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Steffi Pyanoe.

© A. Klaer

Kolumne PYAnissimo: Millionen, eimerweise

Potsdam - Im Mai soll das Bad fertig sein. Das ist doch mal ein toller Satz.

Stand:

Potsdam - Im Mai soll das Bad fertig sein. Das ist doch mal ein toller Satz. Ob es dann auch eröffnet wird, steht da nicht, aber das ist auch egal, denn wer geht schon im Mai in ein Hallenbad. Im Mai liege ich hoffentlich an der Havel oder am Wannsee. Außerdem steht da das Wort „soll“, also jetzt bitte nicht euphorisch werden. Und noch was: Vorher gibt’s zwei Wochen Trockenübungen. Denn das alte Bad muss bereits zwei Wochen vor der Inbetriebnahme des neuen geschlossen werden. Weil das Bad dann umzieht. Ich dachte erst, die bringen das Wasser rüber ins neue Becken, den ausgebufften Sparfüchsen im Rathaus ist ja alles zuzutrauen, irgendwo müssen die Millionen, die unser Kassenwart jedes Jahr erst clever vor dem geiferndem Zugriff seiner Kollegen versteckt und dann ganz plötzlich wiederfindet, ja herkommen. Ich wollte mich jedenfalls schon zur Eimerkette anmelden. Aber man klärte mich auf: Nur ein paar Kleinigkeiten, Personalumkleiden, Werkstatt und anderes Gedöns, werden vom alten ins neue Bad mitgenommen.

Also das ist durchaus vorbildlich, finde ich. Nachhaltig! Muss ja nicht immer alles neu gekauft werden. Ich sehe schon den Bademeister seine Schlappen, die Schwimmflügelsammlung und das Vorratskästchen Seepferdchenausweise einpacken; der Hausmeister wischt die letzten Krümel von der Wachstuchdecke, faltet sie sauber zusammen, klemmt sich Thermoskanne und Geranientopf untern Arm und dann machen die beiden rüber. Zwei Wochen lang.

Aber noch mal, das ist absolut lobenswert. Ich will dieses Jahr zu Hause auch sparen. Ich habe mir vorgenommen, mal gar nichts auszugeben. Geld ausgeben kann jeder und es hat immer so einen negativen Touch. Ich werde ab sofort nur noch investieren. Das Kleid vom Brandenburgball war eindeutig Berufsbekleidung und damit eine Zukunftsinvestition. Die passenden Schuhe fallen unter Infrastrukturmaßnahme. Den Friseur verbuche ich ganz klar unter Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Meine Öffi-Monatskarten sind laufende Betriebskosten, Restaurantrechnungen substanzerhaltende Investitionen. Das Katzenfutter ist eine dringende Tierschutzmaßnahme und die Kinder bekommen natürlich kein Taschengeld, das ist absolut Oldschool. Sie bekommen Projektmittel ausgezahlt. Wer damit gut wirtschaften kann, rückt irgendwann auf in die institutionelle Förderung. Natürlich je nach Haushaltslage. Man muss ja auch Rücklagen bilden können. Für das Familiensyndikat.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass der Haushalt funktioniert, irgendwas muss man ja lernen von Stadt und Land – auch die wissen derzeit nicht wohin mit ihrem Millionenüberschuss. Und für den Fall, dass ich mich doch verkalkuliert habe, beantrage ich einfach ein kleines Darlehen oder wenigstens eine Bürgschaft bei der ILB, die sollen da nicht pingelig sein.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg

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