
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Mit 40 000 Helfern im Mittelfeld
Prognos-Studie: In Potsdam gibt es wenig Ehrenamtler, dafür arbeiten sie mehr: 19 Stunden pro Monat
Stand:
Potsdams Ehrenamtler engagieren sich mehr als ihre Kollegen in den meisten anderen Städten der Republik: Rund 19 Stunden pro Monat hilft der Landeshauptstädter unentgeltlich, bundesweit üblich sind nur 16,2, in Brandenburg 17,8 Stunden. Das geht aus der aktuellen Prognos-Studie hervor, die gestern veröffentlicht wurde. Das Meinungsforschungsinstitut hat erstmals mehr als 44 000 Menschen in 439 Landkreisen zu ihrem freiwilligen Engagement befragt. Bundesweit engagiert sich mehr als ein Drittel der Bevölkerung ehrenamtlich – die meisten in den alten Bundesländern, vor allem im Westen und in Süddeutschland. Laut Prognos entspricht das einer Arbeitskraft von 3,2 Millionen Vollzeitbeschäftigten.
Dass die Potsdamer Ehrenamtler so viel Zeit investieren, liegt vielleicht auch daran, dass nur relativ wenige Potsdamer überhaupt ein Ehrenamt übernommen haben: Die Stadt Potsdam verfüge über einen unterdurchschnittlichen Anteil engagierter Bürger, zu diesem Resümee kommt die Studie. Laut Prognos haben zwischen 30 und 40 Prozent der Potsdamer Ehrenämter übernommen, das wären mehr als 45 000 Einwohner.
Mit dieser Quote landet Potsdam dennoch mit 133 anderen kreisfreien Städten und Landkreisen im bundesweiten Mittelfeld. In Brandenburg erreicht Potsdam sogar einen Spitzenplatz, gemeinsam mit den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin, Elbe-Elster und Havelland. Denn im gesamten Land engagiert sich nur rund ein Viertel der Bevölkerung freiwillig. Das Land erreicht im bundesweiten Ranking darum nur Platz 14 von 16.
Vor zwei Jahren sah das offenbar noch anders aus. Damals war Brandenburg laut einer Studie der Landesregierung zumindest im Osten der Republik an der Spitze, was das ehrenamtliche Engagement angeht. Nach der aktuellen Prognos-Studie spenden lediglich in Cottbus mehr Menschen ihre Zeit und Kraft gemeinnützigen Aufgaben, nämlich zwischen 40 und 50 Prozent der Bevölkerung. Die arbeiten allerdings nur 17 Stunden pro Monat .
Besonders viele Potsdamer engagieren sich offenbar in Sportvereinen: „Ich schätze, dass uns rund 1000 Ehrenamtle rin unterstützen“, sagte die Geschäftsführer in des Stadtsportbundes, Anne Pichler, gestern auf PNN-Anfrage. Sie arbeiten in den Vorständen der über 140 Potsdamer Sportvereine oder als Trainer und Übungsleiter. Nötig wären aber viel mehr, sagt Pichler. „Wir suchen noch 1000 weitere.“
Bei der Freiwilligen-Agentur, die Ehrenamtler vermittelt, haben sich 2008 zwischen 40 und 50 Einrichtungen gemeldet, die Ehrenamtler brauchen, sagte Agenturleiter Michael Esser. Darunter seien Naturschutzvereine wie der BUND, aber auch Pflegeheime und Kindergärten. Rund 80 Ehrenamtler habe die Agentur 2008 erfolgreich vermittelt, sagte Esser.
Freiwillig arbeiten auch die Feuerwehrleute der 15 Freiwilligen Feuerwehren in Potsdam – nach eigenen Angaben um die 200. Aber auch die Wehren suchten neue Mitglieder, sagte Marcel Kunkel von der Golmer Wehr. Ebenso viele Menschen engagieren sich für soziale Aufgaben beim Diakonischen Werk – zum Beispiel bei der Telefonseelsorge. Aber auch dort sucht das Kinder-und Jugendtelefon immer noch ehrenamtliche Seelsorger für das nächste Jahr, sagte die Chefin der Telefonseelsorge, Beate Müller. Bei der Arbeiterwohlfahrt AWO engagieren sich sogar 400 Potsdamer in 63 Einrichtungen, bei der Volkssolidarität Potsdam rund 120.
Nach einer Umfrage der Akademie der 2. Lebenshälfte aus 2007 sind übrigens drei Viertel der Potsdamer, die sich sozialen Aufgaben widmen, über 60 Jahre alt. Das passt zum bundesweiten Durchschnitt: Laut Prognos engagieren sich die meisten der jungen Ehrenamtler im Bereich „Sport, Freizeit und Geselligkeit“: rund 42 Prozent der unter 30-Jährigen. Juliane Wedemeyer
Juliane Wedemeyer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: