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Neu in Potsdam. Pfarrer Hartmut Nocke aus Glindow wird am Sonntag in der Erlöserkirche gemeinsam mit seiner Kollegin Mechthild Metzner in sein Amt eingeführt.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Mit den Händen reden

Hartmut Nocke ist neuer evangelischer Pfarrer in Potsdam. Er arbeitet künftig in der Erlösergemeinde, in Geltow sowie in der Heilig-Kreuz-Gemeinde

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Sein Wortschatz ist zurückgegangen. Schon längere Zeit habe er sich so gut wie gar nicht mehr in dieser Sprache unterhalten, sagt er. Und dann gibt Pfarrer Hartmut Nocke doch noch eine kleine Kostprobe seiner Sprachkenntnis: Seine Hände und Arme bewegen sich. Die Finger formen Zeichen. Mit ein bisschen Fantasie kann man die Bedeutung so mancher Geste erahnen. Denn Nocke redet jetzt in Gebärdensprache und erklärt – sozusagen als sein eigener Simultanübersetzer – in gesprochenen Worten sogleich die Bedeutung seiner Gesten.

Der Pfarrer sitzt im Gemeindebüro der evangelischen Heilig-Kreuz-Kirchengemeinde Potsdam. Gleich hinter dem Büro, hier in der Potsdamer Kiezstraße 16, liegt sein Arbeitszimmer. Seit November vergangenen Jahres ist Nocke Pfarrer in der Gemeinde. Doch nicht nur hier, in dieser mit rund 200 Seelen wirklich kleinen Gemeinde, hat Nocke vor zwei Monaten den Hirtenstab übernommen. Seine Schäfchen, für die er nun gemeinsam mit seiner Kollegin, der Pfarrerin Mechthild Metzner, als Seelsorger verantwortlich ist, wohnen auch in Geltow sowie in Potsdam-West rund um die Erlöserkirche. Die drei Gemeinden bilden einen Pfarrsprengel. Metzner – die wir an dieser Stelle bereits im November vergangenen Jahres vorgestellt hatten – ist ebenfalls noch nicht lange im Amt. Die Pfarrerin nahm ihren Dienst in Potsdam im vergangenen Oktober auf. Am morgigen Sonntag um 14 Uhr werden Metzner und Nocke in einem Gottesdienst in der Erlöserkirche in ihre Pfarrstellen eingeführt. Sie lösen damit die langjährigen Pfarrer Martin Kwaschik und Konrad Elmer-Herzig ab, die in den vergangenen beiden Jahren in den Ruhestand getreten sind. Die Geschäftsführung für die Gemeinde der Erlöserkirche liege nun in den Händen seiner Pfarrkollegin, sagt Nocke. Er selbst sei mit der Geschäftsführung in der Heilig-Kreuz-Gemeinde sowie in der Geltower Kirchengemeinde betraut.

Mit dem Wechsel nach Potsdam ging für Nocke letztes Jahr eine zwölfjährige Dienstzeit auf dem Land zu Ende. Denn bis 2014 wohnte der Theologe im südbrandenburgischen Trebbus, einem 300-Seelen-Dorf, das seit Jahren ein Ortsteil von Doberlug-Kirchhain ist. In dieser ländlichen Gegend war er als Pfarrer tätig und arbeitete zugleich in der Gehörlosenseelsorge. Für die Wählergemeinschaft „Landwirtschaft Umwelt Natur“ saß er im Stadtparlament von Doberlug-Kirchhain. „Ich habe sehr, sehr gerne auf dem Land gelebt“, sagt Nocke. Er liebe die Gartenarbeit. In Trebbus, wo er mit seiner Familie wohnte, hatte er einen großen Pfarrgarten. Nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt. Doch auch in seiner neuen Pfarrstelle muss der gebürtige Berliner nicht auf Landluft und einen großen Garten verzichten. Der 52-Jährige wohnt jetzt gemeinsam mit seiner Frau, der in Werder tätigen Pfarrerin Andrea Paetel-Nocke, sowie mit der jüngsten Tochter in der Pfarrwohnung im Glindower Gemeindehaus. Vor zweieinhalb Jahren habe seine Frau, mit der er drei Kinder hat, die Pfarrstelle in Werder übernommen. Dafür musste sie das Pfarrhaus in Trebbus verlassen. Ehemann Hartmut Nocke bewarb sich deshalb ebenfalls in der Potsdamer Region, um wieder gemeinsam mit seiner Frau wohnen zu können. Mehrere Bewerbungen habe er geschrieben. Hier in Potsdam klappte es.

Und natürlich hat er sich als Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde, jener Gemeinde, der früher einmal die Garnisonkirche gehörte, bereits mit Potsdams Streitthema Nummer eins auseinandergesetzt: Dem stark umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche. „Ich unterstütze die Wiederaufbaupläne an der Kapelle der Garnisonkirche“, sagt Nocke. Die Idee des Nagelkreuzzentrums finde er überzeugend. Alternativ dazu könne er sich jedoch auch vorstellen, „dass die Erlöserkirche ein solcher Versöhnungsort der Nagelkreuzbewegung sein könnte“.

Auch zu der Frage einer möglichen Fusion der Heilig-Kreuz-Gemeinde mit der wesentlich größeren Erlösergemeinde hat sich Nocke bereits eine Meinung gebildet: Er halte eine solche Variante für gut denkbar. Zuvor müssten jedoch noch einige Fragen, unter anderem zu dem Anwesen „Scholle 51“ in der Geschwister-Scholl-Straße, geklärt werden. Näheres wolle er zu dieser Immobilie derzeit aber nicht sagen.

Sein Pfarrbüro in der Kiezstraße, das er momentan noch einrichtet, könnte Nocke womöglich bald wieder verlassen. „In diesem Jahr soll in Geltow ein Pfarrbüro eingerichtet werden“, sagt Nocke. Da die Kirche dort kein geeignetes Haus besitze, sei geplant, Räumlichkeiten anzumieten. Welche Immobilie man dabei im Blick habe, will der Pfarrer jedoch ebenfalls noch nicht öffentlich machen.

Die Gebärdensprache, die er einst in Kursen und in der Gemeindearbeit gelernt habe, wird Nocke in Potsdam wohl selten benötigen. Im übernächsten Sommer plant er allerdings eine Kanutour durch Schweden mit hörenden und gehörlosen Jugendlichen. Dann wird der Theologe Gelegenheit haben, seinen gestenreichen Wortschatz wieder zu vergrößern.

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