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Huckepack. Wenn sich die Frühjahrssonne blicken lässt, gehen die paarungsbereiten Erdkröten lautstark auf Wanderschaft. Das Männchen festgekrallt unter den Achseln der Dame. Unter Führung des Naturkundemuseums können Kinder das Treiben beobachten.

© dpa

Landeshauptstadt: Mit dem Finger in der Krötenachsel

Naturkundemuseum und Naturschutzjugend laden Schüler ein, Kuriositäten der Natur zu erforschen

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Wenn die Frühjahrssonne durch die Wolken bricht, dann geht das Gequake los, sagt Detlef Knuth. „Öök...öök...öök“ macht der Chef des Potsdamer Naturkundemuseums. Es ist der Ruf der paarungsbereiten Erdkröte. Sonnenstrahlen wirken auf die braunen, mit glitschigen Warzen übersähten Tiere wie ein Liebeselixier. Im März hüpfen sie zu Hunderten aus ihren Erdlöchern, krabbeln von Wiesen oder aus Wäldern zum nächsten Tümpel, um sich lautstark zu vermehren. „Öök...öök...öök“, sagt Knuth. Jedes Jahr könne man die Tierwanderung auch in Potsdam an den Düsteren Teichen am Schloss Lindstedt beobachten: „Da spielt sich ein wahres Drama ab.“

Das Naturkundemuseum und die Jugend des Naturschutzbundes (Naju) lädt Kinder und Jugendliche ein, das tierische Spektakel an den Düsteren Teichen zu beobachten. Hier befindet sich eines der brandenburgweit größten Erdkrötenvorkommen. Die Beobachtung ist allerdings nur der Auftakt für das Gemeinschaftsprojekt Juniorforscher. Ab 14. März können Schüler im zweiwöchigen Rhythmus an kostenlosen zweistündigen Expeditionen teilnehmen. Es gilt, Natur zu entdecken, Tiere zu beobachten, Arten zu bestimmen, zu zeichnen und zu mikroskopieren.

„Es gibt kaum noch kleine Naturspezialisten“, erklärt Naju-Jugendreferentin Claudia Günther das Projekt. Natur sei „iiiee“, der Computer hingegen cool. Selbst Kinderbücher spielten immer häufiger in der Stadt, als auf dem Land. Dennoch gebe es in fast jeder Klasse einige Schüler, die sich für das Erlebnis Natur begeistern könnten, nur fehle ihnen eine Anlaufstelle. Die soll es nun im Naturkundemuseum in der Breiten Straße geben.

Gemeinsam werden Annette Hass vom Naturkundemuseum, die Geologin Nicole Meyerdirks und der Bundesfreiwilligendienstleistende Mario Arndt den Juniorforscherklub anleiten. Auch andere erwachsene Naturexperten, ehemalige Biologielehrer, Zoologen oder Botaniker sind eingeladen, den Kindern ihr Wissen näher zu bringen. Die Naju bietet für sie spezielle Fortbildungen zum Gruppenleiter an. Die Arbeit ist ehrenamtlich.

Für Nicole Meyerdirks ist wichtig, dass die Kinder wieder die Artenvielfalt der Region entdecken und die Angst zum Beispiel vor Spinnen verlieren. Sie sollen die Natur mit allen Sinnen erfahren: „Wir wollen den Lebensraum der Kröte spüren, das Wasser anfassen, den Wald riechen“ – und das metallische Knarzen, das „Öök...öök...öök“, der Kröten hören.

Es sind vor allem die bei der Partnersuche erfolglosen Männchen, die mit dem Knarzen auf ihre Misere aufmerksam machen, erklärt Museumschef Knuth. „Es gibt viel mehr Männchen als Weibchen.“ Wer allerdings eine Dame gefunden hat, lässt sie nicht mehr los. „Mit ihren Fingern klammern sich die Männchen unter den Achseln der Weibchen fest.“ Dann lassen sie sich von den kräftigen Damen zum Wasser tragen, erklärt Knuth. „Das ist ein riesiges Schauspiel, es ruft aus allen Ecken und Enden.“ Schon zwei Wochen später ist wieder Ruhe.

Für die jungen Forscher soll die Arbeit aber weitergehen: Nicht nur Kröten gilt es zu entdecken. Auch Grasfrösche, Stockenten, Graureiher, Mistkäfer oder Hummeln warten. Tobias Reichelt

Starttermin für das Projekt ist der 14. März um 15 Uhr im Museum in der Breiten Straße 13. Weitere Termine: 28. März sowie 11. und 25. April. Anmeldung per Telefon (0331) 2896707 oder E-Mail an lgs@naju-brandenburg.de

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