Landeshauptstadt: Mensch pass auf!
Info-Börse zur Prävention von Kinderunfällen im Bürgerhaus am Schlaatz
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Info-Börse zur Prävention von Kinderunfällen im Bürgerhaus am Schlaatz Am Schlaatz - Leuchttürme haben Signalwirkung – erst Recht, wenn sie in einer Vielzahl im Potsdamer Binnenland zu finden waren: Aus rot-weiß gestreifter Pappe, mit Fähnchen an der Spitze, standen sie am vergangenen Sonnabend im Foyer des Bürgerhauses Am Schlaatz als Symbol für verschiedenste Akteure, die sich mit der Prävention von Unfällen im Kindesalter beschäftigen – und setzten damit das Motto der Info-Börse spielerisch um: „Mensch pass auf!“. Der Status Quo: Unfälle sind bei Kindern die häufigste Todesursache. Jährlich sterben in Brandenburg 24 Kinder – eine ganze Schulklasse – an den Folgen eines Unfalls – und damit liegt Brandenburg über dem Bundesdurchschnitt. Dabei nehmen tödliche Unfälle im Säuglingsalter zu, während sie bei Klein- und Schulkindern rückläufig sind. Jährlich werden in Brandenburg 6300 Kinder wegen eines Unfalls stationär behandelt. Die Hauptunfallquelle im Säuglingsalter ist der Sturz von der Wickelkommode. Ersticken, Ertrinken, Stürze und Brand-Verletzungen – nicht der Straßenverkehr – sind die häufigsten Unfallursachen bei Kindern unter fünf Jahren. Diese Ergebnisse präsentierte Dr. Gabriele Ellsäßer, Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Prävention von Kinderunfällen“ der Landesärztekammer, die den Dialog zwischen Experten von Behörden, Institutionen, Krankenhäusern und Vereinen aus Brandenburg organisiert hatte. „Durch zielgerichtete Prävention können 95 Prozent der tödlichen Unfälle und 60 Prozent der Verletzungsfolgen verhindert werden", so die Expertin. Eine wirksame Unfallprävention müsse an den alterstypischen Gefahrenherden ansetzen. Nicht der Wickeltisch sei an einem Sturz schuld, sondern Eltern müssen wissen, dass ihre Säuglinge sehr beweglich sind. Umso wichtiger sei die ausreichende Sicherung. „Für den erfolgreichen Unfallschutz müssen die Eltern über die Gefahren aufgeklärt sein und die häusliche Umgebung den Kindern anpassen“, so Ellsäßer. Um auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, müsse man den Blickwinkel wechseln, denn: „Kinder sehen anders.“ Zu diesem Zweck wurde eine Riesenküche im Bürgerhaus eingerichtet. Ein Erwachsener schafft es kaum, über den Rand des Tisches zu schauen – so sieht er auch nicht die Tasse mit heißem Tee auf der Tischdecke. Durch Ziehen an Tischdecken können Tassen oder Kannen auf Kinder stürzen. „Der Inhalt einer Tasse Tee kann bis zu 30 Prozent der Körperoberfläche unserer Kinder mit dauerhaftem Schaden verbrühen“, erklärt Dr. Elke Seidel vom Landesgesundheitsamt. „Wir dürfen nicht vom grünen Tisch aus an den Bedürfnissen und der Sicherheit der Kinder vorbeiplanen.“ Der Verein FUSS mit Hauptsitz in Berlin hat für Potsdam zur Vorbeugung von Unfällen einen fußgängerfreundlichen Stadtplan mit verkehrssicheren Wegen initiiert. Hervorgehoben werden nicht die Hauptverkehrsstraßen sondern Uferwege, fußgängergerechte Querverbindungen sowie Grün- und Wanderwege. „Der Plan soll Kindern Schutz vor Unfällen auf dem Schulweg bieten und die gesunde Bewegung in den Städten ermöglichen“, so Bernd Herzog-Schlagk, Bundesgeschäftsführer des Vereins in Berlin. „Über die einzelnen Maßnahmen der an der Unfallprävention beteiligten Akteure hinaus, muss es zur gegenseitigen Vernetzung kommen“, betonte Dr. Ellsäßer als ein Ziel der Info-Börse. „Gemeinsam müssen wir überlegen, welche Akupunkturnadeln wir in der Breite setzen“ – und sie greift damit wieder das Bild der Leuchttürme auf. Interessenten können sie Türme erwerben und zu Ausstellungszwecken nutzen.
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