zum Hauptinhalt
In Beelitz rückten am Mittwoch mehrere Feuerwehren zu einem Großbrand im Gewerbegebiet aus.

© dpa (Symbolbild)

Feuerwehr in Potsdam: Mit Blaulicht aus Berlin?

Die Personallage bei der Potsdamer Feuerwehr ist nach wie vor angespannt, perspektivisch soll die Zahl der Mitarbeiter aber weiter steigen. Die Stadt plant außerdem ein Gutachten zur Feuerwehrversorgung im Norden.

Stand:

Potsdam - Ein Rettungswagen fährt mit Blaulicht durch die Friedrich-Ebert-Straße – aber es ist ein Fahrzeug der Berliner Feuerwehr. Wer diese Szene vor wenigen Tagen beobachtet hat, mag sich gefragt haben, ob die Personalnot bei der Potsdamer Feuerwehr nun schon so groß ist, dass Berlin einspringen muss. Ganz so dramatisch ist die Lage dann aber doch nicht: In der Tat sind Berliner Wagen mitunter in Potsdam unterwegs – Hintergrund ist aber zumeist eine Intensivverlegung oder ein Primäreinsatz im Berliner Stadtrandgebiet, für das in Potsdam das nächstgelegene Krankenhaus ist, wie Rainer Schulz, der Leiter des Bereiches Gefahrenabwehr bei der Potsdamer Feuerwehr, auf PNN-Anfrage erklärt. Nur in Ausnahmefällen müsse die Potsdamer Feuerwehr die Kollegen aus Berlin hinzuziehen, um die Hilfsfrist von 15 Minuten gewährleisten zu können: Im Jahr 2015 sei das 15 Mal vorgekommen – bei insgesamt rund 20 000 Rettungseinsätzen im Potsdamer Stadtgebiet –, in diesem Jahr bislang acht Mal. Die Hilfe aus Berlin schlägt laut Schulz in diesen Fällen für Potsdam mit 338,60 Euro pro Rettungswagen und 400 Euro pro Notarztwagen zu Buche, hinzu komme eine Kilometerpauschale von 60 Cent.

Einige Stellen bei der Feuerwehr sind noch nicht besetzt

Dennoch ist die Personallage bei der Potsdamer Feuerwehr angespannt, sind vorhandene Stellen nicht besetzt (PNN berichteten). Aktuell laufen vier Stellenausschreibungen – gesucht werden Rettungssanitäter oder Rettungsassistenten, Brandmeister oder Brandmeisteranwärter, ein Leitstellendisponent oder ein Notfallsanitäter, der sich zum Leitstellendisponenten ausbilden lassen will. Außerdem sucht die Stadt nach Jugendlichen, die sich zum Notfallsanitäter ausbilden lassen wollen, mit Bereitschaft zur Qualifizierung zum Brandmeister.

Dennoch sieht die personelle Lage im Vergleich zum Oktober besser aus: Waren damals nur 158 der 171 vorgesehenen Stellen überhaupt besetzt, sind es jetzt immerhin 168, wie Rainer Schulz erklärte. Insgesamt hätten dieses Jahr 19 neue Mitarbeiter gewonnen werden können. Die Schwierigkeit bestehe aber nicht nur darin, qualifiziertes Personal zu finden, sondern die neuen Mitarbeiter „ohne große Vorkenntnisse auf dem Weg der Grund- und Spezialausbildung schnell in den Einsatzdienst zu integrieren“, sagt Schulz.

Perspektivisch soll die Zahl der Feuerwehrmitarbeiter steigen. Details soll der überarbeitete Gefahrenabwehrplan enthalten, den die Stadt nach letzten Angaben im November vorlegen will. Schon im vorigen Gefahrenabwehrplan sei bis 2021 die Schaffung von zehn weiteren Stellen vorgesehen, so Schulz. Die Personalausstattung der Feuerwehr werde regelmäßig evaluiert, auch vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung und der städtebaulichen Entwicklung.

Wie kann die Versorgung des Potsdamer Nordens abgesichert werden?

Wie die Versorgung des Potsdamer Nordens künftig gesichert werden kann, soll 2017 durch einen externen Gutachter untersucht werden, erklärte Schulz außerdem. Im Norden soll unter anderem am ehemaligen Kasernenstandort Krampnitz Wohnraum für mindestens 3800 Potsdamer entstehen. Von dem Gutachten erhoffe man sich Handlungsempfehlungen zur Stärkung der örtlichen Wehren und der Berufsfeuerwehr.

Die Stadt musste zuletzt einräumen, dass insbesondere im Sommer, als Urlaubszeit und Krankheitsfälle zusammenfielen, Löschfahrzeuge mit weniger Kameraden ausrückten als eigentlich vorgesehen oder gar nicht einsatzbereit waren (PNN berichteten). Die Stadt geht davon aus, dass trotzdem alle Einsätze ordnungsgemäß durchgeführt werden. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert hingegen, das sei nur möglich, weil viele Mitarbeiter Überstunden leisteten. Über die Bezahlung von Überstunden, die die Feuerwehrleute in den Jahren 2008 bis 2013 geleistet haben, streitet sich die Stadt außerdem vor Gericht. Das Oberverwaltungsgericht hatte sieben klagenden Feuerwehrmännern recht gegeben und die Stadt zur Bezahlung eines Teils der Überstunden verurteilt. Die Stadt erwirkte eine Revision und will vor der höchstrichterlichen Entscheidung nicht zahlen. Es geht um bis zu 3,7 Millionen Euro.

Lesen Sie weiter:

Die Feuerwehr muss personell gut aufgestellt sein, ohne Wenn und Aber. Die bestmögliche Versorgung darf keine Frage von Glück sein. Ein Kommentar >>

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })