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Die Pyanoe-Kolumne: Mit dem WM-Vibrator ins Finale

Im Stehen knutschen während der Mann die Deutschlandhymne nuschelt, das ist so erotisch wie Fensterputzen. Aber es gibt zum Glück eine ganze Menge anderer schöner Dinge, die man im 4-Jahres-WM-Rhythmus mal erledigen kann.

Stand:

Seit vier Wochen läuft die WM und jetzt ganz besonders gut. Doch es zeigen sich auch Verschleißerscheinungen. Die Männer schwächeln. Das Unkraut im Garten sprießt, die Buchhaltung bleibt unerledigt. Und die Fußball-Diät setzt an – billige Grillwurst und noch billigeres Bier. Damit nicht auch die Beziehung leidet, verzichtete mein Freund gestern Abend auf das Ritual, gemeinsam mit dem Nachbarn das Spiel anzuschauen.

Das ist sehr lieb von ihm, denke ich, doch gerade als ich im Bad bin, fällt das erste der sieben Tore und der Mann klatscht und jubelt auf der Couch, ganz für sich allein. Da tut er mir dann doch leid. Es gibt wohl nichts Entwürdigenderes - für einen Mann - als seine Fußballgefühle allein aussitzen zu müssen.

Wenn man seinen Partner in einem Fußball-WM-Jahr kennenlernt, ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass die Beziehung hält, größer oder kleiner? Zunächst ist zu sagen: Dass sie überhaupt zustande gekommen ist, ist großartig. Ich weiß nicht, ob es Männer gibt, die ihr Balzverhalten dem WM-Rhythmus anpassen, dieses also alle vier Jahre völlig einstellen, um als Single beim Public Viewing unbehelligt die Sau rauslassen zu können. Können Männer so berechnend sein? Mal davon abgesehen, dass meiner lieber das Halbfinale opferte, um dann das Finalspiel auswärts schauen zu dürfen.

Ich kann mit Sicherheit sagen, dass Frauen bei ihrem Timing niemals auch nur irgendeinen Spielplan berücksichtigen. (Allerhöchstens um dann ungestört den Keller auszumisten). Nein, Frauen merken erst, wenn es täglich einen Spielerfrauen-Makeup-Tipp auf der Titelseite gibt, dass da was im Busche ist. Und wenn die Schuhverkäuferin die falsche Größe bringt und seufzt: „Es ist schlimm, ich bin ganz durcheinander“. Die späten Spiele – sie sei völlig unausgeschlafen. Ist nicht gut für den Teint. „Also ich guck mir die nicht an“, sagte ihre Kollegin. Die muss zur Fraktion der heimlichen Kellerausräumerinnen gehören. Alle vier Jahre mal entrümpeln, keine schlechte Idee. Gibt so einiges, was man in diesem Turnus erledigen sollte.

Neuwagen müssen nach vier Jahren erstmals zum Tüv, Kartoffeln darf man nur alle vier Jahre im gleichen Beet anpflanzen, Kassenpatienten haben alle vier Jahre Anspruch auf eine Reha-Kur.
Manche Leute kriegen ihre Kinder im Vier-Jahres-Rhythmus, soll ein guter Abstand sein. Neun Monate nach der WM dürften die Kreißsäle allerdings eher unausgelastet sein. Im Stehen knutschen während der Mann die Deutschlandhymne nuschelt, das ist so erotisch wie Fensterputzen. Es hilft auch nur bedingt, wenn einige Erotikläden jetzt ihre Vibratoren zum halben Preis rausschmeißen (kein Scherz!).

Letztlich wurde meines Wissens auch noch nicht erforscht, welche Auswirkung die Fußballdiät, siehe oben, auf die Zeugungsfähigkeit hat. Nicht, dass es den werdenden Eltern so geht wie in dem alten Auto-Werbespot: Ein flottes Paar gerät in eine Polizeikontrolle, sie steckt kurzerhand einen Fußball unter ihr Shirt, die Polizei gibt Geleitschutz zur Klinik. Dort rutscht ihr der Ball dann prompt heraus und hüpft die Freitreppe herunter.

Nein, das wollen wir nicht. Dann lieber Keller ausräumen oder in aller Seelenruhe Schuhe kaufen. Gibt ja auch Verkäuferinnen, die nicht durch den Wind sind. Ich habe am Dienstag den Mann dann doch zur Jungsgruppe beim Nachbarn geschickt. Die zweite Halbzeit Brasilinen-Deutschland war leider total langweilig, aber dafür haben die Jungs dann einen komplizierten Modellbausatz zusammengebastelt. Und sollte der später im Keller landen....

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