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Landeshauptstadt: Mini-Autos stürmen Potsdam

ADAC warnt vor Go-Karts, die ab morgen in Babelsberg verliehen werden

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Babelsberg - Obwohl sie nur neun Pferdestärken besitzen, können ihre 112 Kilo auf gerader Strecke bis zu 80 Kilometer pro Stunde erreichen. Ihr Fahrer sitzt dabei nur wenige Zentimeter über dem Asphalt, viel tiefer als normale Autofahrer, mitten im Fahrtwind. Ab morgen können auch Potsdamer dieses spezielle Fahrgefühl erleben und in der neuen „Kart4You“-Filiale in der Schulstraße 1 sich ein so genanntes „Fun“-Kart ausleihen, das eine Zulassung für normale Straßen und sogar Autobahnen besitzt. „Der neue Trend! Völlig legal! Fun pur!“, bewirbt „Kart4You“ das Produkt.

Dies sieht der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e.V (ADAC) deutlich anders und warnt vor den kleinen Mini-Rasern auf öffentlichen Straßen. „Wir haben nichts gegen Go-Karts, aber sie gehören in abgegrenzte Bahnen und nicht in den Verkehr – dort sind sie zu gefährlich“, sagt Michael Pfalzgraf, Sprecher des ADAC Berlin-Brandenburg. So seien die kleinen Flitzer für Auto- und besonders für Lastkraftwagenfahrer schwer wahrzunehmen. Gleichzeitig böten die Karts keine Knautschzone um ihre Fahrer zu sichern. Kritisch bewertet Pfalzgraf auch den möglichen Einsatz auf Autobahnen, mit dem „Kart4You“ wirbt: „Stellen Sie sich vor, in welchem Radius dann Laster diese im Vergleich langsamen Gefährte überholen müssen.“

Dass solche Go-Karts überhaupt im Straßenverkehr zugelassen sind, liegt an einer EU-Richtlinie, die sie als leichte vierrädrige Kraftfahrzeuge einstuft. „Wir haben solch ein Modellfahrzeug gebaut und 2001 dafür die europaweite Zulassung bekommen“, sagt Seyit Erdogan, ein Berliner, der die Geschäftsidee zum Kart-Vermieten hatte. Inzwischen habe „Kart4You“ bereits zwölf Filialen in Deutschland, die rund 100 Städte mit ihren Miniatur-Autos beliefern könnten. Eine davon befindet sich seit mehr als einem Jahr in Berlin und wird sogar nach der Beobachtung ADAC-Sprecher Pfalzgraf gut angenommen: „Solche Go-Karts sind in Berlin öfter im Verkehr zu sehen.“ Gleichwohl weiß Pfalzgraf von keinem Unfall in Deutschland, in den ein Go-Kart verwickelt war – was für ihn aber nichts an der Gefährlichkeit ändere.

Einer der beiden Potsdamer „Kart4You“-Filialleiter, Stefan Marquardt, nennt die Benutzung der Karts dagegen „relativ ungefährlich“. Als neues Objekt im Straßenverkehr würden die Flitzer gerade gesehen. Zudem sorge ein Sichtfähnchen mit Signalfarben für zusätzliche Sicherheit, so Marquardt. Jeder Kart-Fahrer brauche auch einen Führerschein. Es bestehe Anschnall-, aber keine Helmpflicht. „Die meisten Fahrer sind eher langsam unterwegs, denn der Flirtfaktor ist sehr hoch“, sagt Marquardt.

Schon jetzt fahren einige seiner Karts in Potsdam. „Eigentlich haben wir den Laden seit März, doch wollten wir mit der offiziellen Eröffnung bis zum Beginn des schönen Wetters warten“, so Marquardt. Für die Ausleihe werden natürlich Gebühren fällig: 20 Minuten kosten 9 Euro, eine Stunde in der Woche kostet 20 Euro und 25 Euro am Wochenende. Der Nachttarif in der Zeit von Montag bis Freitag liegt bei fünf Euro.

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