Potsdam: Mit den Schulen wachsen die Schulden
160 Millionen will die Stadt in neue und größere Schulen investieren – auf Druck stetig steigender Schülerzahlen, vor allem im Norden und im Süden. Entlastung könnten Privatschulen bringen
Stand:
Potsdam wächst und mit dem Wachstum müssen auch die Schulen Schritt halten. Am Freitag stellte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) den neuen Plan der Stadt vor, wie sie auf die prognostizierten steigenden Schülerzahlen reagieren will. Eigentlich wäre der alte Schulentwicklungsplan noch bis 2015 gültig, doch angesichts des Bevölkerungsbooms musste die Verwaltung ihre Pläne korrigieren. Die PNN stellen den neuen Schulentwicklungsplan 2014-20 vor.
Was sieht der Plan vor?
Sieben Schulen sollen bis 2020/21 neu gebaut oder erweitert werden. In Bornim ist eine Grundschule geplant, die zum Schuljahr 2017/18 eröffnet und 11,2 Millionen Euro kostet. Bis 2021/22 soll für 19 Millionen Euro eine weitere Grundschule im Bornstedter Feld stehen. Eine Gesamtschule und ein Gymnasium will die Stadt im selben Jahr eröffnen, die Stadt rechnet mit Kosten von rund 50 Millionen, wo die Schulen stehen sollen, ist noch unklar. Die Pierre-de-Coubertin-Schule wird als Oberschule geschlossen, zum Schuljahr 2017/18 sollen dort eine Grundschule und im darauffolgenden Jahr eine Gesamtschule errichtet werden. Kostenpunkt 33 Millionen Euro. Die Rosa-Luxemburg-Schule und die Zeppelin-Grundschule werden ab 2015/16 eine Klasse jeweils mehr aufnehmen.
Was ist kurzfristig im Norden geplant?
Ab dem nächsten Schuljahr wird die Grundschule an der Pappelallee erneut mehr erste Klassen eröffnen als geplant, die dreizügige Schule hat bereits in diesem Jahr erstmals einen vierten Zug. Um weitere Kapazitäten zu schaffen, sollen „räumliche Module“, sprich Schulcontainer, für rund eine Million Euro aufgestellt werden. Die Karl–Förster-Grundschule in der Kirschallee soll davon aber verschont werden, schließlich wurden dort, so Bildungsdezernentin Iris-Jana Magdowski (CDU), bereits in der Vergangenheit die Grenzen des Zumutbaren erreicht.
Betrifft der Boom nur den Norden?
Auch im Süden rechnet die Stadt wieder mit mehr Kindern angesichts preisgünstigeren Wohnraums für junge Familien. Bevor aus der Coubertin-Oberschule eine Grundschule wird, soll die Grundschule am Pappelhain erweitert werden, auch da kalkuliert die Stadt mit „temporären Zwischenlösungen“ – also eventuell weiteren Container-Modulen.
Wie soll das finanziert werden?
Das wird sich auch die Kommunalaufsicht fragen, die bis nächsten Herbst den Plan absegnen muss. Rund 160 Millionen Euro kostet das neue Schulpaket, laut Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) muss es komplett über Kredite finanziert werden. „Das wird so eine richtige Mammutaufgabe“, sagte Exner. Denn ab 2020 steige dadurch die jährliche Belastung im laufenden Haushalt um 16 Millionen Euro. Wo das Geld herkommen soll, müssen die Stadtverordneten entscheiden.
Gibt es Alternativen?
Um Kosten zu reduzieren, könnte die Stadt stärker als bisher private Schulträger werben und sich auch an den Kosten für den Bau freier Schulen beteiligen oder bestehende Gebäude zur Verfügung stellen. Das fordert etwa die CDU. Oberbürgermeister Jakobs hält es hingegen für „zu kurz gedacht, auf die freien Träger zu schielen“. Auch könnte der Entwicklungsträger des Bornstedter Felds an den Baukosten beteiligt werden. Für Grundschulen sieht Jakobs allerdings keine solchen Finanzierungsmöglichkeiten. Die CDU will außerdem den Landkreis Potsdam-Mittelmark zur Kasse bitten, da schließlich rund 1100 Schüler aus den umliegenden Gemeinden in Potsdam beschult werden. Der Potsdamer SPD-Chef Mike Schubert will hingegen einen runden Tisch mit Vertretern von Kreis und Stadt initiieren, um gemeinsam eine Lösung zu finden.
Welche Schwierigkeiten gibt es noch?
Von einem „immensen Zeitdruck“ spricht Bernd Richter, Werkleiter des Kommunalen Immobilienservice (KIS). Das Genehmigungsverfahren bei der Kommunalaufsicht sei langwierig, die Finanzierung und der Bau der Schulen allerdings drängten. Außerdem ist unklar, ob das Land in einigen Jahren im Rahmen der Inklusion kleinere Klassen generell vorschreibt und ob Förderschulen geschlossen werden müssen. Diese könnte die Stadt für den Umbau zu einem Gymnasium oder einer Gesamtschule nutzen.
Sind auch freie Schulen in Planung?
Ja. Beim Bildungsministerium lagen im Oktober vier Neuanträge für freie Schulen zum kommenden Schuljahr vor, allerdings noch nicht genehmigt: Die International Schiller School Foundation will aus dem Schiller-Gymnasium in Drewitz eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe errichten; die Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat eine Grundschule „Marie Juchacz“ beantragt. Eine weitere Grundschule plant die BIP Kreativitätszentrum gGmbH aus Berlin. Und der Kölner Förderverein für Schulen in freier Trägerschaft hat den Antrag auf ein Jungengymnasium in Bornstedt gestellt.
Grit Weirauch
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