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Landeshauptstadt: Millionenspende für Orangerie geplant

Unternehmer Peter Niedner will der Schlösserstiftung fünf Millionen Euro schenken – für die Wiederherstellung der Blumenpracht auf den Terrassen, an der ein Verwandter vor 150 Jahren mitwirkte

Von Peer Straube

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Sanssouci - Für Michael Rohde, den Gartenbaudirektor der Schlösserstiftung, wären fünf Millionen Euro ein „wahrer Glücksfall“. Mit dem Geld, das der bayerische Unternehmer Peter Niedner nach Informationen der „Bild“-Zeitung aus einem möglichen Vergleich mit dem Land Brandenburg spenden will (siehe nebenstehender Text), könnten die Orangerieterrassen, ein „Gartenkunstwerk von einst europäischem Rang“, erstmals seit über 60 Jahren wieder in voller Schönheit der Öffentlichkeit präsentiert werden, sagte Rohde den PNN.

Seit dem Zweiten Weltkrieg dem schleichenden Verfall preisgegeben, ist von der einstigen Pracht der Gartenanlagen im Neorenaissance-Stil heute kaum noch etwas zu erkennen. Schlichter Rasen dominiert dort, wo vor 140 Jahren Rosenstauden blühten, zahllose Büsche und Hochgräser wuchsen, gerahmt von makellos gepflegten Hecken und durchkreuzt von vielen kleinen Wegen, auf denen die Besucher sich hautnah von der duftenden Schönheit betören lassen konnten.

Für die Wiederherstellung des gesamten Orangerieschlosses inklusive Außenanlagen gibt ein Exposé der Schlösserstiftung einen finanziellen Aufwand von 19,35 Millionen Euro an. Allein vier Millionen davon verschlingen die Gärten auf den Terrassen. Deren Zustand soll, so plant es die Stiftung seit Jahren, wieder dem historischen Erscheinungsbild aus der Zeit um 1870 entsprechen.

Was dafür nötig ist, wird in dem Exposé detailliert aufgelistet: Zwölf Kilometer Wege müssen erneuert oder gar neu angelegt werden, 150 Quadratmeter Pflasterung und 450 Quadratmeter Kunstmosaike gilt es zu verlegen. Darüber hinaus müssen rund 400 Ziergehölze, etwa 60 Solitärformbäume, 60 Rosenhochstämme, zehn mediterrane Riesengräser sowie Blatt- und Blütenstauden angepflanzt werden. Hinzu kommen noch 56 Topf- und Kübelpflanzen sowie Bänke und Papierkörbe.

Dass sich Niedner, der weitere fünf Millionen Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche spenden will, als zweites Projekt für sein Mäzenatentum die Orangerie ausgesucht hat, ist kein Zufall. Denn einer seiner Vorfahren, der Königliche Hofgärtner Theodor Carl Gustav Nietner – die Familie schrieb sich damals noch mit „t“ – war es, der in den 1860er Jahren den berühmten Rosengarten vor der Orangerie angelegt hatte. Die Nietners waren eine der berühmtesten Gärtnerdynastien im Dienste der Hohenzollern (siehe Kasten).

Die ursprünglichen Pläne für die Terrassen hatte König Friedrich Wilhelm IV. selbst skizziert. Das Orangerieschloss, erbaut 1851 bis 1864, war eigentlich als Teil einer Triumphstraße geplant, die aus Kostengründen nie verwirklicht wurde. Peter Joseph Lenné orientierte sich bei der Ausführung an den Terrassen des berühmten Renaissancegartens der Villa d’Este im Tivoli in der Nähe von Rom. Orangerie-Architekt August Stüler befürchtete sogar, dass die Gartenanlagen so prächtig gerieten, dass sie das Schloss in den Schatten stellten.

In der Zeit um 1870 erlebten die Orangerieterrassen im buchstäblichen Sinn ihre höchste Blüte. Danach wurde die Bepflanzung nach und nach reduziert. Für Gartendirektor Rohde sind die Orangerieterrassen „das beste Beispiel in allen Stiftungsgärten, wie ein hochwertiges Gartenkunstwerk durch einen Mangel an Pflege nach und nach verlorengeht“.

Sollte die Stiftung das Geld von Niedner bekommen, „können wir sofort loslegen“, sagte Rohde. Die Planungen seien fertig, müssten aber mit der Restaurierung des Gebäudes abgestimmt werden.

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