Landeshauptstadt: Mit der „Royal Louise“ zur grünen Tonne Großes Fest zum Unesco-Welterbetag am 3. Juni in der Schwanenallee / Villa Schöningen zu besichtigen
„Auf diesem Schiff dürfen nur Leute segeln, die nicht von der eigenen Hände Arbeit leben.“ Das stand in der Gründungsurkunde einer Herren-Segelklasse zu Kaiserszeiten, berichtete Peter Rieck vom Yacht- und Schifffahrtsverein „Royal Louise“.
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„Auf diesem Schiff dürfen nur Leute segeln, die nicht von der eigenen Hände Arbeit leben.“ Das stand in der Gründungsurkunde einer Herren-Segelklasse zu Kaiserszeiten, berichtete Peter Rieck vom Yacht- und Schifffahrtsverein „Royal Louise“. Rieck war gestern anwesend bei der Vorstellung der Höhepunkte des Welterbefestes am Sonntag, dem 3. Juni, durch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in den Vereinsräumen der Matrosenstation „Kongsnaes“.
Freilich sind des Kaisers Zeiten vorbei, deshalb können an diesem Tag alle Interessenten das Deck der kaiserlichen Drei-Mast-Yacht „Royal Louise“ betreten und mit diesem Nachbau eines britischen Marinesegelschiffes im Maßstab eins zu drei in den Jungfernsee stechen. Allerdings, so Vereinsmitglied Eberhard Jahn, nur solche Interessenten, die keine Stöckelschuhe tragen, denn „High Heels“ hinterlassen unschöne Spuren auf den Deckbrettern, wie der Verein bereits erfahren musste. „Das sind also keine Gewehreinschläge auf dem Deck“, witzelte darauf der Oberbürgermeister, worauf Fides Mahrla vom Kulturstadtverein, der das Welterbe-Fest organisiert, schlagfertig antwortete: „Nein, das waren die Waffen einer Frau.“
Die Organisatoren des Unesco-Welterbetages sind in der Tat guter Dinge. Sie hoffen, dass ihre Veranstaltung, die in diesem Jahr an der Schwanenallee unweit der Glienicker Brücke stattfindet, ebenso so gut besucht wird, wie vor einem Jahr, als 5000 Besucher in die Kolonie Alexandrowka kamen. „Lebendiges Welterbe – Romantik am Wasser“ lautet das Motto der diesjährigen Veranstaltung. Kooperationspartner sind neben der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg auch der Verein Berliner Vorstadt und weitere Vereine. Das Programm beginnt um 15 Uhr und soll die Romantik lebendig werden lassen, jene Zeit, in der die Kulturlandschaft am Wasser ihre heutige Gestalt bekam. Es werden Fahrten mit dem Wikingerschiff „Kari“ und wie bereits erwähnt dem Dreimastsegler „Royal Louise“ angeboten. Mit der Louise wird nach Aussage von Eberhard Jahn auch jene berühmte grüne Tonne im Jungfernsee angefahren, von wo aus im 360 Grad Rundblick alle wichtigen Sehenswürdigkeiten Potsdams vom Wasser aus zu sehen sein sollen.
Bei Führungen werden ferner Bauwerke und Landschaften vorgestellt, darunter der Neue Garten, der Park Glienicke, die Glienicker Brücke sowie die Villa Kampffmeyer und die Villa Schöningen. Die Sanierung letzterer, eine Villa nach Entwürfen von Ludwig Persius, war in den zurückliegenden Jahren Gegenstand heftigster Debatten. Geöffnet ist weiter die Matrosenstation in der Schwanenallee – hier ist eine Ausstellung mit Grafiken und Collagen von Christian Heinze zu sehen. Der Bildhauer Ralf Matura und die Restauratoren Christof und Arnold Bolze zeigen ihr Handwerk. Zu besichtigen sind auch die Baustelle für den Wiederaufbau der Eremitage im Neuen Garten sowie die Muschelgrotte.
Ein Bühnenprogramm sorgt für Unterhaltung. Unter anderem treten auf: die Theatergruppe Poetenpack, der Malteser Treffpunkt Freizeit mit dem Stück „Piraten auf Tour“ und das Kabarett am Obelisk. Ein Kinderprogramm ist ebenfalls vorgesehen. Angeboten werden zum Beispiel Spiele des 19. Jahrhunderts, Basteln, Ponyreiten, Potsdam-Quiz, Theater-Improvisation.
Höhepunkt der Veranstaltung ist der Auftritt des Babelsberger Filmorchesters mit Musik von Edvard Grieg um 21 Uhr. Die Suiten des Norwegers gelten als Meisterwerk der romantischen Orchestermusik. Während die Musik verklingt, beginnt eine künstlerische Lichtinstallation, bei der sich die Glienicker Brücke in einem traumhaften Farbenspiel zeigen wird. Mit der Wahl dieses Ortes will die Stadt laut Jakobs die Aufmerksamkeit auf ein Unesco-Areal lenken, das in den vergangenen Jahren mit großem Aufwand durch öffentliches und privates bzw. bürgerschaftliches Engagement wieder hergestellt wurde. Die Schwanenallee präsentiere einen von zahlreichen landschaftlichen Vorzügen Potsdams. Sie sei ein Ort am Wasser, an dem Wohnen und Erholung gleichermaßen stattfinden. Die Schwanenallee verbindet den Neuen Garten mit der Glienicker Brücke. Von 1961 bis 1989 stand dort die Mauer, ein Zugang oder eine Blickbeziehung zum Uferbereich des Jungfernsees waren nicht möglich. Seit 1990 wurden die Grenzanlagen abgebaut und eine Grünanlage gestaltet.
Mit der Ausrichtung des Welterbetages befindet sich Potsdam nach Stadtangaben in bester Gesellschaft. In Deutschland stehen 32 Welterbestätten auf der Unesco- Liste, darunter die Museumsinsel Berlin, die Wartburg, das Dresdner Elbtal und die Altstädte von Wismar und Stralsund. An allen 32 Orten finden Aktionen zur Würdigung des Welterbes statt. Der deutsche Unesco-Welterbestättentag wird jährlich am ersten Sonntag im Juni begangen.
Weltweit gehören 830 Denkmäler in 138 Ländern zum Unesco-Welterbe. Die Liste umfasst neben Bauwerken auch Naturdenkmäler und Naturparks. Mit der Benennung verpflichten sich die betreffenden Staaten zu fortdauernden Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen.
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