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Fehlerfrei. Jennifer Sieg legte am Sonntag auf „Casanova“ eine makellose Springleistung hin. Zum erstmals in Krampnitz ausgetragenen Springreitturnier hatten sich am Wochenende bei besten Wetterbedingungen 130 Amateur-Reiter angemeldet. Rund 150 Pferdeliebhaber schauten den Sportlern zu.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Mit allen Hufen in der Luft

In Krampnitz hat Pferdesport Tradition. Zum ersten Mal gab es nun ein Springreitturnier

Stand:

Fahrland - Die Stute „Kometa“ steuert nach mehreren erfolgreichen Sprüngen auf die zwei finalen Hindernisse zu. „Komm, komm!“, feuert Reiterin Joana Mateew ihr Pferd an, doch es hilft nichts: Die elfjährigen Stute scheut vor dem vorletzten Hindernis und stößt einige der Stangen herunter. Schnell eilen Helfer herbei, um die Hürde wieder aufzubauen. Dreimaliger „Ungehorsam“ führt zum Ausschluss. Aber beim nächsten Versuch klappt es: „Vier Fehlpunkte in 50,3 Sekunden“, verkündet die Jury.

„Kometa“ ist nur eines von über 150 Pferden, die am Samstag und Sonntag am bislang ersten Springreitturnier im traditionsreichen Reitstandort Krampnitz teilgenommen haben. Der größte Teil der über 130 Amateur-Reiter kommt aus Potsdam-Mittelmark, es gibt an beiden Tagen über 400 Starts – dementsprechend viele Autos mit Pferde-Anhängern reihen sich auf dem Parkplatz des Geländes nebeneinander.

Das Zustandekommen des Turniers, das vom Reit-, Zucht- und Fahrverein Krampnitz (RZFV Krampnitz) organisiert wurde, ist unter anderem Vereinsleiter Uwe Rückert zu verdanken, der während des Turniers alle Hände voll zu tun hat: Eben ist der 54-Jährige wieder auf dem Gelände aufgetaucht, er hatte schnell noch Brötchennachschub für den Imbiss geholt. Gerade rechtzeitig, denn kurze Zeit später muss er auch schon den Siegern des Zwei-Phasen-Springens gratulieren. Jetzt muss der Platz wieder mit Traktor und angehängter Walze für den Nachmittag auf Vordermann gebracht werden. Hinterm Steuer: Uwe Rückert. Der reibungslose Ablauf des Turniers ist Chefsache, Rückert ist sich für keinen Handgriff zu schade. „Wenn man den Hut aufhat, muss man sich auch um alles kümmern“, meint der Krampnitzer.

Bislang fand in Krampnitz nur der „Reitertag“ statt, der eine gute Übung für das Springreitturnier gewesen sei, so Rückert: „Diese zwei Tage auf die Beine zu stellen, war schon eine Herausforderung, man musste viele erstmal dafür begeistern.“ Begeistert waren jedenfalls die Stadt Potsdam und der Stadtsportbund, die die Veranstaltung großzügig unterstützt hätten, sagt Rückert: „Sonst wäre das nicht machbar gewesen.“

Die über 150 Besucher des Turniers können sich am Samstag über bestes Sommerwetter freuen. Das freut auch Rückert, aber genauso froh war er über den verregneten Juli gewesen, denn der Reitplatz, der im Winter völlig von Wildschweinen verwüstet worden war, hatte den Regen bitter nötig gehabt. Um für das Turnier nutzbar zu sein, musste er vom RZFV Krampnitz mit viel Arbeit wiederhergestellt werden. „Jetzt ist er optimal“, sagt Rückert zufrieden, „nicht zu hart, nicht zu weich. Die Hauptsache sind schließlich die Beine der Tiere, danach kommt alles andere.“

Auch den Zuschauern gefällt das Turniergelände, das leicht zum Lehnitzsee hin abfällt: „Es ist eine schöne Atmosphäre, so wie der Platz hier in die Landschaft eingebaut ist. Einen Platz mit einer solchen Kulisse muss man erst mal suchen“, meint Besucher Peter Westphal. Der 71-jährige Potsdamer, der früher selbst Springpferde im Armee-Sport- Klub geritten hat, findet sichtlich Gefallen an dem Turnier, das er direkt von der Holzabsperrung aus beobachtet. „Das sollte unbedingt fortgeführt werden“, meint er. Auch Zuschauerin Enni Klingner aus Krampnitz findet das Turnier „toll“. Selbst geritten ist sie erst einmal. „Ich schaue lieber zu“, sagt sie.

Auch wenn sich wenn der Reitsport in letzter Zeit durch Medienstars wie den Hengst „Totilas“ etwas größerer Aufmerksamkeit erfreut, hat Rückert eher den Eindruck, dass die Begeisterung für den Sport zurückgeht. Der Grund ist einfach: „Reiten ist kein billiger Sport. Viele können sich die Turnierkosten nicht leisten und auch die Haltung des Pferdes ist teuer. Wenn ein Pferd zum Beispiel eine Kolik bekommt und operiert werden muss, kann das 4500 Euro kosten“, sagt Rückert.

Über solche Zahlen werden sich die Reiterinnen und Reiter, die gerade Richtung Jury reiten, wohl keine Gedanken machen: Ihre Pferde haben es aufs (imaginäre) Siegertreppchen der Springpferdprüfung Klasse A geschafft. Unter ihnen ist auch Melanie Müller von RZFV Krampnitz mit ihrer Stute „Symphonie“ auf Platz drei. Jeder Sieger bekommt neben dem Preis auch eine kleine Siegerplakette, die später an der Tür der Pferdebox angebracht werden kann.

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