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Von Kay Grimmer: Mit dem Geo-Radar auf Leichensuche

Ein Potsdamer Labor unterstützte die Polizei in Schildow bei Grabungen nach einem Toten

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Brandenburger Vorstadt - Das Geo- Radar ist wieder eingepackt, Wolfram Köhler ist zurück im Potsdamer Büro seines Labors. Zurück von einem Auftrag der besonderen Art: Die Suche nach einer verbuddelten Leiche im märkischen Boden in Schildow, zu der er gerufen wurde.

Der Anruf beim Labor Köhler kam Mitte der Woche von der Polizei. „Zwar untersuchen wir schon hin und wieder Gräber auf Friedhöfen, doch diese Toten sind meist um einiges älter als die Leiche, die nun zu finden war“, erklärte Wolfram Köhler. Gesucht wird derzeit nach den Überresten eines vermeintlich türkischen Mannes, der wohl illegal in Deutschland gelebt hatte und in der Türsteher-Szene aktiv war. Seitdem 1997 fehlt von dem Mann jede Spur, vermutlich ist er ermordet worden. Nach Hinweisen der Polizei soll die Leiche auf einem Grundstück in Schildow vergraben worden sein, auf dem später ein größeres Haus gebaut wurde.

Für Köhler war es „schon eine besondere Arbeit, auch wenn wir nicht zum ersten Mal für die Behörden tätig waren“. Mit einem Geo-Radargerät im Gepäck fuhr der Chef der Potsdamer Zwei- Mann-Firma ins nördlich von Berlin gelegene Schildow. „Durch die Erfahrungen bei Untersuchungen von Friedhofsgräbern weiß ich zumindest, wie die Bodenstruktur sich verändert, wenn gegraben wurde oder organische Bestandteile im Boden sind“, sagte Köhler. Mit einer Antenne wurde das Areal untersucht, ein Bildschirm dokumentierte die Strukturen in der Tiefe und zeigte auch Unregelmäßigkeiten im vermuteten Gebiet. „Diese visualisierten Reflexionen zeigen aber nicht hundertprozentig eindeutige Ergebnisse an“, erklärte Köhler. So würden weder Knochen noch andere deutlich identifizierbare Dinge dargestellt. „Deshalb können aus mehreren Gründen unterschiedliche Bodenstrukturen vorhanden sein“, weiß Köhler. Veränderungen seien beispielsweise durch Bauarbeiten möglich. „Aber es war ein Gegenstand von der Größe einer menschlichen Leiche zu sehen“, so Wolfram Köhler. Dort werde nun gegraben.

Die aufwändige Suche der Polizei nach der verbuddelten Leiche in Schildow läuft seit Dienstag dieser Woche. An den Stellen, die der Potsdamer Köhler mit seinem Geo-Radar eingegrenzt hatte, wurde bis gestern immer tiefer gebuddelt. Auf einer Fläche von fünf mal zehn Meter grub die Polizei teilweise 5,70 Meter tief. Doch sei das Technische Hilfswerk laut Aussage eines Polizeisprechers an seine Grenze gestoßen. Die Grubenwände drohten abzurutschen und müssten befestigt werden. Seit gestern ruhen die Arbeiten, am Montag sollen sie mit einem Spezialbagger fortgesetzt werden.

Für das Potsdamer Laborunternehmen ist die Aufregung um die vermeintliche Türsteher-Leiche Geschichte. Der Arbeitsalltag im Labor hat Wolfram Köhler wieder. „Wir arbeiten derzeit an einer Archäologie-Untersuchungsmethode, das ist ein Forschungsprojekt“, erzählt er. Außerdem würden wohl bald auch wieder Anfragen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten kommen, die die Dienste des Labors vor allem bei Puttenfiguren immer wieder in Anspruch nimmt. Figuren, deren wahre Geschichte auch erst entdeckt werden will.

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