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WELTERBE: Millionen für das Welterbe

Potsdam bewirbt sich mit 23 Sanierungsprojekten um Konjunkturfördergelder des Bundes

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Anwesende Journalisten kommentierten es mit „Weihnachten für Erwachsene“: Die Bundesrepublik stellt aus ihrem ersten Konjunkturpaket 150 Millionen Euro für die 33 deutschen Welterbestätten zur Verfügung. Allein knapp 30 Millionen Euro für 23 Sanierungsprojekte begehrt die Stadt Potsdam aus diesem Fördertopf, deren Schlösser und Gärten seit 1990 zum Welterbe gehören. Allerdings rechnet die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD) damit, dass Potsdam bei einer ausgewogenen Verteilung der Mittel auf die Welterbestätten lediglich vier bis fünf Millionen Euro erhalten werde. „Aber andere Städte melden auch 20 bis 30 Millionen an“, so die Beigeordnete. Die Zeitschiene des Programms bezeichnete Elke von Kuick-Frenz als „sehr ehrgeizig“: Erst Ende 2008 sei die Stadt von dem Bundesprogramm informiert worden; bis zum 31. März müssten die Förderanträge – abgestimmt mit dem Land – beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) eingegangen sein. Im Juli sollen die ersten Förderbescheide erlassen werden. Von Kuick-Frenz: „Die haben das Programm als Chance für die Stadt begriffen.“

Von dem auch als „die Tiefensee-Millionen“ bezeichneten Programm, benannt nach Bundesbauminister Tiefensee (SPD), sind die Schlösser und Gärten der Schlösserstiftung ausgenommen, da sie bereits von einem anderen Sonderfonds zusätzliche Sanierungsmittel erhalten. Potsdam konzentriere sich bei ihren Anträgen auf Welterbe und städtebauliches Welterbe-Umfeld außerhalb der Stiftung. Die Auswahl der Objekte sei erfolgt „ohne Ansehen der Eigentümer“, erklärte Elke von Kuick-Frenz. Nutznießer könnte somit neben der Stadt Potsdam selbst die Kirchgemeinde Bornstedt, die Sello’sche Familienstiftung, die Pro Potsdam GmbH, die Friedenskirchengemeinde oder auch Krongut-Käufer Josef Laggner sein. Zu den 23 Projekten gehören seit langem drängende Sanierungen an Kirche und Friedhof Bornstedt, Sacrower Heilandskirche und Friedenskirche oder die Instansetzung des ehemaligen Friedhofswärterhauses auf dem jüdischen Friedhof. Ins Auge sticht auch die Hoffnung auf eine Wiederherstellung der im Krieg zerstörten Enver-Pascha-Brücke zwischen Babelsberg und Klein Glienicke. Auch Häuser in der Russischen Kolonie Alexandrowka könnten profitieren, darunter das seit der Errichtung 1829 nicht mehr sanierte königliche Landhaus auf dem Kapellenberg (PNN berichteten). Die Pro Potsdam GmbH geht mit ihren Schweizer Häusern an der Louis-Nathan-Allee in Klein Glienicke ins Rennen. Die Stadt selbst hofft zugunsten ihres Kommunalen Immobilien Service (KIS) auf zusammen 15,5 Millionen Euro für die Sanierung des Stadthauses und der Dortu-Schule – allerdings fehle hier noch die Abstimmung mit dem Land Brandenburg.

Die Stadtverordneten werden am Mittwoch kommender Woche über die Potsdamer Welterbe-Anträge informiert. Mit einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung rechnet die Baubeigeordnete im April. Dieser werde dann an den Bund nachgereicht.

Die 150 Millionen Euro will der Bund im Zeitraum von 2009 bis 2013 ausreichen, 50 Millionen davon bereits in diesem Jahr. Probleme hat Potsdam noch bei der Bereitstellung des Eigenanteils: Der Beigeordneten zufolge tragen von den genau 29,8 Millionen Euro 75 Prozent der Bund und 25 die Stadt. Für „notleidende“ Kommunen allerdings, die sich in einer Haushaltsnotlage befinden, sei auch ein Verteilungsschlüssel von 90 zu zehn Prozent möglich. Darauf hofft Potsdam: Derzeit versucht die Stadt „sich ihre Notlage bei der Kommunalaufsicht bestätigen zu lassen“, sagte die Beigeordnete. Den Eigenanteil trage die Stadt auch bei Projekten, die einen privaten Eigentümer haben. Den Ausschreibungsregeln zufolge müssen die Städte ihren Eigenanteil noch nicht gleich 2009 zahlen.

Welterbe in Potsdam, das sind nicht allein die Schlösser und Gärten der Schlösserstiftung. Herausragend ist hierbei der Bornstedter Friedhof mit der Begräbnisstätte der Hofgärtnerfamilie Sello. Dort befindet sich auch das Grabmal des Architekten Ludwig Persius (o.). Glanzpunkte sind ebenso die Schweizer Häuser in Klein Glienicke (m.) Ein großer Infrastrukturgewinn wäre der Neubau der Enver-Pascha- Brücke (u.). gb

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