Landeshauptstadt: Mit der Lammfelltrommel im Unterricht
Tag der offenen Tür bei den Fachschulen für Sozialberufe / „Keine Schule der reichen Leute“
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Templiner Vorstadt - Dietmar John steht im Unterrichtsraum und bläst in ein Gestänge aus zusammengeschweißten Rohren. Dumpfe Töne entweichen dem Instrument der Marke „Eigenbau“. John ist Musiklehrer an der „Fachschule für Sozialwesen“ und an der „Berufsfachschule Soziales“ auf Hermannswerder. Die imposante Kupferrohrtröte hat John zusammen mit Schülern im Unterricht gebaut. Beim Tag der offenen Tür am vergangenen Samstag gaben er und einige seiner Kollegen einen Einblick in das Innenleben der beiden Fachschulen.
John präsentierte den Musikbereich mit einer Vielzahl von Instrumenten, darunter Keyboard und Schlagzeug, aber eben auch mit diversen Eigenbauten, wie die Kupferrohrtröte oder eine Trommel, die aus einem mit Lammfell bespannten Blumentopf besteht. Viele Schüler, sagt John, kommen mit sehr negativen Erinnerungen an ihren früheren Schulmusikunterricht hierher. In seinem Unterricht kehre der Spaß an Musik bei den Schülern zumeist wieder zurück.
Ähnlich kreativ präsentierte sich der Kunstunterricht: Collagen, Druckgrafiken, Aquarelle und selbst hergestellte Puppenköpfe zeugten von einem vielseitigen Unterricht an den kirchlichen Fachschulen, in denen Sozialassistenten, Erzieher, Heilerziehungspfleger sowie Heilpädagogen ausgebildet werden. Die Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche sei für Ausbildungsbewerber keine Bedingung, erzählt Kunstlehrerin Birgit Baer: „Es sind die wenigsten wirklich konfessionell gebunden“. Eine Offenheit für den christlichen Glauben werde aber erwartet.
Auch wenn es sich bei den Fachschulen eigentlich um zwei separate Bildungseinrichtungen handelt, so sind sie dennoch organisatorisch vereint. „Wir empfinden uns als eine Schule“, sagt Martin Reiche, stellvertretender Schulleiter beider Schulen. Die etwa 600 Schüler lernen in zwei altehrwürdigen Backsteingebäuden auf dem Gelände der Hoffbauerstiftung. Die jüngsten Schüler seien 16 Jahre. Dann gehe es hoch bis Mitte 20. Doch „Spätberufene sind auch schon mal über 50“, erzählt Reiche. Vorwiegend Mädchen und Frauen lernen an den beiden Bildungseinrichtungen. Doch auch beim männlichen Geschlecht werde die Ausbildung zunehmend beliebter. Unglücklich zeigte sich Reiche im Hinblick auf die Mittelkürzungen bei Freien Schulen in Brandenburg. „Wir müssen unsere Organisation kosteneffizienter gestalten“, sagte Reiche. Das Schulgeld könne nicht beliebig erhöht werden. Man sei „keine Schule der reichen Leute“. Holger Catenhusen
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