Links und rechts der Langen Brücke: Mehr von „Bubble City“
Henri Kramer wünscht sich mehr Kinderstädte in Potsdam
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Sie haben gesägt, gehämmert, ihre Stadt aufgebaut. Dabei haben sie gestritten und sich wieder versöhnt. Und am Ende stand „Bubble City“ – eine (Holzbretter-)Stadt von und für mehr als 250 Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren. Insgesamt besuchten sogar rund 1600 Kinder die „Stadt der Kinder“.
Zum achten Mal hat das Ferienprojekt – die Träger sind das kommunale Bürgerhaus am Schlaatz, der Stadtjugendring und mehrere andere Vereine – nun stattgefunden. Und um es ganz klar zu sagen: Dieses Projekt, das es freilich auch in anderen Städten in ähnlicher Weise gibt, ist faszinierend. Denn hier kann man sehen, was Kinder machen, wenn sie sich einmal völlig frei entfalten und sich – mit sanfter Hilfe der Erwachsenen – selbst organisieren können: Sie diskutierten über die Farbe eines Cafés, bauten sich eine Kirche auf oder ein „Hotel zur Heuschrecke“. Lange Schlangen gab es vor der „Kids-Bank“ – und gegen einen Stempel bekam jedes Kind seine ersten Kids-Dollar. In der Lotterie verspielten einige gleich ihr ganzes Geld. Sie betrieben Supermärkte, zogen als Räuber umher oder bewachten auf der Gegenseite den Knast. Oder sie lachten einfach, spielten. Zwei Wochen lang. Für viele Teilnehmer war es das erste Mal, dass sie bei einem solchen Großprojekt teilnahmen, Pläne schmiedeten, mit Ausdauer auf ein Ziel hinarbeiten konnten – und schließlich sahen sie, dass es voranging in „Bubble City“. Mit Geld sind solche Erfahrungen nicht zu bezahlen – wie auch die Berichte darüber in einer oft aufgeregt diskutierenden Stadt wohltuend wirken.
Umso bedauerlicher ist es da, dass es tatsächlich nur zwei Wochen im Jahr sind, an denen im Nuthewäldchen am Schlaatz ein „Bubble City“ oder eine ganz andere Stadt entstehen kann. Denn einmal ist der Weg bis dahin für viele Kinder ein weiter. Zum anderen: Gerade in den Sommerferien gibt es immer Bedarf nach spannenden Ferienprojekten. Warum nicht also in den nächsten Jahren an verschiedenen Standorten in Potsdam jeweils zwei Wochen lang unterschiedliche Kinderstädte aufbauen lassen – vielleicht bauen die kleinen Baumeister im Süden der Stadt ganz anders als im Norden oder in Babelsberg?
Allerdings muss klar sein, dass so eine Kinderstadt nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür ist der dankenswerte Einsatz vieler, auch ehrenamtlicher Helfer im Hintergrund nötig. Sie erst sorgten für das Baumaterial, kochten das tägliche Mittagessen und räumten danach wieder auf. Wenn es in den nächsten Sommerferien noch mehr „Bubble Citys“ geben soll, werden sich Freiwillige dafür finden müssen.
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