Landeshauptstadt: Minsk bleibt erhalten
Sanierung der Schwimmhalle am Brauhausberg soll im Mai 2008 beginnen, Niemeyer-Dach eine Option
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Innenstadt - Im Mai 2008 wollen die Stadtwerke Potsdam (SWP) mit der Sanierung der Schwimmhalle am Brauhausberg beginnen. Ein Jahr lang sollen die Arbeiten dauern, so lange bleibt die Halle geschlossen. Die neuen Sanierungspläne, die erarbeitet wurden nachdem der Bau des Freizeitbads nach Entwurf des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer gescheitert war, stellte SWP-Geschäftsführer Peter Paffhausen gestern Abend im Hauptausschuss erstmals vor. Die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung befürworteten die Pläne mehrheitlich.
Entwickelt haben die Stadtwerke einen Drei-Stufen-Plan. Die erste Stufe ist die komplette Sanierung der Schwimmhalle samt Außenanlagen. Sie kostet laut Paffhausen sechs Millionen Euro. Die Halle habe eine gute Bausubstanz, allerdings sei die Technik veraltet, so Paffhausen. Noch nicht klar sei, ob ein neues Dach gebaut werden müsste oder das derzeitige saniert werden könne. Dies werde man erst wissen, wenn die Halle geschlossen sei und man die Dachhaut öffnen könne. Für den Fall, dass ein neues Dach gebraucht wird, hat Paffhausen gestern auch eine Niemeyer-Variante vorgelegt: Eine geschwungene Kuppel, die auf einer Strahlträger-Konstruktion lagert. „Ich will gar nicht den Namen in den Mund nehmen, dass würde sie noch mehr in Wallung bringen“, sagte er in Anspielung auf die gescheiterten Niemeyer-Pläne.
Allerdings hat das Niemeyer-Dach wohl kaum Chancen auf Verwirklichung – es kostet 1,3 Millionen Euro mehr als das „normale“, nach innen geschwungene Dach. „Damit ist das vom Tisch“, sagte SPD-Fraktionschef Mike Schubert. Auch Hans-Jürgen Scharfenberg, Fraktionschef der Fraktion Die Linke, lehnte das Niemeyer-Dach ab.
In Stufe 2 wollen die Stadtwerke die freien Räume in der Schwimmhalle zu einem Wellness- und Fitnessbereich samt Saunalandschaft auch unter freiem Himmel ausbauen. Dafür müssten laut SWP-Chef Paffhausen zusätzlich 4,6 Millionen Euro investiert werden. Er betonte jedoch, dass die Stadtwerke dieses Geld nicht ausgeben würden, bevor ein Vertrag mit einem Investor, der den Wellnessbereich langfristig mietet und betreibt, unterzeichnet ist. Bis Ende des Jahres wollen die Stadtwerke dazu genauere Planungen vorlegen. Mit dem bisherigen Betreiber der Sauna in der Schwimmhalle, Frank Bohn, verhandele man derzeit über eine Ablösesumme, sagte Paffhausen. „Es sieht gut aus.“ Bohn hat eigentlich einen Vertrag bis zum Jahr 2016. Für die Planungen für die Stufe 2 hat Paffhausen vier Monate kalkuliert, zwei Monate würde die Ausschreibung dauern und zehn Monate müsste gebaut werden.
In Stufe 3 wollen die Stadtwerke das Terrassenrestaurant „Minsk“ sanieren. Auch hier gelte: „Bis wir keinen Investor oder einen langfristigen Pächter haben, geben wir kein eigenes Geld aus“, so Paffhausen. Es gebe derzeit einige Interessenten, die das „Minsk“ als Sport-, Reha- und Wellness-Angebot samt Gastronomie entwickeln wollten. Sie seien auch bereit, langfristige Pachtverträge zu unterschreiben, über die die Stadtwerke ihre Investition refinanzieren könnten. Kalkuliert sind Sanierungskosten von rund 5,6 Millionen Euro. Allerdings seien Detailplanungen noch nötig; diese sollen laut Paffhausen bis Ende 2007 fertig sein. Mit 300 000 Euro schlägt in den Planungen eine Brücke zu Buche, die das „Minsk“ mit der Schwimmhalle verbinden soll.
Insgesamt seien die Schwimmhallen-Pläne „nicht so schön wie Niemeyer , aber ansehbar“, sagte Paffhausen. Er sei zuversichtlich, dass die Stadtwerke für die Sanierung der Halle mit Fördergeldern vom Land rechnen könnten. Man führe Gespräche mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport und der Investitionsbank. „Vielleicht hat das Ministerium jetzt etwas gut zu machen und wird uns entgegenkommen“, meinte Paffhausen in Anspielung auf das Wirtschaftsministerium, das beim Niemeyer-Freizeitbad eine 24-Millionen-Euro-Förderung ablehnte und das Vorhaben so zum Scheitern brachte.
Die endgültige Entscheidung über die Sanierungspläne für die Schwimmhalle trifft der Aufsichtsrat der Stadtwerke. Von den Stadtverordneten erhoffte Paffhausen sich gestern vor allem eine positive Resonanz. SPD-Fraktionschef Schubert sagte, die Pläne zeigten, „dass es nicht immer Rio sein muss“. Es sei ein „gangbarer Weg“. Linke-Fraktionschef Scharfenberg meinte, die Stadtwerke sollten die Pläne „zügig weiter verfolgen“. Es gebe keine „finanziellen Überraschungen“. Scharfenberg sprach sich auch für eine Sanierung des „Minsk“ aus. Ute Bankwitz (Bürgerbündnis/FDP) und auch Irene Kirchner dagegen wollen zunächst nur eine Sanierung der Halle – also Stufe 1. Das sei „Kernaufgabe“ der Stadtwerke, alles andere gehöre nicht zur Daseinsvorsorge für die Potsdamer, so Bankwitz. Die CDU wollte wissen, ob ein Neubau nicht günstiger sei als die Sanierung der Halle - doch laut Paffhausen würde dieser rund zwei Millionen Euro mehr kosten.
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