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Landeshauptstadt: Merkel kennt jetzt das System
Potsdamer Forscher erklärten der deutschen Kanzlerin in Indonesien das Tsunami-Frühwarnzentrum
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Jakarta/Potsdam - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Tsunami-Frühwarnzentrum in Indonesien, das federführend vom Potsdamer Geoforschungszentrum (GFZ) entwickelt wurde, als wichtigen Beitrag für die Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Ländern gelobt. Das Zentrum sei ein „gutes Beispiel für eine deutsch-indonesische Kooperation, die auch zum Wohle der Menschheit dient“, sagte Merkel am Mittwoch bei einem Besuch des Zentrums in Jakarta. GFZ-Projektleiter Jörg Lauterjung und GFZ-Direktor Reinhard Hüttl waren ebenfalls vor Ort in der indonesischen Hauptstadt.
Merkel ließ sich von ihnen ausführlich die Funktionsweise des Tsunami-Warnsystems erklären. Das Zentrum wird seit mehr als einem Jahr in indonesischer Eigenregie betrieben. Das Projekt war nach dem verheerenden Tsunami vom 26. Dezember 2004 begonnen worden, bei dem mehr als 220 000 Menschen ums Leben kamen. Es wurde vom GFZ Potsdam maßgeblich mit aufgebaut und von Deutschland mit insgesamt 55 Millionen Euro finanziert (PNN berichteten). Heute arbeiten für das Zentrum in Jakarta rund 600 Menschen, teilweise im Schichtbetrieb.
Die Kanzlerin zeigte sich beeindruckt: „Wir sehen hier höchste wissenschaftliche Qualität, auch erleben wir, wie hier indonesische Fachleute ausgebildet werden“, sagte sie. Indonesiens Verkehrsminister Evert Erenst Mangindaan hob die Bedeutung des Zentrums in dem erdbebengefährdeten Land hervor. „In letzter Zeit gab es ungefähr alle zwei Jahre Tsunamis in unserem Gebiet“, sagte er. Das Warnsystem sei „wichtig, um unsere Bevölkerung an den Küsten Indonesiens zu schützen“.
Das von den Potsdamer Forschern entwickelte System arbeitet mit Informationen aus 300 landgestützten Sensoren, GPS-Stationen und Bojen, die den Wasserpegel messen. Die Daten werden mit einer Software in ein Lagebild umgesetzt, das Warnungen für die betroffenen Küstenabschnitte herausgibt. Diese werden dann an Einrichtungen wie Polizei, Feuerwehr und örtliche Behörden geschickt, die die Bewohner informieren. Das Warnsystem braucht nach Angaben der Betreiber fünf Minuten nach einem Beben, um alle Informationen aus den rund 300 Messstationen auszuwerten.
Im vergangenen Jahr war das 2008 gestartete Frühwarnsystem vollständig an Indonesien übergeben worden. Deutsche Forscher sind aber weiter regelmäßig für Fortbildungen vor Ort in Indonesien. Der südostasiatische Inselstaat ist besonders durch Flutwellen gefährdet. Auch die schnelle Evakuierung der Bevölkerung in den dicht besiedelten Küstengebieten ist eine schwierige Aufgabe, an deren Lösung deutsche Wissenschaftler mitarbeiten. Ein entsprechendes Pilotprojekt für drei Testregionen laufe noch bis zum März 2014, teilte das Geoforschungszentrum mit. AFP/PNN
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