Landeshauptstadt: Mit dem Hammer die Erde beben lassen
Wissenschaftsmarkt informierte über Klima, Sportgeräteforschung, Fettstoffwechsel und vieles andere mehr
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Wissenschaftsmarkt informierte über Klima, Sportgeräteforschung, Fettstoffwechsel und vieles andere mehr Eine große Scheibe, bestückt mit Griffen und vorspringenden Knubbeln, sich drehend und in verschiedene Schieflagen wechselnd, ein Mädchen versucht sich daran im Klettern, während Dr. Dieter Lazik am Steuerpult verschiedene Schwierigkeitsgrade der Klettertour simulierst. Was am Anfang noch vorsichtig beäugt wird, erweist sich dann im Laufe des Brandenburg-Tags als ein Highlight des Wissenschaftsmarktes hinter dem Filmmuseum. Vor allem Kids sind es, die gleich zu mehreren ihre bergsteigerischen Fähigkeiten erproben. Das Gerät wurde von der Firma Innotrend konstruiert, einer Ausgründung aus der Potsdamer Uni, geleitet vom Sportmedizin-Dozenten Lazik und seinem Partner. Sie ist inzwischen erfolgreich und beschäftigt zehn Mitarbeiter. Aber auch andere Universitätseinrichtungen, Institute, Forschungseinrichtungen und Schulen waren mit so interessanten Beispielen ihrer Arbeit angerückt, dass sie den ganzen Tag umlagert waren. Publikumsrenner waren vor allem die Stände, die etwas zum Experimentieren anboten oder ihre Präsentationen eng am Alltag orientiert hatten. Zum Beispiel das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Rehbrücke, an dessen Stand man seinen Körperfettanteil bestimmen lassen konnte. Schnell bildete sich eine Schlange, denn schließlich kann man nicht jeden Tag so im Vorübergehen erfahren, wie es um den eigenen Fettstoffwechsel steht und ob die Pölsterchen vielleicht doch ein wenig abgespeckt werden sollten. Viele wollten aber auch vom Institut für Klimafolgenforschung wissen, ob denn unsere Tage immer wärmer und trockener werden. „Dieser Sommer ist noch kein Indiz dafür“, beantwortete Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe die immer wieder auftauchende Frage. Sicher sei aber, dass die extremen Wetterereignisse sich vervielfältigt hätten und zwar in den letzten 50 Jahren um das vierfache. Das sei unnormal. Langsam dringe es aber ins Bewusstsein von Politik und Wirtschaft, dass man mit den Emissionen nicht weitermachen könne wie bisher. Dass die Reduzierung des FCKW-Ausstoßes sinnvoll sei, zeige sich daran, dass das Ozonloch nicht größer, sondern zum ersten Mal kleiner geworden sei. Eine im Auftrage der Landesregierung vor kurzem fertiggestellte Studie über die Klima-Entwicklung im Land Brandenburg sagt jedoch aus, dass es bei uns künftig wärmer und trockener werden wird. Mal so richtig auf den wunden Punkt konnte man beim Geoforschungszentrum hauen. Dort war eine Apparatur zur Messung von Erdbeben aufgestellt. Wer den Mut aufbrachte, mit einem Hammer auf einen Messpunkt zu schlagen, löste so ein per Kurvenschreiber dokumentiertes Mini-Erdbeben aus. Es werde an einem weltweiten Netz von Erdbebenmesspunkten gearbeitet, erfuhr der Wissbegierige, doch bis zu exakten Vorhersagen sei es noch ein langer Weg. Mit einem fertigen Forschungsergebnis wartete dagegen das Frauenhofer Institut auf. Dr. Carola Fanter und Assistentin demonstrierten, wie Wände durch einen atmungsaktiven Schutzfilm isoliert und Graffities dann mit Wasserhochdruck abgewaschen werden können. Eine Anwenderfirma für das Verfahren sei auch schon gefunden. Der Wissenschaftsmarkt war also insgesamt ein voller Erfolg, auch wenn einige Stände nicht so heiß umlagert waren wie andere und sich die Solarbootvertreter wenig beachtet schon mittags zurückzogen. fran
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