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Sakerfalke Ivo auf dem Arm von Besitzerin Yvonne Siedschlag im Heinz Sielmann Naturparkzentrum in Wanninchen.

© privat/ddp

Von Lars Hartfelder: Mit dem Falken auf Jagd

Yvonne Siedschlag aus Luckau hat einen Greifvogel ausgebildet

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Luckau - Yonne Siedschlag streckt den linken Arm waagerecht nach vorn. Ihre mit einem Lederhandschuh geschützte Hand ist zur Faust geballt, auf der sich ein junger Falke festkrallt. Die 32-Jährige ist eine von drei weiblichen Falknerinnen in Brandenburg. In den Abendstunden geht sie im Luckauer Becken (Landkreis Dahme-Spreewald) regelmäßig mit ihrem Greifvogel auf Jagd.

Yvonne Siedschlag trainiert fast täglich ein paar Stunden mit ihrem Falken namens Yvo und einem Federspiel. Während eines Einsatzes jagt der Falke im Umkreis von zwei bis drei Kilometern unter anderem nach Enten und Kaninchen. Stets dabei ist auch Siedschlags fünfjähriger Hund, der beispielsweise an Gewässern Wasservögel aufscheucht, damit der Falke besser jagen kann. „Yvo bringt dann die Beute zu Boden und erhält als Belohnung sein Futter“, erläutert Yvonne Siedschlag. Monatelang habe sie mit dem Falken gearbeitet, bis er diese Aufgabe erfolgreich beherrschte.

Bereits zwei Monate, nachdem der kleine Sakerfalke im April vergangenen Jahres geschlüpft war, begann die zierliche Frau, sich mit Yvo zu beschäftigen. „Es hat lange gedauert, ehe mir der Falke vertraute“, sagt die Jägerin. Um ihn langsam an sich zu gewöhnen, habe sie den Vogel anfangs nur gefüttert, wenn er auf ihrer Faust saß. „Die Nahrungsaufnahme aus meiner Hand ist eines der wichtigsten Rituale.“ Der Falke wisse, dass sie sein Ernährer sei „und kehrt deshalb immer wieder zu mir zurück“.

Doch ganz traut sie dem Vogel noch nicht. „Zur Sicherheit hat er immer einen kleinen Sender dabei“, falls er doch mal wegbleiben sollte.

Bevor Yvonne Siedschlag als Falknerin tätig sein durfte, musste sie eine Reihe Seminare absolvieren und eine Prüfung bestehen.

Voraussetzung zur Falkner-Ausbildung war zudem der Besitz des Jagdscheines. Den hatte sie bereits 2006 erworben. Die Verbindung zur Natur bestehe schon ihr Leben lang. „Meine Eltern sind Förster“, erzählt die 32-Jährige, die in einem märkischen Dorf aufwuchs. Es folgte ein Studium in Eberswalde, wo sie ihren Abschluss als Diplom-Ingenieurin für Landschaftsnutzung und Naturschutz machte.

„Das Falknern ist die älteste Jagdform, die es in Deutschland gibt“, sagt Hans-Jürgen Wiencken, brandenburgischer Vorsitzender beim Landesverband Deutscher Falkner (VDF). Sie sei bereits vor rund 3500 Jahren in Asien und später bei den Germanen angewandt worden. „Wir wollen dieses alte Kulturgut bewahren“, umschreibt er das Anliegen des kleinen Verbandes mit seinen 16 Mitgliedern in Brandenburg.

International gebe es sogar Bestrebungen, die Jagd mit dem Falken unter das Weltkulturerbe der UNESCO zu stellen.

Für Yvonne Siedschlag gehört Yvo längst zur Familie. „Er ist ein treuer Freund geworden“, erzählt die Luckauerin. Wenn sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt, freue sich auch der Falke, sie wiederzusehen. „Dann stellen sich bei ihm die Rückenhaare auf.“ Der Vogel wisse genau, wer seine Bezugsperson ist.

Yvonne Siedschlag arbeitet seit 2004 im Heinz Sielmann Naturparkzentrum Wanninchen, wo sie als Projektmanagerin für den Natur- und Artenschutz zuständig ist. Dort soll in diesem Sommer auch der Falke Yvo einen Job bekommen. Geplant hat Yvonne Siedschlag Wanderungen und Flugshows, um „mehr Nachwuchs für die Falknerei zu interessieren“.

Lars Hartfelder

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