Sie werden es besser machen als ihre nichtbehinderten Kollegen, die sie „Fußgänger“ nennen und die intakte Augen und keine fehlenden Gliedmaße haben. Bei den Leichtathletik-WM der Behinderten, die heute im niederländischen Assen beginnt, werden von den 40 deutschen Startern Titel und Medaillen erwartet. Das Team, so Bundestrainer Ralf Otto, sollte zu einem Platz unter den Top 5 in der Lage sein. Vor allem dank der traditionellen Stärken in den Wurf- und Stoßdisziplinen. Außerdem versprechen die sehbehinderten Sprinter Spitzenresultate. Sich global zu behaupten, wird allerdings schwer, denn auch viele osteuropäische Länder und vor allem China haben mit Blick auf die Paralympics 2008 in Peking ihre lange geübte Zurückhaltung gegenüber dem Behindertensport aufgegeben.
Assen ist nach 1990 zum zweiten Male Austragungsort einer Leichtathletik-WM der Behinderten. Bei den damaligen Wettbewerben gab es noch keine Zusammenfassung der einzelnen Schadensklassen über ein Relativpunktesystem in einer offenen Wertung, so dass es zum Beispiel allein über 100 Meter an die 50 Sieger gab – für die öffentliche Wahrnehmung ein nur schwer zu überwindendes Hemmnis. So kam am Ende eine Medaillenwertung zustande, die die Bundesrepublik mit 85 Gold-, 58 Silber- und 45 Bronzemedaillen an der Spitze sah, gefolgt von den USA, Kanada und Großbritannien.
Nach 19 Ländern mit zweistelligen Titelzahlen folgte damals die erst- und letztmalig bei einem solchen Championat mit 18 Athleten angetretene DDR (9/12/12). Anteil daran hatten auch Brandenburger Sportler wie die sehgeschädigten Martina Willing (Brandenburg), Gerd Franzka (Lübben) und die Geschwister Sigmund und Marita Turteltaube (Forst), die allesamt Titel und Medaillen gewannen.
Chancen darauf haben auch diesmal die vier Brandenburger Athleten. Die 46-jährige Martina Willing startet mit Diskus, Kugel und Speer. Sie wird eine der Kontrahentinnen von Marianne Buggenhagen sein. Mit dem Speer ist Willing eine Klasse für sich, zwei Titel wie 1990 scheinen auch diesmal möglich. Wenn die Tagesform stimmt, sind Podestplätze auch für Rollstuhlathletin Yvonne Sehmisch (LC Cottbus) in den Fahrdisziplinen sowie für Maren Boßmeyer (LC Cottbus) und Matthias Schmidt (SC Potsdam) bei den Sprints der Sehgeschädigten drin. Klaus Weise
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