
© Manfred Thomas
Glossiert: Mein Vorsatz für 2013: Ich werde Raucher!
Ins neue Jahr gehe ich mit guten Vorsätzen: Ich werde 2013 gesünder leben. Mehr frische Luft, mehr Bewegung, mehr Spaß und mehr Freunde.
Stand:
Einfach mal raus und was tun, unter Leute gehen und Kontakte aufbauen, nicht so allein rumhocken, den ganzen Müll in mich reinfressen und dabei Fett ansetzen. Meine Güte, was ich im Advent an Marzipankartoffeln in mich reingestopft hab, tütenweise das ganze Zeugs, allein an meinem Schreibtisch im stickigen Büro.
Aber man braucht halt was zum Knabbern, ich zumindest, dann kann ich besser denken. Einmal am Tag Nachschub holen, zitternd durch Nebelschwaden und Nieselregen zum Discounter und schnell wieder zurück in die warme Bude. Teufel auch, die feindliche Welt da draußen.
Jetzt weiß ich, was ich dieses Jahr mache. Ich werde Raucher und tu endlich was für meine Gesundheit. Was die so abkönnen! Trotzen Wind und Wetter und paffen sich eisern durch die Jahreszeiten, da kennen die nix. Das härtet ab, kein Wunder, wenn Bronchitis komischerweise immer die Kollegen Nichtraucher kriegen. Vor allem aber sind Raucher stets fröhlich und gut drauf, strahlend vor lauter Glückshormonen – beneidenswert und gut für die Produktivität. „Ich geh mal runter – wer kommt mih-it?" flöten sie in die Runde, voller Vorfreude auf das Gemeinschaftserlebnis.
Wer heute wohl vor der Tür steht? Und welches Wetter? Trippeltrappel die Treppen runter, eine durchgezogen und alles wieder schick, und dann – nein, natürlich nicht die Treppen wieder hoch gelaufen, sondern jetzt im Fahrstuhl, wie schööön, wieder im Warmen, so gemütlich, noch mal Gruppenkuscheln, und dann Tschüssi bis zur nächsten. So sozial das alles!
Ich will das auch, ich will dazugehören, das Wechselbad der Gefühle und bösen Wetterelemente erleben, den Mahborrowind um die Nase kriegen, die Kippe lässig wegschnippsen in den bald lauen Frühlingswind und mich über militante Nichtraucher aufregen. Die Zugehörigkeit zu einer Peer-Group ist nicht zu unterschätzen, steht heute in jedem Psycho-Magazin, eine Gruppe gibt Halt und Geborgenheit, und ich will deshalb weder mit Yoga anfangen noch mir einen Hund zulegen müssen.
Es kommt ja noch besser: Die Deutsche Raucherliga hat sich ein Präventionsprogramm ausgedacht, das bei ihrer Klientel für mehr UV-Licht und somit ausreichend Vitamin D und einen gesunden Teint sorgen soll: Bald darf in Potsdam nicht mehr unterm Wartehäuschen gequalmt werden! Häuschen mit Dach gibt’s nur noch für zitternde Milchkaffee-Schwächlinge wie mich.
„Nur die Harten komm' in’ Garten“, hab ich mal irgendwo gehört. Und Garten klingt irgendwie gesund. spy
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