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Links und rechts der Langen Brücke: Mehr Transparenz!

Henri Kramer fordert ein neues Modell für das Stadtwerkefest

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Das Potsdamer Stadtwerkefest finden eigentlich alle schön. Selbst notorische Kritiker sehen ein „Kulturerlebnis“ für alle Potsdamer. Natürlich haben sie recht: Zehntausende werden sich amüsieren, wenn am kommenden Wochenende die große Sause steigt, mit ZZ Top auf der Bühne und Peter Paffhausen im Hintergrund. Und doch werden auch viele Kunden der Stadtwerke die Faust in der Tasche ballen, weil von ihren Gebühren ein Fest gefeiert wird, wie es kostenlos in Deutschland fast kein zweites gibt.

Dabei könnte es so schön sein: Bands gut, Sound gut, Bier billig und hoffentlich dazu noch Sonne. Doch das Problematische an der Gratis-Sause ist, dass ihr der Makel der Unehrlichkeit anhaftet. Einmal sind die genannten Kosten von 310 000 Euro lächerlich und viel zu niedrig für ein Event dieser Größe angesetzt. Ebenso passt die Party mit ihrem Charakter eines Mega-Spektakels nicht in die Zeit einer stetigen Energiepreisspirale nach oben, die auch Stadtwerkekunden schon schmerzlich zu spüren bekommen haben. Und letztlich wirkt es gerade in diesem Jahr wie eine Feier vor allem für den Stadtwerke-Chef, der endlich seine geliebten Rockerhelden von ZZ Top nach Potsdam holen kann.

Obwohl viele dieser Fakten auf der Hand liegen, fallen die politischen Entscheidungsträger im Aufsichtsrat bisher kaum dadurch auf, mehr Transparenz in das Geschäftsgebaren der Stadtwerke bringen zu wollen. Natürlich ließe sich von Verwaltung und Politik auch den Stadtwerken ein anderes Vorgehen aufzwingen. Das Modell für große Stadtfeste in Potsdam könnte dann so aussehen: Die kommunalen Unternehmen wie Stadtwerke und ProPotsdam und die Verwaltung beauftragen einen professionellen Veranstalter mit einem bestimmten Budget, das zumindest zu einem Teil von den Stadtverordneten beschlossen wird. Damit wäre die Transparenz gewahrt und der Vorwurf stünde nicht mehr im Raum, mit einem solchen Fest werde „Zwangsbeglückung“ betrieben. Wie solche Modelle aussehen können, lässt sich bei anderen Städten leicht erfragen. Bestimmt darf bei so einem Fest dann auch Peter Paffhausen wieder auf der Bühne stehen und uns mit seinem Gitarrenspiel die Tränen in die Augen treiben.

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