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Elias Wael und seine Tochter sind aus Syrien geflohen. Dass die Sonne hier so spät untergeht und das Essen damit sehr spät erlaubt ist, macht vor allem Rawand zu schaffen.

© J. Bergmann

Ramadan in Potsdam: „Mir fällt es hier schwerer als in Syrien“

Die 20-jährige Rawand Wael aus Syrien lebt mit ihrem Vater seit ein paar Wochen in der Unterkunft in der Zeppelinstraße. Für sie ist es in Deutschland schwieriger zu fasten, weil die Sonne später untergeht.

Von Katharina Wiechers

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Der 44-jährige Elias Wael ist gemeinsam mit seiner 20 Jahre alten Tochter Rawand aus Syrien geflohen, die Mutter ist in der Heimat geblieben. Zunächst waren sie sechs Monate lang in Dänemark, nun leben sie seit ein paar Wochen in der Unterkunft in der Potsdamer Zeppelinstraße. Dort teilen sie sich ein kleines Zimmer – und die Küche mit 23 anderen Bewohnern. Doch obwohl im Gegensatz zu sonst während des Ramadan fast alle Bewohner gleichzeitig zu Abend essen – nämlich kurz nach Sonnenuntergang –, gebe es mit den anderen Bewohnern keine Probleme, sagt Elias Wael. „Jeder kocht zu einer anderen Zeit, wir stimmen uns ab.“ Dass in Deutschland die Menschen den ganzen Tag über essen und trinken dürfen, während sie abstinent bleiben müssen, stört die beiden nicht.

Aber Rawand Wael findet es hier trotzdem schwerer als in der Heimat, das Fasten durchzuhalten. Denn in Deutschland geht die Sonne deutlich später unter als in Syrien: In Potsdam derzeit gegen 21.30 Uhr, in Damaskus fast zwei Stunden früher. „Das ist hart“, sagt sie. Dennoch will sie nicht schwach werden. Für sie steht vor allem eines im Vordergrund: „Durch das Fasten wollen wir uns in arme oder obdachlose Menschen einfühlen.“

Eine Ausnahme muss der Vater in dieser Woche dennoch machen: Er hat einen wichtigen Termin in Frankfurt (Oder). Und weil das eine Reise ist, die länger als 100 Kilometer ist, darf er mit dem Fasten aussetzen. Nach dem Ramadan muss er das allerdings mit einem Extra-Fastentag wieder ausgleichen. 

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