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Landeshauptstadt: Millionen Füße schaden Terrassen

Für weltberühmte Weinberganlage von Sanssouci werden umfangreiche Bauarbeiten nötig

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Für weltberühmte Weinberganlage von Sanssouci werden umfangreiche Bauarbeiten nötig Von Erhart Hohenstein Millionen Touristenfüße verschieben die Schotter- und Deckschicht der weltberühmten Weinberg-Terrassen am Schloss Sanssouci. „Im Rechtsverkehr drücken sie nach oben allmählich den Belag aufwärts, beim Hinuntergehen abwärts“, kennzeichnet Gartenkustos Jörg Wacker diesen über Jahre ablaufenden Vorgang. Die sechs mal 22 Sandsteinstufen der Mitteltreppe, die zum Schloss hinaufführt, werden auf den Terrassenebenen durch vier Meter breiten Sandsteinbelag und zehn Meter breite Schotter-Kies-Streifen unterbrochen. Sie hält auf Dauer der hohen Belastung nicht stand. Außerdem verfestigen die vielen Tritte den Belag, so dass das Regenwasser nicht mehr ablaufen kann und sich Pfützen bilden. Das trifft vor allem auch auf die große Fläche der obersten, vor dem Schloss gelegenen Terrasse zu. Das Regenwasser kann wegen der Verfestigung und Deformierung des Belags die Abläufe des Entwässerungssystems nicht erreichen. Die sich bildenden Pfützen sind nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern können im Winter auch zu so genannten Frostsprengungen und damit zu nachhaltigen Schädigungen führen. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat sich deshalb entschlossen, die Schlossterrasse neu zu profilieren und das Entwässerungssystem zu ergänzen. Der Terrassenbelag in der Achse der Mitteltreppe soll erneuert werden. Dazu haben in den letzten Monaten Versuche mit einem so genannten Promenadenbeton stattgefunden, der einen hohen Kiesanteil besitzt. Eine Probefläche mit diesem Beton, der höhere Festigkeit hat, ohne das historische Bild zu beeinträchtigen, soll auf der zweiten Schlossterrasse (von unten) angelegt werden, eine weitere mit dem herkömmlichen Belag auf der dritten, um einen direkten Vergleich zu ermöglichen. Um eine zuverlässige Entwässerung zu sichern, erhalten die Terrassen im Mittelteil zusätzliche Regenrinnen und Gullys. Die Rinnen verlaufen hinter den Sandsteinplatten, sind nur zwei Zentimeter breit und stören damit nicht das optische Bild. Sie werden fachmännisch als „Schattenfugen“ bezeichnet. Die Bauarbeiten sollen im November beginnen. Die Weinbergterrassen waren ab 1744 mit dem Bau des Schlosses Sanssouci angelegt worden, nicht nur als gärtnerisch und mit Skulpturen reich geschmücktes Kunstwerk, sondern auch für den Anbau von Wein und Obst. Noch zu Lebzeiten Königs Friedrichs II. wurden die Nischen ab 1773 komplett verglast. Der so entstandene „gläserne Berg“ behielt bis 1978 sein Gesicht, dann wurden die Terrassen auf ihre ursprüngliche Form mit dem Wechsel von verglasten Nischen und Spalieren zurückgeführt. Das Parterre erfuhr bereits ab 1786 zahlreiche Veränderungen; so wurde das barocke Vierpassbecken zuerst verkleinert und 1841 durch ein kreisrundes für die Große Fontäne ersetzt. Die oberste Terrasse war ab 1845 zeitweise überreich mit Bildwerken und Fontänen geschmückt, bis sie Anfang der 30er Jahre unter Gartendirektor Georg Potente ihre schlichte Gestaltung erhielt, die sie auch heute noch besitzt.

Erhart Hohenstein

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