanieren, damit der Lärmpegel sinkt. Mittelfristig ist Ähnliches unter anderem an der Alten Zauche am Schlaatz, in der Amundsenstraße in Nedlitz und in der Kastanienallee in Potsdam-West geplant – je nach Haushaltslage. Allein in der jetzt noch gepflasterten Kastanienallee, in der schon Tempo 30 gilt, sind derzeit rund 800 Anwohner von Lärm über 55 Dezibel betroffen. Zudem stellt die Stadt fest, dass die seit Jahren geforderten Lärmschutzwände für die Nuthestraße zwar wünschenswert wären, aber eben die Finanzierung ungesichert sei. Ähnliches wird in dem Aktionsplan für Lärmschutzwälle für die Ortsteile Uetz und Marquardt vermerkt, hier geht es um Verkehrslärm von der Autobahn 10.

Nachts sind 5000 Potsdamer vom Straßenlärm betroffen

Auch die Maßnahmen gegen Bahnlärm, von dem nachts mehr als 5000 Potsdamer betroffen sind, sind lediglich Absichtsbekundungen. Man wolle bei der Bahn auf weitere Maßnahmen hinwirken, heißt es in dem Papier. Allerdings lägen die Potsdamer Gleisabschnitte in der bundesweiten Lärmschutz-Prioritätenliste der Bahn relativ weit hinten, schränkte Schmäh ein. So könne die Stadt nur auf das angekündigte Sanierungsprogramm der Bahn hoffen, die Radsysteme in vielen Zügen leiser gestalten möchte.

Für fast 1000 Potsdamer störend in der Nacht ist auch die Straßenbahn vor der Haustür. Als Gegenmaßnahme soll etwa bei der anstehenden Gleissanierung in der Heinrich-Mann-Allee die Strecke so gestaltet werden, dass die Lautstärke gedämpft wird. Ähnliches ist in der Zeppelinstraße und bei der neuen Tramtrasse in Richtung Campus Jungfernsee geplant. Zudem werden für die Friedrich-Ebert- und die Charlottenstraße sogar Geschwindigkeitsbegrenzungen für Straßenbahnen erwogen. Tempolimits treffen eben nicht nur Autofahrer.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })