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Aus dem GERICHTSSAAL: Mehrjährige Haft für Anbau von Cannabis

Plantage in Sellostraße professionell betrieben

Stand:

Die Polizisten, die am 5. Dezember vorigen Jahres nach einem anonymen Hinweis in der Sellostraße anrückten, fanden hier eine professionell betriebene Indoor-Cannabisplantage vor. In Dutzenden von Anzuchttöpfen und 293 Blumenkästen entdeckten sie über 1000 Pflanzen verschiedener Wachstumsstadien mit einer Gesamtmenge von 14,6 Kilogramm. Diese hätten sechs bis acht Kilo verkaufsfähiges Marihuana und den Betreibern der Aufzuchtanlage gut 20 000 Euro Gewinn gebracht.

Statt dessen kassierte der Potsdamer Initiator Volker A. (48) gestern vom Schöffengericht wegen gewerbsmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren. Sein Komplize Arne W. (27) aus der Nähe von Rathenow – ihm wurden zwei weitere Fälle von Rauschgifthandel in seinem Wohnort zur Last gelegt – erhielt eine Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten. Die Urteile sind allerdings noch nicht rechtskräftig.

Die Idee mit dem Cannabisanbau sei ihm gekommen, als sein Schuldenberg immer weiter gewachsen sei, erzählte Volker A., vorbestraft wegen fortgesetzten Betruges, Körperverletzung, Diebstahls und mehrerer Trunkenheitsfahrten, zudem unter Bewährung stehend. Im Jahr 2004 habe er in seinem Wohnhaus mit einigen Pflanzen begonnen und den Ertrag „in Diskotheken weggegeben“. Gleichzeitig habe er sich im Internet schlau gemacht, wie er das Ganze effektiver aufziehen könne. Dann habe er Arne W. kennengelernt, der ihm mit rund 10 000 Euro aus der finanziellen Patsche half. Die Hälfte davon habe er zur Schuldentilgung und für seinen Lebensunterhalt verwendet, den Rest zum Ausbau der trotz angezapfter Stromleitungen kostenintensiven Anlage, berichtete der Arbeitslose. Irgendwann habe Arne W. sein Geld allerdings wiedersehen wollen. Volker A. – finanziell notorisch klamm – weihte den Jüngeren in seine Geschäftsidee ein. Der zeigte sich interessiert, erstellte dem ihm intellektuell Unterlegenen einen „Fahrplan“, damit er sich bei der täglichen Pflege der Anlage nicht verzettle, partizipierte auch vom Ernte-Ertrag. Und er verschaffte sich einen Nachschlüssel, um das Gedeihen ihres nunmehr gemeinsamen Projektes kontrollieren zu können. Schließlich sollte er neben der Begleichung seiner gesamten Außenstände durch Volker A. fünf bis zehn Prozent des geplanten Gesamterlöses als Zinsen bekommen.

„Die Aufzuchtanlage war schon gut und ordentlich gemacht“, schätzte Arne W. gestern ein. Obwohl er als Filialleiter einer großen Supermarktkette überdurchschnittlich verdiente, sei er von Geldgier ergriffen gewesen. In der Untersuchungshaft sei er dann aber recht schnell auf dem Boden der Tatsachen gelandet. „Über Weihnachten im Gefängnis zu sitzen, weg von meinen Eltern, zu denen ich ein sehr enges Verhältnis habe, war schrecklich.“

„Es ging um Geld. Es ging um ein Abhängigkeitsverhältnis. Arne W. hat Druck auf Volker A. ausgeübt“, führte der Staatsanwalt aus. „Cannabisprodukte sind zwar weiche Drogen, gelten aber als Einstieg für härtere Sachen.“ Mit 880 Gramm Tetra-Hydro-Cannabinol (THC) habe der Wirkstoffgehalt in den Pflanzen mehr als das Hundertfache dessen betragen, was der Gesetzgeber als Grenze zum Verbrechen festlegte. Hoga

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