Landeshauptstadt: Merlin verjagt die Wölfe
In neuer Filmpark-Show agieren zwei- und vierbeinige Artisten miteinander
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In neuer Filmpark-Show agieren zwei- und vierbeinige Artisten miteinander Von Hella Dittfeld Alles Show, alles Imagination. Der große Zauberer Merlin reitet auf einem Schimmel ins Dorf der Wölfe ein, auf der Hand sitzt sein getreuer Falke und natürlich siegt das Gute über das Böse. Die Wölfe werden verjagt, ein Fiesling in einen Hund verwandelt und zu guter Letzt steigen weiße Tauben auf, um das Happy-End zu symbolisieren. Das Publikum ist zufrieden und wird zudem noch durch einige Zwischeneinlagen amüsiert. Und wenn alles so läuft, wie es sich die Filmpark-Leitung vorstellt, dann rollen auch wieder viele muntere Euros bei der Saisoneröffnung am 3. April. Statt der 350 000 Zuschauer 2003 möchte man es in diesem Jahr auf rund 400 000 bringen. Das allerdings nicht nur mit der neuen Merlin-Show, bei der Peter Wohlfeil Regie führte, sondern auch mit einer neuen Stuntshow im Vulkan und vor allem mit „Fernsehen live“ in Studio 1, bei dem die Zuschauer entweder als Stars oder als Fernsehmacher mitagieren können. Auch bei Merlins Rückkehr wird das Publikum zwecks Erhöhung des Vergnügens einbezogen. Doch was wäre selbst ein Zauberer wie Merlin ohne die richtige Medienreklame. Und so gestattete er gestern nicht nur einen Blick ins neue Showgeschehen, sondern auch gewissermaßen einen in die Kulissen und nahm dabei in Kauf, dass etwas von der beim Film meist gut kaschierten Hochstapelei ruchbar wurde. Die wölfische Inkarnation des Bösen kommt nämlich nur in der Einzahl vor und muss auch noch eingestehen, dass etwas Hund in seinem Mischlingsblut steckt. „Ohne diesen Anteil wäre eine Dressur nicht möglich“, erklärte Tiertrainer Gerhard Harsch der auf intensiveren Grusel eingestellten Presse. Er weiß natürlich, wovon er redet. Seit 1998 macht er in seiner Filmtierschule in der Nähe von Neustadt (Dosse) Tiere für ihren Starauftritt fit, ob es sich nun um „Unseren Charly“ oder das Nordhäuser-Doppelkorn-Huhn handelt. Die zwischen Forsthaus Falkenau und der mörderischen Adelheid pendelnden Tier-Stars sind alle durch Harschs Schule gegangen. Auch die bisherigen Tiershows im Filmpark tragen seine Handschrift. Nun also ein völliger Neubeginn, bei dem Stuntleute und Tiere eng zusammenarbeiten. Wie das funktioniert, wurde gestern vorgestellt. Die Fotografen und Journalisten spielten dabei auch gleich einen Part: als Minipublikum. „Wir müssen die Tiere an immer mehr Leute gewöhnen, denn sie dürfen sich von den Besuchern später nicht ablenken lassen“, so Harsch. Etwa 500 Zuschauer werden auf der Tribüne am Rande der Stadt der Wölfe Platz haben. Auch an die Showgeräusche mussten sich die Tier-Stars erst gewöhnen. Es gibt bei dem Mittelalter-Spektakel zwar kein Geknalle und Geschieße. Immerhin aber wird Ziege Laura eine Leiter umwerfen, die dann krachend zu Boden geht. Und das darf nicht einmal eine neugierige Ziege interessieren. Auch der amerikanische Wüstenbussard sollte sich möglichst dort niederlassen, wo es Merlin befiehlt. Der Magier ist übrigens in erster Besetzung eine Frau und heißt Claudia Blume. Sie ist Gerhard Harschs Assistentin und so mit Pferd und Vogel bestens vertraut. Für alle Akteure gibt es Mehrfach-Besetzungen, damit bei Indisposition die zweimal am Tag gezeigte Show nicht ausfallen muss. Den Bussard gibt es gleich fünfmal, alle aufgezogen von Harsch persönlich, so auch der gestern agierende Harry, der von der knipsenden und fragenden Menschenansammlung irritiert schließlich einen eigenmächtigen Ausflug unternahm. Angst, dass er auf Nimmerwiedersehen verschwindet, muss Claudia nicht haben, denn Bussarde sind gesellig und bleiben gern beim Menschen. Die Tage bis zur Premiere werden natürlich noch zum Proben genutzt, damit die Stars möglichst perfekt auf unsichtbare Kommandos reagieren. „Wir arbeiten nur mit Belohnung und setzen die Tiere ihren Anlagen entsprechend ein“, beschreibt Harsch seine Art der Tierschule, in der sich vom Tiger bis zum Eichhörnchen so ziemlich alles tummelt, was man sich denken kann. Auch Harry weiß inzwischen ganz genau, dass sich in der Hand, auf der er sich niederlässt, immer ein Leckerli befindet. Zu den tierischen Stars gehört übrigens auch einer, der sich sozusagen selbst gecastet hat: Hundemischling Putzi. Ihn hatte sein bisheriger Besitzer an der Straße angebunden und so war er im Tierheim gelandet. Zwischen Harsch und Putzi war es Liebe auf den ersten Blick. Als dann die Show geprobt wurde, machte der Hund einfach von selbst mit und avancierte so schließlich zum Hauptdarsteller. Border Collie Dundy dagegen ist ein Pausenclown, ein ungeschminkter allerdings und ein sehr liebenswürdiger dazu. Er wird während der Umbauten mit einem Freiwilligen aus der Zuschauerriege beim Totstellen, Traurigaussehen und beim Fenstersprung konkurrieren. Einen Sieger gibt es dann bestimmt nach (Klatsch-) Punkten. Apropos Klatschen: Wie echte Stars haben die Tiere eine solche Belohnung äußerst gern und die Hunde bedankten sich für den Journalisten-Applaus, indem sie sich sofort für ein Exclusiv-Interview zur Verfügung stellten. Das fröhliche Gebell wird gerade übersetzt.
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