zum Hauptinhalt
Doppelmission. Kai Buchmann coacht seit dieser Saison den Zweitligisten TKS 49ers und leitete die Red Hawks Potsdam. 

© Benjamin Feller

Basketball in Potsdam: Mit der Bayern-München-Mentalität

Der Klub Red Hawks möchte den Basketballsport in Potsdam groß machen. Kontrahent USV gibt sich zurückhaltend. Hawks-Macher Kai Buchmann ist zugleich beim aktuell besten Basketball-Verein der Region, den TKS 49ers, aktiv.

Für die einen ist es ein echter Kracher. „Da wird Feuer unter dem Kessel sein“, sagt Kai Buchmann, Trainer der Red Hawks Potsdam, mit Blick auf das Basketball-Derby in der Oberliga am Sonntag (Beginn: 16 Uhr/Sporthalle Montessori-Schule, Gagarinstraße). Der Verein wirbt in den sozialen Medien gewaltig, rechnet mit 250 Zuschauern und somit einer komplett vollen Halle. Die anderen lassen es ruhiger angehen im Vorfeld. „Es spielt unsere zweite Mannschaft. Logischerweise steht die erste bei uns mehr im Fokus“, stellt Steven Sticken klar, der Abteilungsleiter des USV Potsdam.

Rote Falken sind als eigenständiger Verein aus dem SVB hervorgegangen

Red Hawks gegen USV II, Tabellenführer gegen ersten Verfolger – das allein verspricht einen unterhaltsamen Nachmittag, ist aber noch nicht alles an Würze. Am Sonntag treffen zudem zwei Vereine aufeinander, deren Philosophien unterschiedlicher kaum sein könnten. Und der USV ist das, was die Roten Falken werden wollen: die Nummer eins in Potsdam.

Die Red Hawks waren bis zum Frühjahr 2019 eine Abteilung des SV Babelsberg 03. Dort hatten sie 2016 begonnen und feierten in unteren Klassen sofort Erfolge. Seit dieser Saison ist der Verein eigenständig. „Wir sind Babelsberg 03 sehr dankbar. Aber wir wollten auf eigenen Beinen stehen“, sagt Trainer Buchmann, der auch sportlicher Leiter ist und im Vorstand sitzt. Auf der Webseite ist zu lesen: „Die Red Hawks werden für Potsdam und Umgebung der neue Ansprechpartner in Sachen Basketball sein.“ Dabei ist das Wort „der“ zur Verdeutlichung in Versalien gesetzt. Buchmann spricht von der „Bayern-München-Mentalität“.

USV hatte auf Aufstieg in die 1. Regionalliga verzichtet

Das ist eine überdeutliche Kampfansage und es sind große Worte für einen ganz jungen Verein, bei dem sich vieles im Aufbau befindet. Den offensiven Weg wählen die Red Hawks bewusst: „Wir wollen den Basketball hier richtig groß machen“, sagt Buchmann. Aktuell haben sie eine Mannschaft zusammen, die für die Oberliga extrem gut besetzt ist, und bieten ein Rahmenprogramm wie in höheren Ligen.

Der USV – Slogan auf der Webseite: „Wir sind Potsdam, wir sind Basketball“ – verfügt über etwa 300 Mitglieder und ein Dutzend Mannschaften. Der Klub besteht in seiner jetzigen Form seit 2003 und hat auf Landesebene in verschiedenen Altersklassen zahlreiche Titel errungen. Die ersten Herren sind vergangene Saison Meister in der 2. Regionalliga geworden, der Verein hat jedoch auf den Aufstieg verzichtet. „Der Sprung in die 1. Regionalliga ist in jeder Hinsicht riesig“, sagt Abteilungsleiter Sticken. „Das wäre zu riskant gewesen.“ Das Ziel ist erneut die Meisterschaft. Ob der Aufstieg dann wahrgenommen werden würde, ist nach Angaben des 39-Jährigen völlig offen.

"Wir möchten schnell Erfolg haben. Dabei gucken wir nicht auf andere"

Schritt für Schritt, alles zu seiner Zeit, lautet die Devise beim USV. „Wir gehen unseren Weg in Ruhe weiter“, sagt Sticken. Die neue, lautstarke Konkurrenz beobachten sie mit leicht skeptischer Zurückhaltung, schauen in erster Linie auf sich: „Wir sind in allen Bereichen gut aufgestellt, haben eine funktionierende Basis und können stolz darauf sein“, betont Sticken. Der Nachbar mache großartige Arbeit, findet Buchmann: „Aber unsere Herangehensweise ist eben eine völlig andere. Wir möchten schnell Erfolg haben. Dabei gucken wir nicht auf andere.“ Zumindest Letzteres eint beide Klubs.

Im Sommer, als die Red Hawks schon gegründet waren, haben sich Buchmann und Sticken getroffen – das Ergebnis war nicht überraschend: Es gibt zu wenig Gemeinsamkeiten, um bei gewissen Dingen an einem Strang zu ziehen. Doch was bedeutet die neue Konstellation für die Zukunft der Sportart in Potsdam, etwa bei den Themen Nachwuchs und Sponsoren? Auch hier gehen die Meinungen auseinander. Buchmann sieht Potenzial für drei oder sogar vier große Basketball-Vereine in der Stadt. Sticken glaubt, dass die Ressourcen endlich sind.

Buchmann sieht seine Zukunft bei den Red Hawks

Eine besondere Note bekommt die Gemengelage dadurch, dass Buchmann auch Trainer der TKS 49ers ist, dem sportlichen Schwergewicht in der Region aus der 2. Bundesliga ProB. Dort war er früher schon tätig, war danach unter anderem im Trainerstab des Erstligisten Crailsheim Merlins. Zurückgekommen ist er für das Projekt Red Hawks. Als die 49ers für diese Saison einen Trainer brauchten, hat Buchmann die Aufgabe auch übernommen, will mit dem Team den Klassenerhalt schaffen. Was schwer genug wird. Seine Zukunft sieht der 38-Jährige aber bei den Red Hawks.

Doch auch für die ambitioniertesten Vertreter ist pro Jahr höchstens ein Aufstieg möglich, so werden die Red Hawks zu einer Schritt-für-Schritt-Politik gezwungen. Der nächste kleine Schritt soll am Sonntag im Heimspiel gegen den USV II getan werden. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir aufsteigen wollen. Wir sind Favorit“, sagt Buchmann. Nächste Saison könnte es zum großen Derby gegen die Erste des USV kommen. „Das wäre natürlich deutlich brisanter“, sagt Sticken. Aber einen Sieg im anstehenden Duell würde er selbstredend gern mitnehmen: „Wir haben eine richtig gute Mannschaft und eine sehr gute Chance.“ 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false