Links und rechts der Langen Brücke: Mit aller Macht
Sabine Schicketanz über die erbitterten Auseinandersetzungen in der Potsdamer CDU – und das Bild, das übrig bleiben wird
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Wenn es in diesem Tempo weiter geht, dürfte zur Kommunalwahl in fünf Monaten nicht mehr viel übrig sein von den Potsdamer Christdemokraten: Die „Schwarzen“ liefern exzellenten Anschauungsunterricht im Fach „Wie sich eine Partei am besten selbst zerlegt“. Dabei ist die Sachlage wenig kompliziert. Der schwächelnde Kreisvorsitzende Wieland Niekisch, zuletzt nur mit zwei Stimmen Mehrheit wiedergewählt und angeschlagen durch eine Berater-Affäre, steht unter Beschuss. Er soll gehen, den Weg frei machen, der CDU nicht mehr schaden, fordern seine Gegner. Niekisch aber klebt an seinem Posten. Er weigert sich, zurückzutreten. Wer ihn weg haben will, muss den langen Weg gehen – mit komplizierten, zeitaufwendigen Abwahlverfahren. Dieser ist spätestens seit gestern mit den Voten dreier Ortsvorstände für einen Abwahl-Parteitag eingeschlagen. Was gleichzeitig bedeutet, dass es keinen Weg zurück gibt. Die Potsdamer Christdemokraten werden ihren Machtkampf zu Ende kämpfen müssen, auch wenn das sie teuer zu stehen kommt: Stimmenzuwachs bei der Kommunalwahl ist für die zerrüttete Partei kaum zu erwarten, Verluste sind wahrscheinlich. Doch diesen Preis muss die CDU bezahlen, die Rechnung haben die Akteure beider Seiten ausgestellt. Und sie wird so schnell nicht beglichen sein: Zu erschreckend sind die Methoden, mit denen der erbitterte Machtkampf bestritten wird. Es wird nicht nur verbissen getrickst und gedealt, man wird auch sehr persönlich bei den Christdemokraten. Schuldzuweisungen beider Seiten haben verleumderische Züge, der politische Gegner darf auch menschlich Schaden nehmen. Interessant ist die Frage, wie es, ausgerechnet bei den Konservativen, den Christlichen, überhaupt soweit kommen konnte. Ist es die innerparteiliche Auseinandersetzung der Brandenburger CDU, die sich nach Potsdam übertragen, vielleicht verlagert hat? Die Protagonisten des Konflikts in der Landeshauptstadt sind den Lagern der Landespartei zumindest klar zuzuordnen, Einflussnahme scheint garantiert. Für einen Kampf um Machtgewinn und Machterhalt voll bösem Blut spricht auch, dass die Auseinandersetzung frei ist von politischen Inhalten. Stattdessen geht es um politische Intrigen. Sie beherrschen das Bild, und es wird schlussendlich übrig bleiben. Egal, wer Potsdams CDU künftig führt.
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