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Landeshauptstadt: Mit dem Chef am Tisch

Wirtschaft im Gymnasium: Coca Cola-Managerin stand Schiller-Schülern Rede und Antwort

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Drewitz - Das war zu erwarten: Cola ist gesund, total natürlich und die Mitarbeiter werden alle gut bezahlt. Diese Botschaft versuchte gestern zumindest Cornelia Hulla von der Coca Cola Erfrischungsgetränke AG an die Schüler der Wirtschaftsklasse im Schillergymnasium in der Fritz-Lang-Straße zu bringen. Aber das waren nicht die Dinge, die die Schüler wirklich interessierten. Sie wollten vom Personal-Vorstand Hulla wissen, wie ein so großes Unternehmen mit 12 000 Mitarbeitern funktioniert. Während die Mädchen der Frau in Anzug, weißer Bluse und Hermes-Tuch schweigend gegenüber saßen, stellten die Jungen die Fragen.

Die Fragestunde ist Teil der Focus-Money-Aktion „Chef für einen Tag“. Das Managermagazin will so zehn Führungskräfte und Schüler zehn deutscher Schulen an einen Tisch bringen, um ihnen einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren. Die Potsdamer Zwölftklässler waren jedenfalls gut auf die Coca-Cola-Managerin vorbereitet: In England habe es doch mal diesen Skandal gegeben, sagte einer. Die Presse hatte 2004 herausgefunden, dass Coca Cola unter dem Markennamen „Dasani“ schlichtes, gereinigtes Leitungswasser verkaufte. Bei der Reinigung sei außerdem ein gefährlicher Stoff entstanden. „Wie gehen Sie denn mit solchen Skandalen um? Da gab es ja noch mehr, ich will aber nicht alle aufzählen.“ Ein Unternehmen bestände eben aus Menschen, erklärte Hulla. Und Menschen machten eben Fehler. „Wichtig ist es, dass es Standards gibt und Konsequenzen, wenn Mitarbeiter gegen diese Standards verstoßen.“ Das Dasaniwerk in England sei ja geschlossen worden. In Deutschland hat Coca Cola 28 Werke. 3,5 Milliarden Liter süßer Flüssigkeit werden dort jährlich hergestellt und in Flaschen gefüllt. Für die Cola erhalten die Betriebe einen Spezial-Sirup vom Mutterkonzern im US-amerikanischen Atlanta. Das erfahren die Schüler auch.

„Und was sagen Sie Aktionären, die die Lohnpreise drücken wollen?“, möchte jemand wissen. So etwas wollten Aktionäre gar nicht. Ihnen sei es wichtig, dass das Unternehmen auf lange Sicht erfolgreich sei, antwortete Hulla. Einem Schüler ist da der eigene Erfolg wichtiger. Welche Aufstiegschancen ihre Firma denn biete? 100 Jugendliche begännen dort jedes Jahr ihre Ausbildung, erklärte Hulla. Andere stiegen später ein, nach dem Studium zum Beispiel. Und dann müsse man sich hervortun, zeigen, was man kann. Sich mit Ideen einbringen, eine Meinung haben und in verschiedenen Bereichen arbeiten. So werde man Chef, sagte Cornelia Hulla.

Und gebe es Probleme als Frau in einer Führungsposition? Auch diese Frage kam von einem Jungen. In ihrem Unternehmen nicht, sagte Hulla. Und sie rate jeder Frau Kinder zu kriegen und Karriere zu machen. Sie selbst habe eine 18-jährige Tochter. Das sei viel Arbeit, aber auch sehr erfüllend. „Hat man denn da noch was vom Leben?“, fragte jemand. Für Freunde habe sie aber wenig Zeit. „Mein Lebensinhalt ist es Verantwortung zu übernehmen, das Unternehmen zu mitgestalten“, lautete die Antwort. Was das bedeuten kann, wird einer der Schillerschüler an der eigenen Haut erfahren. Einer wird Hulla im Herbst einen Tag auf Arbeit begleiten dürfen. Vorher muss er aber ein Casting bestehen.

Juliane Wedemeyer

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